03 - Sinnliche Versuchung
er seine Lieferungen einstellen und wir würden seine Identität niemals
erfahren. Wir mussten ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen. Daher beschloss
ich, die Rolle als Straßenräuber weiter zu übernehmen, um ihn aufzuspüren.«
In Juliannas Kopf
wirbelte es. »Du willst ihm eine Falle stellen? Ihn aus seinem Versteck locken,
indem du ihn bestiehlst?«
»Genau. Wären nur
seine Sendungen betroffen, so wäre er uns sofort auf den Fersen gewesen. Er
musste glauben, dass die Raubüberfälle mitsamt der Beute wahllos waren. Darum
haben die Zeitungen das geschrieben, was du gelesen hast. Er kann sein Amt
nicht benutzen, um die Elster festzunehmen. Er darf nicht riskieren, zu viel
Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, um nicht selbst aufzufliegen. Wir müssen ihn
überlisten, ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen, ihn aus der Deckung locken.
Ihn in Rage bringen, dann wird er einen Fehler machen.«
Julianna riss die
Augen noch weiter auf. »Du willst ihn aus dem Bau locken«, sagte sie atemlos.
»Du willst, dass er dich verfolgt.«
Er nickte.
Julianna fröstelte
es bis in die Fingerspitzen. »Dane«, hörte sie sich sagen, »hast du eine
Ahnung, wer dieser Mann sein könnte?«
Seine Augenlider
zuckten. »Noch nicht. Aber wir werden es bald wissen, davon bin ich überzeugt.«
»Zu welchem Preis,
frage ich mich? Auf Kosten deines Lebens?« Ihr brannte der Magen. »Die Zeitungen
sind voll von deinen Eskapaden. Auf dem Ball gestern hat man über die Elster
gesprochen. Du riskierst, dass dein Hals in der Schlinge hängt! Und weißt du
auch, dass der Preis für deinen Kopf verdoppelt wurde?«
Seine Brauen hoben
sich. »Tatsächlich?«
Julianna geriet
außer sich. »Wird die Krone dich schützen, wenn du meilenweit von London
entfernt gefasst wirst? Keiner weiß, wer du wirklich bist! Man wird dich für
einen Wegelagerer halten, für einen Dieb! Sie können dich erschießen!«
»Oh, bitte. Doch
nicht zweimal.«
Seine Abgebrühtheit
brachte sie in Harnisch.
»Das ist nicht
witzig!«
Sie wäre vom Bett
gesprungen, hätte Dane sie nicht festgehalten und ihr seinen kräftigen Arm um
die Taille gelegt.
»Ich weiß, ich
weiß. Damit sollte ich nicht scherzen.« Er beugte sich über sie. »Es ist eine
Chance, die ich ergreifen muss.«
»Und wenn du
gefasst wirst? Gefangen genommen? Ich habe um dich Angst.« Und dem war so. Sie
fürchtete, dass sie ihn wieder verlieren würde.
»Nicht doch,
Kätzchen. Schau mich an.«
Ihre Blicke
kreuzten sich. Er nahm ihre Hand, führte sie an seinen Mund und küsste sie auf
die Innenfläche, bevor er sie sich auf die Schulter legte.
»Leg deine Arme um
mich, Süßes.«
Ihre Fingerspitzen
fühlten die warme, glatte Haut und sie wusste nicht, sollte sie ihn von sich
stoßen oder an sich ziehen.
Dane gab sich nicht
mit solchen Zweideutigkeiten ab, sondern legte ihr die Hand um den Nacken und
küsste sie, bis ihr der Atem ausging und sie keinen zusammenhängenden Gedanken
mehr fassen konnte; bis eine sengende Hitze sie alles vergessen ließ und reine
Begierde durch ihre Adern floss.
Schwach sank sie
auf die Kissen zurück. Sein mächtiger Körper folgte ihr nach, als sie sich an
ihn klammerte.
»Julianna«,
murmelte er. Seine braune Hand lag auf ihrem Schenkel. »Ich muss es wissen,
Kätzchen. Bedauerst du, was letzte Nacht geschehen ist?«
Ihr Herz machte
einen Sprung. Sie schüttelte den Kopf.
Ihre Lippen waren
nur einen Atemzug voneinander entfernt.
»Bist du sicher? Es
war nicht wegen Thomas? Einfach weil du wissen wolltest, wie es ist, wenn ...«»Nein«,
hörte sie sich sagen. »Jemandem zu gehören ...«
»Das hat nichts
damit zu tun.« Wieder machte das Herz wilde Sprünge. Ihre Finger wanderten
weiter und spielten in seinem weichen Nackenhaar. »Tut es dir leid?«
»Nur, dass es zu
schnell ging.«
»Schnell?«, sprach
sie ihm nach.
Dane gab einen Laut
von sich. »Dann will ich es dir zeigen.« Er schob die Laken beiseite.
Bedachtsam nahm er ihre Knie zwischen die seinen. Er war über ihr. Rittlings.
»Deine Nähe hat
eine vorhersehbare Wirkung auf mich, Kätzchen,
Ihre Blicke glitten
an ihm herunter. Ihre Augen weiteten sich. »Ja«, sagte sie bebend. »Das sehe
ich.« Sie schluckte. »Aber es war doch nur eine knappe halbe Stunde.«
Ein kehliges Lachen
ertönte. »Ich stimme vollkommen mit dir überein, Kätzchen. Viel, viel zu lange.«
Viel später wurde
Julianna aus dem tiefen Schlaf geweckt.
»Julianna«,
flüsterte heiser eine Männerstimme an ihren
Weitere Kostenlose Bücher