03 - Sinnliche Versuchung
spielte.
»Fort.«
»Wann?«
»Heute Nachmittag.«
In seinen Augen blitzte es auf. »Ich muss mich um ... ich habe einiges zu
erledigen.«
Der Zauber war
gebrochen. »Oh. Wegen ...«
»Ja.« Er machte
eine Pause. »Ein Uhr?«
Sie nickte wortlos.
»Bis dann.« Er
grüßte kurz und verschwand.
Sie blickte ihm
nach, noch lange, nachdem er um die Ecke gebogen war. Erst dann merkte sie,
dass sie Maximilian immer noch im Arm hielt.
Als die Glocke
pünktlich um ein Uhr läutete, musste Julianna an sich halten, nicht die Treppen
hinunterzurennen. Sie hörte das Öffnen der Tür und die Begrüßung durch Mrs
MacArthur. Sie presste die Handflächen an die Wangen und zwang sich, ihm nicht
auf dem Flur entgegenzulaufen. Du fähnot dich wie ein Schulmädchen auf!, schalt
sie sich. Es half nichts. Ihr war schwindelig, als ob sie tatsächlich die
Treppen hinuntergesprungen wäre.
Vor dem Haus half
er ihr in die offene Kutsche. Als er das Gefährt aus der Innenstadt lenkte,
wanderte Juliannas Blick immer wieder auf seine Hände, die die Zügel so
geschickt hielten. Was hatte er für wunderbare, faszinierende Hände! Sehnig und
sonnengebräunt. Die kräftigen Handgelenke waren mit gekringelten dunklen
Härchen bedeckt. Die Vorstellung, dass diese Hände sie erst wenige Stunden
zuvor berührt hatten, weckte neue Sehnsüchte in ihr.
Er schaute zu ihr
herüber. »Was ist mit dir?«
»Nichts.« Auf
keinen Fall wollte sie wie eine dumme Göre stammeln. Niemals!
Eine nervöse
Spannung hatte sie ergriffen, als sie ihn an diesem Morgen wiedergesehen hatte,
die aber verging, als sich ihre Körper leicht berührten. Sie versuchte auch
nicht, von ihm wegzurutschen. Seine Nähe war ihr wunderbar vertraut, sie fühlte
sich wohl und auf sonderbare Weise beruhigt.
Als sie anhielten,
schwang er sie wie eine Feder zu Boden. Ein Pfad schlängelte sich von der
Straße in einen Eichen- und Ulmenwald. Wildblumen hatten sich hier und
da ihren Weg durch das Erdreich gebahnt.
Die Sonnenstrahlen
vergoldeten die Grashalme und tauchten alles in frische leuchtende Farben. In
den Händen hielt er eine Decke und einen kleinen Picknickkorb.
»Lass uns hier
bleiben.«
Er stellte den Korb
ab, umfing ihre Taille und zog sie hinter einen Baum, wo er sie lange und innig
küsste.
»Dane«, sagte sie
und schnappte nach Luft, als er ihren Mund endlich freigab, »ist das nicht
etwas zu vertraut?«
Er warf den Kopf in
den Nacken und lachte.
»Ist das ein
Stelldichein?«, fragte sie schelmisch.
»Möchtest du das?«
Julianna biss sich
auf die Lippe. Eine plötzliche Röte färbte ihr die Wangen. »Ich weiß es nicht«,
antwortete sie wahrheitsgetreu.
Dane sagte nichts
und blickte sie nur lange und eindringlich an. Er zog sie auf die Decke, legte
seine Jacke ab und packte Brot, Käse und Wein aus.
Sie teilten sich
das Essen. Als sie das kleine Mahl beendet hatten, lehnte er sich gegen den
Baumstamm. Ein Bein hatte er an die Brust gezogen und sah in die Baumkronen.
Die Sonnenstrahlen verwandelten sein Profil in eine goldene Silhouette. Der
kühne Schwung seines Mundes hatte einen verführerischen Zug bekommen, der ihr
Herz schneller schlagen ließ. Ob sich sein Mund zu einem jungenhaften Grinsen
verzog oder zu einer schmalen Linie, sein Anblick war jedes Mal atemberaubend.
Die Erkenntnis, dass er unwiderstehlich war, traf sie wie ein Schlag.
Als wenn er ihren
Blick gespürt hätte, blickte er zu ihr hinüber. Er stellte das Glas ab und
fasste nach ihrer Hand. Julianna befeuchtete die Lippen, als er mit der Zunge
über die dünne Haut zwischen Daumen und Zeigefinger fuhr.
»Weißt du, was ich
mit dir tun würde, wenn wir allein wären?«
»Ich glaube, das
weiß ich.«
Der strenge Ton
ließ ihn auflachen. Sie blickte ihn aus halb geschlossenen Augen an.
»Du hast schon
wieder dieses Lachen«, sagte sie.
»Was für ein
Lachen?«
»So wie gestern
Abend.«
»Bei welcher
Gelegenheit?«
»Als du ... als wir
... nachdem ...«
»Nach was?«
»Lachst du über
mich?«
»Aber nein,
Kätzchen. Aber ich lache ... weil mir etwas eingefallen ist,
Er spielte mit
ihren Fingerspitzen. »Wenn diese Geschichte mit der Elster überstanden ist,
dann sollten wir heiraten.«
Julianna traute
ihren Ohren nicht und entriss ihm ihre Hand. »Das finde ich gar nicht komisch«,
sagte sie streng.
»Ich auch nicht.«
»Dane! Wieso kommst
du überhaupt auf diesen Gedanken?«
Die schwarzen
Brauen hoben sich hochmütig. »Wieso? Muss ich dich an gestern Nacht erinnern?
Ich
Weitere Kostenlose Bücher