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03 - Tod im Skriptorium

03 - Tod im Skriptorium

Titel: 03 - Tod im Skriptorium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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der duftende kleine Garten der ideale Ort.
    Ein leiser Schrei aus dem Sträuchergarten vor ihr veranlaßte sie stehenzubleiben.
    An dem Brunnen im Arboretum waren zwei Schatten zu erkennen. Eine schlanke Gestalt wurde von einer kräftigeren, mehr männlich aussehenden festgehalten. Die zierlichere Gestalt kam Fidelma irgendwie bekannt vor.
    »Du freches junges …«
    Die Stimme erkannte sie als die Bruder Midachs. Sie klang jetzt scharf und zornig.
    Fidelma sah, wie der Arzt die Hand hob und damit der anderen Gestalt auf den Hinterkopf schlug.
    Sie gab einen Schmerzenslaut von sich.
    »Wie kannst du es wagen, mich zu schlagen!« sagte eine heisere Stimme, von der Fidelma meinte, sie müßte sie kennen.
    Fidelma wollte schon vortreten und fragen, was es da gäbe, als sie hörte, wie Bruder Midachs Stimme der anderen Gestalt Vorwürfe machte.
    »Du tust, was ich dir sage. Solch ein Ausbruch kann uns alle ins Verderben stürzen! Die Grabstätte hat ein Echo. Wenn wir entdeckt werden, ist das das Ende unserer Hoffnungen auf Osraige.«
    Die Schatten bewegten sich in der Dunkelheit, und sie verlor sie aus den Augen. Im Arboretum rührte sich nichts mehr.
    Fidelma lauschte, hörte aber nichts.
    Sie schritt vorsichtig vorwärts. Es war, als habe der Erdboden sich plötzlich geöffnet und die Gestalten verschluckt, denn der ummauerte Garten besaß keine andere Tür als die, durch die sie gekommen war.
    Sie untersuchte das Gelände so sorgfältig wie möglich, fand aber keine Spur von Midach und der anderen Gestalt, keinen Durchgang und keine Pforte, durch die sie hätten verschwinden können. Sie spähte sogar in die Schwärze des Brunnens hinunter, des Brunnens des heiligen Fachtna, doch sie hatte ihn bei Tageslicht gesehen und wußte, daß er in eine fast bodenlose Tiefe führte.
    Erst nach einer halben Stunde gab sie es auf, das Rätsel zu lösen, und ging widerwillig zum Gästehaus zurück. Cass wartete mit schlecht verhohlener Ungeduld auf sie.
    »Ich wollte dich schon als vermißt melden, Schwester«, beklagte er sich. »Wo doch so viele Leute verschwinden, dachte ich, du wärst denselben Weg gegangen.«
    »Was gibt es denn so Dringendes?« erkundigte sie sich und überlegte, ob sie ihm verraten sollte, daß sie gerade wieder beobachtet hatte, wie zwei Personen auf erstaunliche Weise verschwanden. »Sind die Brüder beunruhigt wegen der Kinderstimme während des Gottesdienstes?«
    »Weniger beunruhigt als in Angst«, antwortete Cass. »Selbst dein Vetter glaubt anscheinend, das Schreien sei das geisterhafte Echo einer verlorenen Seele gewesen.«
    Fidelma lächelte spöttisch.
    »Sicher gibt es auch noch intelligentere Meinungen dazu?«
    »Na, die einzige, die ich gehört habe, kam von Bruder Rumann, der meinte, es sei eine Verzerrung des Geräuschs des Wassers in dem Brunnen unter der Abtei.«
    »Ach«, seufzte Fidelma. »Ich glaube, ich lasse sie noch eine Weile in ihrer Unwissenheit. Aber das war doch wohl alles nicht so vordringlich, daß es dich in Unruhe versetzte?«
    Cass schüttelte den Kopf.
    »Nach dem Gottesdienst kam ich mit Bruder Martan ins Gespräch. Er ist …«
    »Ein Mann mit einer Leidenschaft für Reliquien, der Gott sei Dank die Leinenstreifen aufbewahrt hat, mit denen Dacán gefesselt wurde. Wir haben ihn vorhin am Strand neben Midach gesehen, als der Schwester Eistens Leiche untersuchte.«
    »Genau.«
    »Und?« drängte Fidelma.
    »Bruder Martan und ich sprachen darüber, welchen Grund jemand gehabt haben könnte, Dacán umzubringen. Martan bestätigte ebenfalls, daß Dacán kein liebenswerter Mensch war.«
    »Das zumindest wissen wir nun mit Bestimmtheit«, stellte Fidelma gelangweilt fest.
    »Er erzählte mir, daß Midach einmal gesagt habe, es gebe mehrere Leute, die er lieber tot als lebendig sehen möchte, und Dacán sei einer davon.«
    Fidelma hob den Kopf ein wenig.
    »Das hat Midach gesagt? Warum denn?«
    »Anscheinend ist Martan Zeuge eines heftigen Streits zwischen Midach und Dacán geworden.«
    »Eines Streits wegen Laigin? Das habe ich alles schon gehört. Midach beleidigte Laigin, weiter nichts.«
    »Laut Martan stritten sie sich wegen etwas anderem.« Cass sah verlegen aus. »Anscheinend gab es Krach wegen Schwester Necht.«
    »Necht? Worum ging es denn da?« Fidelma war plötzlich interessiert.
    »Anscheinend beschuldigte Dacán Midach, ein Verhältnis zu haben … weißt du …«
    Cass zögerte, als wäre es ihm peinlich.
    »Ich verstehe«, sagte Fidelma knapp. »Dacán erhob gegen

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