03 - Sinnliche Versuchung
ein
Versprechen gegeben.
Ein Versprechen, das sie halten
würde.
Mrs MacArthur kam in den Salon und stellte ein
Tablett vor ihnen ab. Zum Dank bedachte Justin die Haushälterin mit einem
umwerfend strahlenden Lächeln, worauf sich deren Wangen röteten. Sie wusste,
dass ihr das Lächeln erst an zweiter Stelle galt, aber es war genau jenes Lächeln,
das so viele Frauen für ihn eingenommen hatte — jahrelang. Nur seine Frau machte
eine Ausnahme, am Anfang jedenfalls; Juliannas Schwägerin Arabella hatte den
flotten jungen Mann vor den Kopf gestoßen, weil sie sich nicht von seinem
Charme beeindrucken ließ.
»Jedes Mal, wenn du hier gewesen
bist«, sagte Julianna schmunzelnd, »tänzelt Mrs MacArthur noch tagelang
strahlend durchs Haus. Vielleicht sollte ich Arabella stecken, dass du wieder
eine neue Eroberung gemacht hast?«
»Oh, in meinem Leben gibt es nur
eine Frau. Oder besser — zwei«, fügte er hinzu und grinste zufrieden. Julianna
wusste, dass er dabei an seine kleine Tochter dachte.
»Und was ist mit mir?« Sebastian zog
die Stirn in Falten. »Bin ich ein Waldschrat?«
Julianna zog die Nase kraus und sah
ihren gutaussehenden Bruder schelmisch an. »Ich kenne eine Frau, die von dir
hingerissen ist.« Sie wartete einen Augenblick ab. »Wie geht es den
Zwillingen?.
»Brabbeln ständig. Krabbeln überall
herum. Devon und ich sind am Abend fix und fertig.« Er verzog verdrossen das
Gesicht und verdrehte die Augen, was ihm keiner abnahm, denn alle wussten, dass
er seine Kinder und seine Frau abgöttisch liebte.
Sie plauderten noch eine Weile. Mrs
MacArthur servierte Teegebäck und winzige Fruchttörtchen. Sebastian fiel auf,
dass Julianna ihren Teller nicht angerührt hatte.
Mit einem Klicken stellte er die
Tasse ab. »Was bedrückt dich, Jules?«, fragte er ruhig.
Julianna blieb nach außen hin
gelassen. In den letzten Tagen war sie ständig bemüht gewesen, die wenige Kraft,
die ihr geblieben war, nicht zu vergeuden. In der vergangenen Nacht aber hatte
sie die Schlacht verloren. Ständig sah sie Bilder von Dane vor sich. Die
bernsteinfarbenen Augen ließen sie nicht los. Seine Wärme umgab sie... wie
sehnte sie sich danach! Nach ihm. Mein Gott, würde sie ihn nie
vergessen? Den Geruch und Geschmack seiner Haut? Eine kurze Zeit lang hatten
sich die leeren Winkel ihres Herzens ... ihres Lebens! ... gefüllt. Das machte
die Leere noch unerträglicher.
Etwas war in ihr zerbrochen. Sie
hatte das Gesicht ins Kissen gedrückt und bitterlich geweint. Schlaf hatte sie
erst im Morgengrauen gefunden. Als sie aufwachte, hatte sie dunkle Ringe unter
den Augen.
»Nichts«, leugnete sie schnell.
»Wieso kommst du darauf?« Sie trank
einen Schluck Tee und verbrannte sich die Zunge.
Er hob die Brauen. Die Augen
wanderten vielsagend vom unberührten Teller zu ihrem Gesicht. »Das ist dein
Lieblingsgebäck. Das hast du nie stehen lassen.«
»Ich habe spät zu Mittag gegessen«,
log sie.
Sebastian blickte sie prüfend an.
Sie versuchte ihren Kummer zu verbergen, aber die Brüder kannten sie zu gut.
»Du siehst müde aus, Julianna.«
Sie senkte die Lider, aber Justins
Argusaugen waren ihr zuvorgekommen. »Du hast dich sehr verändert«, stellte er
unverblümt fest. »Und du bist schmaler geworden.«
»Ja«, stimmte Sebastian zu. »Und du
hast deine Frische verloren. Den hellen Klang deiner Stimme.« Eine steile Falte
bildete sich auf seiner Stirn. »Warst du krank? Oder so was Ähnliches?«
Ein tonnenschwerer Stein legte sich
auf Juliannas Brust. Am liebsten hätte sie sich ihren Brüdern in die Arme
geworfen, Schutz und Trost bei ihnen gesucht. Aber es gelang ihr, sich
zusammenzunehmen und den Kopf zu schütteln.
»Ganz und gar nicht«, gab sie kurz
angebunden zurück. »Das muss die Beleuchtung sein. Es ist so ein grauer Tag.«
Justin ergriff wieder das Wort.
»Wenn ich es nicht besser wüsste«, sagte er langsam, »würde ich meinen ...« Er
hielt inne. Die grünen Augen musterten sie eingehend.
»Mir geht es bestens«, erklärte Julianna
und wurde langsam ärgerlich.
»Dann beweise es«, forderte er sie
heraus. »Begleite uns zu dem Ball der Farthingales heute Abend, Du hast
sicherlich auch eine Einladung bekommen.«
»Im Gegensatz zu dir, kann ich einer
Herausforderung widerstehen.« Auch die Ehe hatte sein aufbrausendes
Temperament nicht gezügelt! »Ehrlich gesagt, hatte ich mich auf einen ruhigen
Abend zu Hause gefreut.«
»Einen Abend nicht zu Hause zu
verbringen wird dir nicht schaden. Vielleicht
Weitere Kostenlose Bücher