03 - Sinnliche Versuchung
noch mal!
Er wollte nicht
hier sein. Er wollte irgendwo sein, nur nicht hier.
Nein, das stimmte
nicht. Er wollte bei ihr sein. Bei J ulianna.
Beinahe von Anfang
an hatte er sich vorgebetet, dass sein Verlangen ihn nicht beherrschen dürfe.
Die gefahrvollen Aufgaben, die er übernommen hatte, erforderten seine
persönliche Ungebundenheit. Was wäre, wenn sich seine größte Angst bewahrheiten
sollte und er sein Leben verwirkte? Es wäre keiner Frau gegenüber fair gewesen
... Gott möge ihm beistehen, Julianna gegenüber war es nicht fair! Sie hatte
bereits zu viel Schmerzliches in ihrem Leben erlitten.
Aber das Verlangen
war stärker geworden. Er konnte nicht verhindern, was zwischen ihnen geschah.
Er konnte es immer noch nicht. Bei Gott, er wollte es nicht!
Allmächtiger,
dachte er angewidert, was hatte er alles falsch gemacht! Was zum Teufel hatte
er sich dabei gedacht? Er war zu selbstherrlich gewesen. Wie sie gesagt hatte -
zu arrogant! Der Mann in ihm wollte immer noch nicht begreifen, dass sie ihm
einen Korb gegeben hatte.
Schön, sinnierte er
grimmig, der Antrag war nicht gerade formvollendet gewesen.
Nein, er war nicht
so, wie er hätte sein sollen. Er hätte ihr den Hof machen müssen. Warten.
Ihre Stimme war
süßer als das Sonnenlicht, das das Dunkel des Waldes erhellte. Rein. Klar und
ungetrübt. War es ein Wunder, das er ungeduldig war?
Zum Donnerwetter,
was sollte er also tun? Er würde sie nicht gehen lassen. Nein, so schnell würde
sie ihn nicht loswerden. Sie würde nicht aus seinem Leben verschwinden.
Bei Gott, er wollte
auf der Stelle wieder in ihr Leben treten.
In der Ferne war
das Rattern von Rädern zu hören.
Parzivals Ohren
stellten sich auf. Dane legte eine Hand auf seinen Hals und spürte, wie die
Haut des kräftigen Rappen unter der Berührung zuckte.
Als die Kutsche in
Sicht k am, wurde der Kutscher das riesige schwarze Tier gewahr, das sich
drohend in der Mitte des Weges erhob und auf dessen Rücken eine maskierte, mit
einem Umhang bekleidete Gestalt saß.
Mit klirrendem
Geschirr kam das Gespann zum Stehen. Der dickwanstige Kutscher erstarrte.
»Hände hoch!«,
befahl Dane ruhig. Ein Herr mittleren Alters streckte den Kopf aus dem
Passagierabteil. »Was ist los, Mann? Warum haben Sie angehalten?« Die Augen
traten ihm hervor, als er Danes maskierte Gestalt erblickte.
»Das ist er, Jane!
Die Elster!«
Ein durchdringender
Schrei kam aus dem Inneren des Gefährts.
»Bleiben Sie ruhig
sitzen, Madam.« Dane blickte hinein, während er sich eine schwere Tasche über
die Schulterwarf. »Ich habe, was ich will.«
Mit einem Satz war
er wieder im Sattel und packte die Zügel. Auf den Druck seiner Schenkel
preschte Parzival davon.
Dane blickte über
seine Schulter zurück.
Verflixt! Der
Kutscher fummelte unter dem Umhang herum. Im gleichen Augenblick zischte eine
Kugel an Danes Ohr vorbei und zersplitterte die Rinde eines tiefhängenden Astes
genau über seinem Kopf.
Phillip hatte
Recht.
Er durfte nicht
unvorsichtig sein. Es war noch einmalgutgegangen.
Die Frau in der Ecke
hob ihren Schleier. Versunken überprüfte Roxbury sein neuestes Stück, eine
lange hölzerne Schachtel mit kostbaren Intarsien aus Elfenbein und Gold,
wunderbar erhalten. Widerstrebend legte er sie zur Seite und wandte sich seiner
Besucherin zu.
»Wieso starren Sie
mich so an, Madame?«
»Ich dachte gerade
über Ihre Augenklappe nach«, sagte sie unvermittelt. »Ich erinnere mich, dass
Sie sie als junger Mann nicht trugen.«
»Madame, und mich erstaunt,
dass Sie sich noch an mich erinnern.« Er lachte kurz auf.
»Wie ist es
passiert?«
»Eine Verletzung
aus meiner Zeit bei der Royal Navy. Ich habe sie mir in der Schlacht am Nil
zugezogen.«
»Die Schlacht am
Nil! Ich hätte es wissen müssen!«Die schmalen Brauen hoben sich leicht. »Auf
Lord Nelsons Schiff?«
»Nein. Auf der Culloden. Wie Sie sich erinnern, haben die Briten es den Franzosen tüchtig gezeigt.«
Sie überhörte den
Seitenhieb. »Ich könnte mir vorstellen, dass eine militärische Laufbahn für
Sie sehr passend gewesen wäre.«
Er tippte auf die
Augenklappe. »Meine Vorgesetzten waren da anderer Meinung.« Er lächelte gezwungen.
»Sie wissen, dass
Francois ungeduldig wird und auf sein Gold wartet. Ich kann ihn nicht länger
mit Entschuldigungen wegen Ihrer Zahlungsunfähigkeit hinhalten.«
Er spielte den
Erstaunten. »Was! Ein Mann, den Sie nicht um den Finger wickeln können?«
»Sie sagten, die
Verzögerung sei durch den
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