03 - Sinnliche Versuchung
Stimme war
heiser und kratzig.
»Wie geht es Ihnen?«,
fragte sie.
Er warf ihr einen
vielsagenden Blick zu. Die hellen Bernsteinaugen hoben sich von den dunklen
Bartstoppeln ab, die ihm ein verwegenes Aussehen gaben. Das restliche Gesicht
aber war von Erschöpfung gekennzeichnet.
Die Augen schlossen
sich wieder. »Wie lange?«, krächzte er.
»Wie bitte?«
Die Augen öffneten
sich wieder. Er befeuchtete die Lippen mit der Zunge. »Wie lange war ich
bewusstlos?«
»Seit gestern
Morgen.«
Sein Blick wanderte
zu den Fenstern, durch die ein mildes Licht in die Hütte fiel. »Den ganzen
Tag?« Er schüttelte den Kopf. »Das ist nicht möglich.«
Julianna lächelte
leicht. »Ich fürchte ja.«
Dane sagte nichts.
Er blickte auf ihre Hände. Sofort zog Julianna sie in den Schoß zurück. Sie
spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg.
Eine dunkle Braue
hob sich langsam, aber er verzichtete auf eine Bemerkung. Dafür war Julianna
ihm von Herzen dankbar. Ihr Herz schlug merkwürdig unruhig, als sie daran
dachte, wie sich seine Lippen auf ihrem Mund anfühlen würden ... Zur Hölle mit
diesem Mann! Was hatte er an sich, das ihn so anziehend machte? Es war nicht
ihre Art, derart über einen Mann nachzudenken. Und warum war es ausgerechnet
dieser Mann! Sie wusste es nicht ...
Ihre Gedanken
wurden plötzlich unterbrochen, als er sich aufsetzte und die Bettdecke
zurückschlug.
»Was zum Teufel
machen Sie da?«
»Was zum Teufel
wird das wohl sein?«, gab er zurück.
Julianna sprang
auf. Der Stuhl kippte nach hinten und schlug krachend auf den Dielenbrettern
auf. Sie achtete nicht darauf. »Sie stehen nicht auf!«, fuhr sie ihn streng an.
»Haben Sie mich verstanden, Sir?«
»Teuerste Julianna,
das ist leider unmöglich«, herrschte er sie ebenso aufgebracht an. Mit schmerzverzerrtem
Gesicht stellte er die Füße auf den Boden. »Finden Sie nicht, dass es unter
diesen Umständen lächerlich ist, mich >Sir< zu nennen? Ich heiße Dane.«
»Wie Sie wünschen,
Dane. Und jetzt sagen Sie mir, Dane, was Sie vorhaben.«
Er stieß einen
unverständlichen Fluch aus.
Juliannas Augen blitzten
auf. »Das ist kein Grund zum Fluchen!«
»Teuerste,
allerdings gibt es einen Grund, aber es war nicht meine Absicht, Ihr Zartgefühl
zu verletzen. Trotzdem weiß ich nicht, wie ich mich ausdrücken soll ... in
dieser Situation. Ein Mann hat gewisse Bedürfnisse ...« Er zögerte und
beobachtete ihre Reaktion.
»Bedürfnisse?« Ihr
blieb der Mund offen stehen. Die blauen Augen blitzten auf und der Rücken wurde
steif. »Wie können Sie überhaupt an so etwas denken ...«
»Nein«, unterbrach
er sie. »Nicht solche Bedürfnisse.«Er warf ihr, wie er hoffte, einen
bedeutungsvollen Blick zu. »Ich darf doch annehmen, dass Sie so freundlich
sind, mich einen Augenblick lang allein zu lassen?«
Julianna wurde
stocksteif. »Oh«, japste sie. »Oh!« Sie schluckte und schwebte mit feuerrotem
Gesicht zur Tür hinaus. Sie wollte noch sagen, dass er sie rufen solle, falls
er ihre Hilfe brauche. Aber wie hätte das geklungen?
Sie ließ ihm eine
Weile Zeit, die sie für angemessen hielt, um den Nachttopf zu benutzen. Dann
klopfte sie an der Tür und kam sich noch ziemlich töricht vor.
Es kam keine
Antwort. Sie lauschte angestrengt, klopfte ein zweites Mal, dieses Mal lauter.
»Dane?«, rief sie.
Wieder keine
Antwort. Besorgt öffnete sie die Tür und lugte hinein. Er stand am Tisch. Mit
dem Ausdruck der Bestürzung stützte er sich mit einer Hand ab. Ihre
Verlegenheit schwand sofort, als sie das leichenblasse Gesicht sah. Er drohte
zusammenzubrechen. Geistesgegenwärtig schob sie ihm einen Stuhl unter, als
seine Knie nachgaben.
»Es dreht sich alles.«
»Legen Sie den Kopf
auf den Tisch.« Vorsichtig drückte sie seinen Kopf nach unten.
Es schien eine
Ewigkeit zu dauern, bevor er wieder den Kopf hob. Erleichtert sah sie, dass
sein Gesicht wieder Farbe bekommen hatte. »Mein Gott«, murmelte er.
»Wie fühlen Sie
sich?«
»Schwach wie ein
Neugeborenes«, gab er zu.
»Sie haben eine
Menge Blut verloren«, sagte Julianna ruhig. »Es wird eine Weile dauern, bis
Sie wieder zu Kräften kommen.«
Er seufzte. »Tja«,
murmelte er, »wie es scheint, hat sich das Blatt gewendet. Jetzt haben Sie mich
in der Hand. Darf ich Ihnen trauen?«
Julianna konnte ein
Lächeln nicht unterdrücken. »Ja, Sie können mir trauen«, gab sie zurück. »Und
jetzt ab ins Bett mit Ihnen, Si ...«
Sie hielt inne, als
seine Brauen sich hoben und er vorwurfsvoll
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