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03 - Tod im Skriptorium

03 - Tod im Skriptorium

Titel: 03 - Tod im Skriptorium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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die Regel zu halten, und du hättest mir das mitteilen müssen.«
    Fidelma seufzte tief.
    »Das bedeutet, deine Aufzeichnungen sind unzuverlässig. Sie sind nur so weit vollständig, wie die Leute sich an deine Regeln halten.«
    »Schwester Grella weiß, was die Regel vorschreibt, falls sie die Abtei verlassen wollte«, erwiderte Conghus störrisch.
    »Nur wenn sie wollte, daß ihre Abwesenheit bekannt würde«, warf Cass ein, der endlich etwas zum Gespräch beizutragen fand.
    Conghus schnaubte verärgert.
    »Was weißt du von Schwester Grella?« fragte ihn Fidelma plötzlich.
    Die Frage verwirrte Conghus.
    »Was ich von ihr weiß? Sie ist die Bibliothekarin der Abtei, und zwar schon so lange, wie ich sie kenne.«
    »Und weiter weißt du nichts?«
    »Ich weiß, daß sie aus der Abtei Cealla kam. Ich weiß, daß sie sehr gebildet und hervorragend für ihre Aufgabe geeignet ist. Was sollte ich sonst wissen?«
    »War sie jemals verheiratet?« fragte Fidelma.
    »Sie hat niemals erwähnt, daß sie früher einmal verheiratet war.«
    »Wie gut kannte sie Schwester Eisten?«
    Die Frage entsprang einer plötzlichen Eingebung, schien aber Bruder Conghus nicht zu berühren.
    »Sie kannte sie, mehr kann ich nicht sagen. Anfang des Jahres trieb Schwester Eisten irgendwelche Studien in der Bibliothek, da nehme ich an, daß die Bibliothekarin sie kannte.«
    »Also bestand keine enge Verbindung zwischen ihnen? Sie waren nicht besonders befreundet?«
    »Schwester Grella war mit ihr nicht enger befreundet als mit jedem anderen Mitglied der Abtei, das sie kannte.«
    »Vor ungefähr einer Woche besuchte Schwester Grella Salbachs Burg in Cuan Dóir. Weißt du, warum?«
    »Wirklich? Vor einer Woche?« Conghus sah verwirrt aus. »Dann müßte ich es notiert haben.«
    Er erhob sich, ging zu einem Regal mit Wachstäfelchen und sah sie durch.
    »Du weißt nicht, was sie in Salbachs Burg wollte?« fragte Fidelma, während der Torhüter eifrig nach dem richtigen Täfelchen suchte.
    »Nein, es sei denn, Salbach stiftete etwas für die Bibliothek. Manchmal stellen Fürsten fest, daß sie noch alte Stäbe der Dichter besitzen. Solche alten Ogham-Bücher sind jetzt selten, sogar hier in Muman. Die Abtei setzt Belohnungen dafür aus, denn sie sammelt sie. Es könnte sein, daß Salbach welche gefunden hat und sie unserer Bibliothek schenken will. Aber wenn Grella zu diesem Zweck oder auch zu einem anderen dorthin gehen wollte, hätte sie es mir mitteilen müssen. Es gibt keinen Beleg dafür.« Er wandte sich von den Täfelchen ab und Fidelma zu. »Ich finde keinen Hinweis darauf, daß Schwester Grella die Abtei verlassen hat, um nach Cuan Dóir zu gehen. Sie ist allerdings vor einer Woche nach Rae na Scríne gegangen.«
    »Nach Rae na Scríne?« wiederholte Fidelma.
    »So steht es verzeichnet«, antwortete Bruder Conghus mit einem zufriedenen Lächeln. »Sie wollte ein Buch von Schwester Eisten abholen und ihr Medikamente bringen.«
    »Sie könnte auch in die entgegengesetzte Richtung nach Cuan Dóir gegangen sein«, vermutete sie. »Oder sie und Schwester Eisten könnten anschließend nach Cuan Dóir gereist sein.«
    »Sie hätte es uns gesagt, wenn sie nach Cuan Dóir wollte«, antwortete Conghus unerschütterlich. »Es gibt keinen Hinweis darauf.«
    »Wenn es verzeichnet worden wäre.«
    »Natürlich wäre es verzeichnet worden. Salbach im Auftrag der Abtei zu besuchen hätte der Genehmigung und des Segens des Abts bedurft.«
    »Wer sagt denn, daß sie im Auftrag der Abtei dort war?« fragte Fidelma.
    »Warum denn sonst sollte die Bibliothekarin den Fürsten dieser Gegend aufsuchen?«
    »Ja, warum wohl?« Fidelma war mit ihrer Geduld am Ende. »Besten Dank für deine Hilfe, Conghus.«
    »Meinst du, daß er uns etwas verheimlicht?« fragte Cass Fidelma, als sie draußen waren. »Er scheint nicht sonderlich hilfsbereit zu sein.«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Ich vermute, Bruder Conghus lebt einfach nach den Regeln und kann sich nicht vorstellen, daß es jemand nicht tut.«
    Während sie noch da standen und redeten, kam Bruder Conghus heraus geeilt, nickte ihnen kurz zu und hastete über den gepflasterten Hof zum Glockenturm.
    »Es muß Zeit für die Completa sein«, murmelte Cass.
    Wie zur Antwort begann wenige Augenblicke später die Glocke die Brüder zum Gottesdienst zu rufen.
     
    Zuletzt hatte Fidelma in Rom an einer so großartigen Messe teilgenommen, als die Leiche Wighards, des ermordeten Erzbischof-Anwärters von Canterbury, in der

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