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03 - Tod im Skriptorium

03 - Tod im Skriptorium

Titel: 03 - Tod im Skriptorium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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unterschiedlichen Anzahl von Strichen und Kerben zu einer Grundlinie hin oder darüber hinweg. Dieses alte Alphabet wurde nun mehr und mehr von dem lateinischen verdrängt, das man mit dem christlichen Glauben übernommen hatte.
    Brocc fuhr fort: »Wir sind besonders stolz auf unsere Tech Screptra, unsere große Bibliothek. Unsere Gelehrten haben nachgewiesen, daß das Königreich Muman als erstes die Kunst des Ogham den Menschen der fünf Königreiche brachte. Wie du vielleicht weißt, wurde diese Abtei vor fast hundert Jahren vom heiligen Fachtna Mac Mongaig, einem Schüler Itas, gegründet. Er schuf sie nicht nur als ein Haus zur Anbetung Gottes, sondern auch als einen Aufbewahrungsort wissenschaftlicher Bücher, als einen Ort des Lernens für Menschen aus allen Himmelsrichtungen. Und sie kamen und kommen immer noch, ein endloser Zug von Pilgern auf der Suche nach Wissen. Ros Ailithir ist berühmt in allen fünf Königreichen und noch darüber hinaus.«
    Fidelma konnte eine leichte Belustigung über die plötzliche Begeisterung Broccs für seine Abtei nicht unterdrücken. Auch bei den Frommen, die eigentlich ein Beispiel an Demut sein sollten, war oft Hochmut zu finden.
    »Und deshalb heißt die Abtei auch das Vorgebirge der Pilger«, sagte Cass leise, als wolle er zeigen, daß er auch etwas beisteuern konnte.
    Der Abt sah ihn kühl an und neigte leicht das Haupt.
    »Ganz recht, Krieger. Ros Ailithir – das Vorgebirge der Pilger. Und zwar nicht nur der Pilger des Glaubens, sondern auch der Pilger der Wahrheit und des Wissens.«
    Fidelma machte eine ungeduldige Geste.
    »Also der Ehrwürdige Dacán kam mit der Erlaubnis König Cathals her, um zu studieren. Soviel wissen wir.«
    »Und um zu lehren, als Entgelt für den Zugang zu unserer Bibliothek«, ergänzte Brocc. »Sein größtes Interesse bestand darin, die Texte auf den ›Stäben der Dichter‹ zu entziffern. An den meisten Tagen arbeitete er in unserer Tech Screptra.«
    »Wie lange hielt er sich hier als Gast auf?«
    »Ungefähr zwei Monate.«
    »Und wie ist er gestorben?«
    Brocc lehnte sich zurück und legte die Hände mit den Handflächen nach unten auf den Tisch.
    »Es passierte vor zwei Wochen. Es war kurz vor dem Läuten der Glocke zur Terz.« Er wandte sich an Cass und erläuterte pedantisch: »Die Arbeit eines Abts wird zwischen der Terz am Morgen und der Vesper am Abend getan.«
    »Die Terz ist die dritte Stunde des kanonischen Tages«, erklärte Fidelma, als sie sah, daß Cass bei den Worten des Abts verständnislos die Stirn runzelte.
    »Es ist die Stunde, in der wir mit unseren Studien beginnen und einige der Brüder zur Arbeit hinausgehen, denn wir haben Ackerland zu bearbeiten und Tiere zu füttern und Fische aus dem Meer zu holen.«
    »Weiter«, forderte ihn Fidelma auf, die sich über die Länge seines Berichts ärgerte. Ihre Augenlider brannten, und sie sehnte sich nach etwas Ruhe, nach ein paar Stunden Schlaf.
    »Wie gesagt, es war kurz bevor die Glocke zur Terz rief, als Bruder Conghus, mein aistreóir , das ist der Torhüter der Abtei, der auch die Glocken läutet, in mein Zimmer stürzte. Natürlich fragte ich ihn, was ihn veranlaßte, sich derart zu vergessen …«
    »Und dann sagte er dir, daß Dacán tot war?« unterbrach ihn Fidelma ungeduldig.
    Brocc stutzte; er war es nicht gewohnt, daß ihm jemand ins Wort fiel.
    »Er hatte Dacáns cubiculum im Gästehaus aufgesucht. Man hatte Dacán beim jentaculum vermißt.« Er hielt inne und wandte sich herablassend an Cass. »Das ist die Mahlzeit, mit der wir nach dem Aufstehen das Fasten brechen.«
    Diesmal machte sich Fidelma nicht die Mühe, ihr Gähnen zu unterdrücken. Der Abt sah leicht gekränkt aus und fuhr eilig fort.
    »Bruder Conghus ging ins Gästehaus und fand dort die Leiche des Ehrwürdigen Dacán auf seiner Bettstelle. Man hatte ihn an Händen und Füßen gebunden und ihm dann mehrere Stiche versetzt. Der Arzt wurde geholt und untersuchte ihn. Die Stichwunden gingen alle bis zum Herzen, und jede von ihnen hätte tödlich sein können. Mein fer-tighis , der Verwalter der Abtei, wurde mit den Nachforschungen beauftragt. Er befragte alle, die sich in der Abtei aufhielten, aber niemand hatte etwas Verdächtiges gehört oder gesehen. Es kam nichts ans Licht, was erklärt hätte, wer Dacán ermordet hatte und warum. Weil der Ehrwürdige Dacán ein so berühmter Gast war, sandte ich sogleich eine Nachricht an König Cathal in Cashel.«
    »Auch nach Laigin?«
    Brocc schüttelte den

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