03 - Sinnliche Versuchung
»Und beim Weggehen habe ich bei Julianna
eine Veränderung
festgestellt. Als sie mit ihm sprach, war wieder Sonne in ihrer Stimme.«
»Kam dir das so
vor? Ich habe das ganz anders gesehen«, sagte Justin mit einem glucksenden
Lachen. »Aber du hast Recht. Das Funkeln ist wieder da. Allein das macht ihn
liebenswert.«
»Richtig. Ich
glaube nicht, dass wir uns einmischen sollten, Justin.«
»Nein«, stimmte er
zu. »Unsere Schwester hat ihren eigenen Kopf.«
Sebastian sah ihn
an. »Wollen wir noch ein paar Schritte gehen?«
»Einen Brandy
könnte ich jetzt gut vertragen.«
»Außerordentlicher
Vorschlag. Auf in den Club,
Als sie im White's
Platz genommen hatten blickte Justin seinen Bruder fragend an. »Also«, begann
er, »glaubst du es stimmt? Dass Julianna gestern Abend Mutter gesehen hat?«
Sebastian antwortete
wahrheitsgemäß. »Wenn ich das wüsste.«
»Ich glaube, sie
hat sie gesehen. Sebastian, mir geht es wie Julianna. Ich habe das merkwürdige
Gefühl, dass sie es war.«
Sebastian trank den
Whisky und betrachtete seinen Bruder. »Alles in Ordnung mit dir?«
»Wieso nicht?« Dann
verstummte er, das Glas am Mund. »Es war ein ziemlicher Schlag, als Julianna
damit herausplatzte.«
»Nein. Nicht ein
Schlag. Ein Schock. An sie zu denken tut nicht mehr so weh wie früher. Ich
hatte immer geglaubt, es sei ein Fluch, so wie sie auszusehen, bis ich Arabella
geheiratet habe. Jahrelang war ich überzeugt, ich sei wie sie.«
»Als ob das Äußere
den Mann - oder die Frau - ausmachen würde«, sagte Sebastian und
zog die Brauen zusammen.
Justin lächelte
verschmitzt. »Ja, ja, ich weiß. Aber erst musste meine Frau kommen und mir
zeigen, dass ich nicht so war.«
Sebastian war
verwundert. »Was? Du kannst doch nicht schon wieder an dir zweifeln?«
»Um Himmels willen,
nein!« Justin hob die Schultern. »Ich bin nicht sicher, ob ich wissen will,
dass sie es war«, räumte er ein. »Und doch ...«
Er verstummte. In
seinen grünen Augen flackerte es auf. »Was beunruhigt dich, Justin?«
Justins Adamsapfel
bewegte sich, als er das Glas leerte. »Es ist nichts. Wirklich.«
Die beiden Brüder
machten sich auf den Heimweg zu ihren Familien. Sebastian erzählte, dass Devon
das Geplapper der Zwillinge verstand, während es für ihn nur sinnlose Laute
waren. Justin lachte, als er berichtete, dass seine kleine Tochter ihm das
Knie nass gemacht hatte, bevor er zu Julianna aufgebrochen war.
Über die Mutter
wurde nicht mehr gesprochen. Er kannte seinen Bruder gut genug. Wenn Justin
etwas auf dem Herzen hatte, dann würde er es ihm zur rechten Zeit anvertrauen.
Wenn nicht, würde er ihn nicht dazu bringen können.
Nachdem die Haustür
geschlossen war und Julianna sich von ihren Brüdern verabschiedet hatte, drehte
sie sich schwungvoll um und kniff den hübschen kleinen Mund zusammen.
Dane war
währenddessen wieder in das Wohnzimer gegangen. »Was ist?«, murmelte er.
»Dane Quincy
Granville ...«
»Kätzchen«, sagte
er gedehnt, »das erinnert mich an meine Mutter und meine Schwestern, die mir
eine Strafpredigt halten wollten.«
»Und ich kann mir
vorstellen, dass es an Gelegenheiten nicht mangelte!«
»Oh, aber ich war
ein Engel!«
»Du?« Sie ging auf
ihn zu und zeigte mit dem Finger auf seine Brust. »Dane, wie kannst du so etwas
sagen? Ich habe dir mein Jawort nicht gegeben, und das weißt du!«
»Nun, mir war klar,
dass du es ihnen heute auf keinen Fall verkündet hättest. Abgesehen davon,
wollte ich sie etwas aufheitern. Ihr drei habt recht verdrossen ausgesehen. Und
zu meiner Verteidigung ... ich habe mich zurückgehalten. Ich habe nur gesagt,
dass wir eines Tages heiraten würden. Ich hätte ja auch sagen können, du seiest
mit mir verlobt.«
»Oh«, flötete sie
süß, »aber das bin ich nicht. Eigentlich hätte ich ihnen sagen sollen, dass
ich auf dich geschossen habe!«
»Ich würde dir
raten, diese spezielle Information für später aufzusparen, Kätzchen.«
»Du machst mich
wahnsinnig!« Sie machte auf dem Absatz kehrt, ging zum Fenster und schaute auf
die Bäume hinaus.
Machte er sie
wahnsinnig? Sie hatte nicht gesagt, dass sie ihn ni*Cht heiraten würde.
Eine wohlige Zufriedenheit erfasste ihn. Er wusste nicht genau, wieso, aber
kurz zuvor war es ihm aufgegangen. Es war nicht nur wegen Thomas. Was hatte sie
ihm gestern gesagt?
Ich möchte einen
Mann, der mich über alles stellt.
Nachdem er Julianna
mit Sebastian und Justin gesehen und gehört hatte, begriff er plötzlich so
vieles. Mit
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