03 - Sinnliche Versuchung
den Kopf schüttelte.
Sie hakte sie bei
ihm ein. »Ab ins Bett mit ihnen, Dane.«
Dieses Mal gab es
keinen Widerspruch.
Später hatte sie
Zeit zum Nachdenken ... Das Blatt hatte sich tatsächlich gewendet. Die Elster
war jetzt völlig in ihrer Gewalt. Eine sonderbare Vorstellung. Nein, nichtganz
in ihrer Gewalt, überlegte sie. Schwach oder nicht, eine Aura verborgener Kraft
umgab ihn, die nichts überdecken konnte. Sein muskulöser Körper beanspruchte
fast das ganze Bett. Obwohl er ruhig und friedlich vor sich hin schlummernd in
den Kissen lag, ließ sie sich nicht täuschen. Der nackte Oberkörper war
beunruhigend und sie musste ihn immer wieder ansehen. Sie spürte, wie sie dabei
errötete und versuchte rasch, sich anderweitig zu beschäftigen.
Sie durchsuchte den
Schrank und fand ein paar Stücke getrocknetes Rindfleisch. Er würde nie wieder
zu Kräften kommen, wenn er nicht aß, überlegte sei. Aber zu schwere Kost wäre
für ihn nicht bekömmlich.
Mehrere schwarze
Eisenkessel verschiedener Größe hingen neben dem Kamin. Sie suchte sich den
kleinsten aus, füllte ihn mit frischem Wasser aus dem Brunnen und hängte ihn an
den Haken über dem Feuer. Dann warf sie eine Hand voll Rindfleisch und etwas
Salz hinein. Sie staubte die Hände ab, trat einige Schritte zurück und wartete
ab. Nachdem sie Parzival versorgt hatte, trug sie Holz in die Hütte, füllte
einen Eimer mit Wasser und kehrte zum Feuer zurück. Sie hob den Deckel und
schaute hinein. Die Flüssigkeit war dunkel und trüb und sah nicht gerade
schmackhaft aus. Oh, was hätte sie jetzt nicht für ein Stück Kuchen und einen
Becher Schokolade gegeben!
Die Schatten der
Nacht krochen in die Hütte. Sie zündete ein paar Kerzen an und ging wieder zum
Kessel. In diesem Moment wachte Dane auf. »Was ist das?«, fragte er.
»Brühe. Ich denke,
das wird Ihnen gut tun. Möchten Sie etwas davon?«
Er nickte.
Julianna schöpfte
sie vorsichtig in eine Holzschüssel und trug sie zum Bett. Dane setzte sich
mühsam auf, mit dem Rücken zur Wand. Dabei schossen ihm glühende und eisige
Nadeln durch die Brust bis in den linken Arm. Mit der gesunden Hand hielt er
den Arm fest.
»Verdammt!«,
brummte er. »Ich kann nicht einmal diese verflixte Schüssel halten!«
»Schon gut.« Sie
eilte zu ihm. »Ich kann Sie füttern, wenn Sie möchten ...«
»Nichts ist gut!«, maulte
er. »Ich will nicht, dass Sie mich wie ein Kind füttern!«
Julianna blieb
wütend stehen. Am liebsten hätte sie ihm die Brühe über den Kopf geschüttet. So
eine Frechheit! Dane war ihre Reaktion nicht entgangen.
Doch bevor er
einlenken konnte, sagte sie sanft: »Vielleicht geht es Ihnen morgen besser und
sie können am Tisch sitzen. Aber für heute habe ich eine Idee.«
Sekunden später
trat sie ans Bett und reichte ihm eine Tasse mit der warmen Brühe.
Wortlos nahm er sie
entgegen und nippte daran. Die Augen wurden feucht und er hustete wie ein Erstickender.
Gott im Himmel, hatte sie die volle Salzdose in den Kessel geschüttet? Über den
Tassenrand strahlten ihn die blauen Augen erwartungsvoll an und er sah, dass
sie darauf bedacht war, ihm eine Freude zu machen.
Und er, dachte er
grimmig, spielte hier den Bösen.
Er trank die
ungenießbare Brühe bis auf den letzten Tropfen aus.
Dann stellte er die
Tasse ab und lehnte sich zurück. »Es tut mir leid«, sagte er ruhig. »Ich habe
die Geduld verloren. Sie können nichts dafür.«
Oh, natürlich war
sie schuld. Und beide wussten
es. Julianna
kämpfte gegen einen Schwall dummer
törichter Tränen
an. Sie wollte sich umdrehen, damit er
es nicht sah, aber
er griff bereits nach ihrer Hand.
Sie schüttelte
schwach den Kopf. »Ich ... es ist schon gut«, sagte sie unbeholfen.
Er zog die Stirn in
Falten und blickte sie forschend an. »Sie sehen müde aus«, stellte er fest.
»Mir geht es gut.«
Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Ehrlich.«
Aber Dane ließ sich
nichts vormachen. »Sie sind erschöpft.«
»Glauben Sie mir,
sonst hätte ich es doch nicht gesagt!«
So. Die Lady war
eigensinnig und beharrlich. Er gab nicht auf.
»Wann haben Sie das
letzte Mal geschlafen?«
»Das weiß ich nicht
mehr.«
Er hob die Braue.
»Haben Sie nun geschlafen oder nicht?«
»Ein wenig«, log
sie.
»Das stimmt nicht«,
sagte er knapp.
»Doch!«, beharrte
sie. »Ich habe dort geschlafen!« Sie zeigte auf den Stuhl neben sich.
Mit einer steilen
Falte auf der Stirn machte er eine missbilligende Bemerkung.
»Nun, heute Nacht
werden Sie nicht
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