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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ist. Er sollte doch einen Kameraden von Sid – – –“
    Er stockte, beinahe erschrocken über das Wort, welches er begonnen hatte.
    „Sidney-Coves, sagt es nur! Ich kenne das auch.“
    „Auch? Nun seht, dann versteht Ihr jedenfalls zu beurteilen, was kleine Dienste oft zu bedeuten haben. Wohin die drei sind, das weiß ich nicht, aber sie haben da drüben lange herum gesucht und ein Papier gefunden. Hätte Sir Shelley anders mit mir gesprochen, so hätte er andere Papiere bekommen.“
    „Und wie muß man mit Euch sprechen, um diese zu bekommen?“
    Er lachte niederträchtig und fügte bei: „Wie bisher!“
    Also eine Unterhaltung mit Dollars! Der Kerl war jedenfalls ein ganz abgefeimter Bursche.
    „Was sind es für Papiere?“ erkundigte ich mich.
    „Briefe.“
    „Von wem und an wen?“
    „Hm, Sir, wie soll ich das sagen, ohne daß ich weiß, ob Ihr auch wirklich in meiner Sprache mit mir reden werdet!“
    „Sagt den Preis!“
    „Hundert Dollars!“
    „Nicht übel! Ihr unterschlagt die Briefe Eures Prinzipals, um sie diesem Kapitän der Bravos zu übergeben, und da dieser Euch zu wenig zahlt, unterschlagt Ihr weiter und behaltet die Briefe für Euch, weil Ihr denkt, daß, was Sir Shelley Nutzen bringt, auch Euch keinen Schaden tun werde. Ich sage Euch, das Ding kann Euch dennoch Schaden bringen! Wollt Ihr fünfzig?“
    Ich hatte nur eine Vermutung ausgesprochen, die sich mir aus der einfachen Kombination dessen, was ich bisher gehört hatte, ganz von selbst bot; daß ich aber das Richtige getroffen hatte, sah ich der Miene des Mannes an. Er ging auch sofort auf mein Angebot ein:
    „Nun sehe ich wirklich, daß Ihr mit dem Kapitän Geschäfte gemacht habt, da Ihr alles wißt. Deshalb will ich Euch nicht drücken und die fünfzig nehmen.“
    „Wo sind die Papiere?“
    „Kommt mit in unser Zelt!“
    Wir gingen ein Stück zurück bis an das Ding, was dieser Mann ‚unser Zelt‘ nannte. Es bestand aus vier Erdwänden, über welche eine mehrfach durchlöcherte Filzdecke gespannt war. In jeder der vier Ecken befand sich ein Loch, welches als Spind benutzt zu werden schien, denn Buller griff in eines derselben und brachte ein zerrissenes Tuch hervor, in welches er verschiedene Gegenstände eingeschlagen hatte. Er öffnete es und zog zwei Briefe heraus, die er mir entgegenstreckte. Ich wollte zugreifen, aber er zog schnell die Hand zurück.
    „Halt, Sir. Erst das Geld!“
    „Nicht eher, als bis ich wenigstens die Adressen gelesen habe.“
    „Gut! Ich halte die Briefe, und Ihr seht sie Euch an!“
    Er hielt sie uns entgegen, und wir beide blickten zugleich darauf.
    „Richtig“, rief ich. „Gebt ihm das Geld, Bernard!“
    Die Briefe waren an Bernards Vater adressiert, da Allan noch gar nicht wußte, daß derselbe ermordet worden war. Bernard zog das Geld eilig hervor, aber dennoch sah ich ihm an, daß es ihm wenigstens eigentümlich schien, eine Unterschlagung, die ihn jedenfalls sehr geschädigt hatte, noch mit einer solchen Summe belohnen zu müssen. Buller steckte das Geld mit höchst befriedigter Miene zu sich und wollte das Tuch zusammenschlagen. Da sahen wir beide etwas Goldenes blinken, und sofort griff Bernard zu. Es war eine Uhr, die in einer gediegenen Goldkapsel stak.
    „Was wollt Ihr mit meiner Uhr?“ fragte Buller.
    „Sie einmal öffnen, um zu sehen, welche Zeit wir haben“, antwortete Marshal.
    „Sie ist nicht aufgezogen“, meinte er, indem er hastig danach griff. „Gebt sie her, Sir!“
    „Halt!“ antwortete ich und packte seinen Arm fest. „Wenn sie auch steht, werdet wenigstens Ihr vielleicht erfahren, welche Stunde es geschlagen hat!“
    „Allans Uhr!“ rief Bernard.
    „Wirklich? Wie kommt diese Uhr in Eure Hand, Mann?“ fragte ich.
    „Geht Euch das etwas an?“ fragte er trotzig, indem er sich zu befreien suchte.
    „Allerdings, denn dieser Gentleman ist der Bruder des Mannes, dem sie gehört hat. Also wie kommt Ihr zu der Uhr von Master Marshal?“
    Der Mann befand sich in wirklicher Verlegenheit.
    „Er hat sie mir geschenkt“, antwortete er.
    „Das ist eine Lüge!“ entgegnete Bernard. „Seht diese Steine, Charley! Eine Uhr für dreihundert Dollars schenkt man seinem Diener niemals.“
    „Well, Bernard; sucht einmal hier nach! Ich werde diesen Mann einstweilen festhalten.“
    Ich hielt Buller an beiden Armen fest. Er suchte sich loszureißen, es gelang ihm aber nicht.
    „Wer seid Ihr? Wer gibt Euch das Recht, in meinem Zelt eine Durchsuchung zu veranstalten?

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