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03 - Tod im Skriptorium

03 - Tod im Skriptorium

Titel: 03 - Tod im Skriptorium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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doch hatten sich damit viele neue Geheimnisse und Rätsel vor ihr aufgetürmt.
    »Also hast du Dacán alle die alten Texte zur Verfügung gestellt, die er brauchte, um Informationen für den König von Laigin zu sammeln, damit dieser vor dem Großkönig einen neuen Antrag auf die Rückgabe von Osraige stellen könnte?«
    Schwester Grella gab keine Antwort, und Fidelma fuhr fort. »Dacán studierte die Texte und machte sich Aufzeichnungen für einen Bericht, den er in Laigin erstatten wollte, nicht wahr?«
    »Das habe ich bereits zugegeben.«
    »Wo bewahrte er seine Notizen und Aufzeichnungen auf?«
    Schwester Grella verzog das Gesicht.
    »In seinem Zimmer im Gästehaus, nehme ich an.«
    »Überrascht es dich dann nicht zu hören, daß sich in seinem Zimmer weiter nichts befand als ein paar leere Pergamentblätter, etwas Schreibmaterial und das hier …«
    Fidelma zog den kurzen Espenholzstab aus ihrem Gewand, den sie in Dacáns Zimmer entdeckt hatte.
    Grella nahm ihn, drehte ihn und las die eingekerbten Zeichen.
    »Es ist ein Stück aus dem ›Lied der Mugain‹, die eine Tochter von Cúcraide mac Duí war, des ersten Königs von Osraige, der den Corco Loígde angehörte. Darin wird ein Teil der Genealogie der angestammten Könige von Osraige aufgezählt. Ich habe noch gar nicht gemerkt, daß der Stab fehlt.«
    Sie stand auf, ging in eine Ecke des Zimmers und sah mehrere Behältnisse durch, in denen Bündel von Stäben aufbewahrt wurden. Sie nahm eines, prüfte den Inhalt und schnalzte mit der Zunge.
    »Ja, es ist ein Stab aus dieser Sammlung.«
    »Der Stil ist eigenartig, eher der eines Testaments als der einer Genealogie«, wandte Fidelma ein.
    Grella kniff die Augen zusammen.
    »Verstehst du Ogham?« fragte sie scharf.
    »Ja.«
    »Nun, es ist kein Testament«, erwiderte Grella nicht gerade freundlich, »die Symbolik ist die eines Gedichts.«
    »Anscheinend hatte Dacán die Stäbe mit auf sein Zimmer genommen, um sich ihren Text abzuschreiben, und als er sie zurückbrachte, vergaß er diesen hier, denn er war zu Boden gefallen. War das so üblich, daß er Bücher und Dichterstäbe mit auf sein Zimmer nahm?«
    Grella schüttelte den Kopf.
    »Nein, durchaus nicht. So arbeitete Dacán nicht. Er wollte nicht, daß irgend jemand erfuhr, wonach er suchte, deshalb nahm er gewöhnlich nichts aus der Tech Screptra mit. Normalerweise las er in diesem Zimmer hier, in dem wir sitzen. Es ist mein privater Arbeitsraum als Bibliothekarin. Aus diesem Zimmer wurde nichts fortgeschafft.«
    »Aber jemand muß zumindest diesen einen Stab des ›Liedes der Mugain‹ mit nach draußen genommen haben«, widersprach Fidelma. »Wie hätte er sich sonst in Dacáns Zimmer befinden können?«
    »Die Frage kann ich nicht beantworten.«
    »Und du meinst, daß er seine Notizen oder Aufzeichnungen niemals hier in der Bibliothek ließ?«
    Schwester Grella saß ihr steif gegenüber.
    »Ich kann dir versichern, daß ich nichts davon weiß.«
    »Kanntest du den Kaufmann Assíd?«
    Der Themenwechsel kam so plötzlich, daß Schwester Grella um eine Wiederholung der Frage bat.
    »Ich sah ihn beim Abendessen vor der Nacht, in der Dacán ermordet wurde«, antwortete Schwester Grella. »Was hat er damit zu tun?«
    »Konntest du feststellen, ob Dacán Assíd kannte?«
    Von Grellas Gesicht ließ sich nichts ablesen.
    »Assíd stammt aus Laigin. Die meisten Leute in dem Königreich kannten Dacán oder hatten zumindest von ihm gehört.«
    »Ich glaube, daß es Assíd war, der die Nachricht vom Tode Dacáns nach Fearna brachte«, fuhr Fidelma fort. »Die Kunde von seinem Tod gelangte äußerst schnell dorthin. Nur eine barc , die an der Küsten entlangsegelte, vermochte Fearna in so kurzer Zeit zu erreichen.«
    »Dazu kann ich nichts sagen.«
    »Hältst du es für möglich, daß Assíd Dacáns Aufzeichnungen mitgenommen hat?«
    »Meinst du, daß Assíd sie gestohlen hat?« fragte Grella. Es klang weder überrascht noch entrüstet.
    »Das wäre eine mögliche Erklärung.«
    »Ja, das wäre denkbar«, stimmte Schwester Grella zu. »Aber schließt du daraus, daß Assíd Dacán ermordet hat?«
    »Bis jetzt weiß ich das noch nicht.«
    Fidelma stand auf.
    Schwester Grella starrte sie an.
    »Eine solche Erklärung würde es dem König in Cashel erlauben, sich aus seiner Verantwortung davonzustehlen.«
    Fidelma blickte mit der Spur eines Lächelns auf sie hinunter.
    »Wieso?«
    »Nun, wenn Dacán von einem Mann aus Laigin ermordet wurde, dann würde Laigins Anspruch

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