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03 - Tod im Skriptorium

03 - Tod im Skriptorium

Titel: 03 - Tod im Skriptorium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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winkte sie herein.
    Sie betraten ein großes gewölbtes Zimmer, dessen kalte graue Steinwände mit farbigen Teppichen behangen waren, die Szenen aus dem Leben Christi darstellten. Im Kamin glomm ein Feuer, und der Duft von Weihrauch erfüllte den Raum. Der Boden war mit weichen Wollteppichen belegt. Das Zimmer war reich möbliert und mit prächtigem Zierat ausgeschmückt. Der Abt von Ailithir hielt anscheinend nicht viel von Bescheidenheit.
    »Fidelma!«
    Ein hochgewachsener Mann erhob sich hinter einem dunklen polierten Eichenholztisch. Er war mager, hatte eine Hakennase, durchdringende blaue Augen, und sein rotes Haar war zu einer Tonsur irischer Art geschnitten, vorn geschoren bis zu einer Linie von Ohr zu Ohr und hinten lang herabhängend. Seine Gesichtszüge verrieten dem Kennerblick eine Ähnlichkeit mit Fidelma.
    »Ich bin dein Vetter Brocc«, erklärte er mit tönendem Baß. »Ich habe dich nicht gesehen, seit du ein Kind warst.«
    Die Begrüßung sollte warm ausfallen, doch irgendwie gelang ihm das nicht. Es schien, als wäre er mit den Gedanken woanders, während er sie willkommen hieß.
    Auch als er zur Begrüßung Fidelma beide Hände entgegenstreckte, waren sie kalt und schlaff. Fidelma hatte aus ihrer Kindheit kaum eine Erinnerung an ihren Vetter. Das war nur natürlich, denn Abt Brocc war mindestens zehn oder fünfzehn Jahre älter als sie.
    Sie erwiderte seine Begrüßung mit bemühter Förmlichkeit und stellte dann Cass vor.
    »Cass ist mir zu meiner Unterstützung in dieser Angelegenheit von meinem Bruder Colgú beigegeben worden.«
    Brocc musterte Cass unsicher, und sein Blick fiel auf Cass’ Hals. Der Krieger hatte seinen Mantel geöffnet, und der goldene Halsreif, sein Rangabzeichen, war zu sehen. Cass erfaßte die Hand des Abts mit festem Griff, und Fidelma sah, wie Brocc unter dem Druck das Gesicht verzog.
    »Komm, setz dich, Kusine. Du auch, Cass. Mein Torhüter, Bruder Conghus, hat mir berichtet, daß mit euch Schwester Eisten und ein paar Kinder aus Rae na Scríne hier eingetroffen sind. Eistens Mission dort untersteht der Rechtsprechung dieser Abtei, deshalb sind wir sehr besorgt über das, was dort vorgefallen ist. Erzählt mir die Geschichte.«
    Fidelma sah Cass an, der erschöpft auf einem Stuhl zusammengesunken war. Der junge Krieger las die Aufforderung in ihrem Blick und berichtete kurz, wie sie Eisten und die Kinder in Rae na Scríne gefunden hatten.
    Broccs Gesicht wurde zornig, und er tippte sich nachdenklich auf den Nasenrücken.
    »Das ist eine üble Angelegenheit. Ich werde sofort einen Boten an Salbach, den Fürsten der Corco Loígde, schicken. Er wird Intat und seine Leute für dieses furchtbare Verbrechen bestrafen lassen. Überlaßt es mir, das zu regeln. Ich sorge dafür, daß Salbach sogleich davon erfährt.«
    »Und Schwester Eisten und ihre Schützlinge?« fragte Fidelma.
    »Für sie braucht ihr nichts zu befürchten. Wir werden hier für sie sorgen. Wir haben einen guten Krankensaal, und unser Arzt, Bruder Midach, hat im letzten Jahr schon zehn Fälle der Gelben Pest behandelt. Gott war uns gnädig. Drei der Erkrankten hat er geheilt. Wir fürchten uns hier nicht vor der Pest. Und ist es nicht auch richtig, daß wir uns nicht fürchten? Wir halten uns ja an den Glauben und stehen in Gottes gütiger Hand.«
    »Ich freue mich sehr, daß du die Dinge so betrachtest«, antwortete Fidelma. »Ich hatte es nicht anders erwartet.«
    Cass überlegte einen Moment, ob sie sich über Broccs fromme Haltung lustig machte.
    »Also«, begann Brocc und musterte sie mit seinem kühlen Blick, »kommen wir nun zu dem Hauptzweck eures Besuches hier.«
    Fidelma stöhnte innerlich. Sie hätte lieber erst geschlafen und ihren Seelenfrieden wiedergefunden, bevor sie sich dieser Angelegenheit zuwandte. Etwas essen und schlafen … Aber Brocc hatte wohl recht, die Sache duldete keinen Aufschub.
    Während sie sich ihre Antwort zurechtlegte, erhob sich Brocc und stellte sich an ein Fenster, das auf den Meeresarm hinausging, wie sie selbst aus ihrer sitzenden Haltung feststellen konnte. Die Hände hinter dem Rücken verschränkt, starrte der Abt hinunter.
    »Mir ist klar, Kusine, daß die Zeit knapp ist«, sagte er langsam. »Mir ist auch klar, daß ich als Abt für den Tod des Ehrwürdigen Dacán verantwortlich gemacht werde. Für den Fall, daß ich das nicht wüßte, hat mir der König von Laigin etwas geschickt, um mich daran zu erinnern.«
    Fidelma sah ihn einen Augenblick verdutzt an.
    »Was

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