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03 - Tod im Skriptorium

03 - Tod im Skriptorium

Titel: 03 - Tod im Skriptorium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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versteckt.«
    »Dann brauchen wir weiter keinen Beweis. Sie muß Dacán umgebracht haben!« stellte Cass befriedigt fest.
    Fidelma war zu sehr mit der Prüfung des Inhalts beschäftigt, um darauf zu antworten.
    »Es ist ein Brief an seinen Bruder, Abt Noé.« Dann verbesserte sie sich. »Nein, nur der Entwurf dazu. Er redet davon, daß er nach den Erben der ursprünglichen Könige von Osraige sucht. Aber er hat Tinte darüber vergossen und deshalb das Blatt verworfen. Hör dir das an, Cass: ›Der Sohn von Illan muß nach den Aufzeichnungen gerade das Alter der Wahl erreicht haben. Er ist alt genug, um als König in Frage zu kommen. Ich habe festgestellt, daß sich der Gesuchte im Kloster von Fínán in Sceilig Mhichil unter dem Schutz seines Vetters verbirgt. Morgen werde ich von hier aufbrechen und dorthin reisen.‹ Sieh mal das Datum!« Sie hielt Cass das Blatt hin und deutete darauf. »Dies muß er wenige Stunden vor seinem Tode geschrieben haben.«
    »Wen hat Dacán denn gesucht?« fragte Cass. »Das hört sich eigenartig an.«
    »Kennst du das Kloster in Sceilig Mhichil?«
    »Ich war noch nie dort, aber ich weiß, daß es sich auf einer Felseninsel im Meer weit im Westen befindet und ziemlich klein ist.«
    »Dacán ist nie nach Sceilig Mhichil aufgebrochen«, murmelte sie. »Ein paar Stunden später, nachdem er dies geschrieben hatte, war er tot.«
    Fidelma legte das Pergament nicht in das Versteck zurück, sondern tat es zu dem Rock in ihr marsupium . Dann beugte sie sich nieder, rückte den Ziegelstein wieder zurecht und stand auf.
    »Schwester Grella wird uns allerhand erklären müssen«, meinte sie.
    Sie blickte sich noch einen Moment im Zimmer um, dann blies sie die Kerze aus und öffnete vorsichtig die Tür. Draußen war niemand, also trat sie rasch hinaus und winkte Cass, ihr zu folgen. Nachdem sie die Tür geschlossen hatte, eilte sie den Gang entlang.
    »Wohin jetzt?« fragte Cass ein wenig gekränkt, weil er schon wieder danach fragen mußte.
    »Schwester Grella suchen«, antwortete sie kurz.
    »Wo fangen wir an?«
    Sie begannen damit, den Verwalter, Bruder Rumann, nach ihr zu fragen, doch als sie nach einer ganzen Stunde noch keine Spur von ihr entdeckt hatten, meinte Cass: »Vielleicht hat sie die Abtei verlassen?«
    »Gibt es denn keinen aistreóir in dieser Abtei?« fauchte Fidelma.
    »Torhüter ist Bruder Conghus«, antwortete Cass automatisch, bevor er merkte, daß ihre Frage rein rhetorisch war.
    »Das ist mir bekannt«, erwiderte sie knapp. »Anscheinend können aber Leute aus dieser Abtei hinaus gelangen und verschwinden, wie sie wollen. Erst ist Eisten verschwunden, dann die beiden Jungen aus Rae na Scríne, und jetzt ist auch die Bibliothekarin nirgends aufzufinden.«
    Bruder Conghus wenigstens war nicht verschwunden. Er saß in seinem kleinen Dienstzimmer neben dem Tor der Abtei und schrieb Notizen auf Wachstäfelchen. Er blickte überrascht auf, als Fidelma ohne jede Förmlichkeit eintrat.
    »Schwester? Womit kann ich dir dienen?« fragte er und stand langsam auf.
    »Ich suche Schwester Grella«, antwortete Fidelma.
    Der Torhüter zog eine Schulter hoch und ließ sie hilflos fallen.
    »Also in der Bibliothek …?« begann er, doch Fidelma schnitt ihm das Wort ab.
    »Wenn sie dort wäre, wären wir nicht hier. In ihrem Zimmer ist sie auch nicht. Hat sie die Abtei verlassen?«
    Bruder Conghus schüttelte sofort den Kopf.
    »Es ist meine Aufgabe, das Kommen und Gehen der Leute in die Abtei hinein und aus ihr heraus festzuhalten«, sagte er. »Nach meinen Aufzeichnungen hat Schwester Grella sie nicht verlassen.«
    »Führst du eine Liste für jeden Tag?«
    »Natürlich.«
    »Aber dies ist nicht der einzige Eingang zur Abtei«, bemerkte Fidelma.
    »Es ist der Haupteingang«, erwiderte Conghus. »Die Regel lautet, daß jeder, der die Abtei verläßt oder sie betritt, das melden muß, damit wir wissen, wer sich innerhalb der Mauern der Abtei aufhält.«
    »Doch wenn sie durch einen Seiteneingang hinausgegangen ist …?«
    »Dann hätte sie es mir mitgeteilt. So lautet die Regel«, wiederholte Conghus.
    »Heute abend habe ich die Abtei durch eine Hintertür verlassen, von der ein Weg zum Strand führt. Dann kam ich zurück und brachte den Kapitän des Kriegsschiffs von Laigin mit. Er blieb eine Weile in der Abtei, bevor er auf sein Schiff zurückkehrte. Steht das auch in deinen Aufzeichnungen?«
    Conghus lief rot an.
    »Darüber wurde ich nicht informiert. Die Leute sind verpflichtet, sich an

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