03 - Winnetou III
ist!“
„Dann nehmt Ale, Mesch'schurs! Es ist echtes Burton-Ale aus Burton in Staffordshire.“
Ich war ein wenig neugierig auf diesen Trank, der aus England und dazu von dem Ort, welcher wegen des besten Bieres weltberühmt ist, nach dem Sacramento gekommen sein sollte. Wir bekamen fünf Flaschen, von denen ich gleich eine nahm, um sie Bob hinauszutragen. Er steckte den Hals der Bottle in den Mund, daß ich dachte, derselbe müsse ihm bis hinab in den Magen reichen, und leerte sie auf einen Zug. Kaum aber hatte er das Gefäß wieder herausgezogen, so verdrehte er die Augen, riß den Mund auf, daß derselbe drei Vierteile des Gesichtes einnahm, und stieß einen Laut aus, wie ein Schiffbrüchiger, der zum letztenmal über das Wasser kommt.
„Was ist's?“ fragte ich, in der Meinung, er habe sich mit dem Hals der Flasche den Gaumen verletzt.
„Massa, oh, ah, Bob sterben! Bob haben getrunken Gift!“
„Gift? Es ist ja englisches Ale!“
„Ale? Nein, oh, nein! Bob kennen Ale. Bob haben getrunken Gift; Bob fühlen in Mund und Leib Arsen' und Tollkirsch'!“
Unser guter Neger war kein Feinschmecker; wie also mußte dieses Ale erst einem raffinierteren Gaumen munden! Ich trat wieder in den Store und kam grad recht, um die Frage des Wirtes zu hören:
„Könnt ihr auch zahlen, Mesch'schurs?“
Bernard machte eine sehr beleidigte Miene und griff in die Tasche.
„Halt, Master Bernard!“ meinte Sam. „Diese Rechnung werde ich abmachen. Was kostet das Bier?“
„Die Bottle drei Dollars, macht fünfzehn Dollars.“
„Das ist billig, Mann, zumal man die Bottle mitbekommt, nicht wahr?“
„Allerdings.“
„Wir werden sie Euch hier lassen, denn Leute, welche Placers wissen, in denen das Gold sozusagen in schweren Stufen zu Tage liegt, brauchen sich um ein Stückchen Glas nicht zu kümmern. Holt Eure Waage!“
„Wollt Ihr in Gold bezahlen?“
„Ja.“
Sam öffnete seinen Kugelbeutel und zog einige Nuggets hervor, von denen eines die Größe eines Taubeneies hatte.
„Alle Wetter, Mann, wo habt Ihr diese Stücke gefunden?“ fragte der Wirt.
„Auf meinem Placer.“
„Und wo ist das?“
„In Amerika ungefähr. Ich habe zum Beispiel ein schlechtes Gedächtnis und besinne mich auf den Ort gewöhnlich nur dann, wenn ich selbst etwas Gold brauche.“
Der Wirt mußte diese Zurechtweisung einstecken; aber seine Augen funkelten vor Begierde, als er eines der Nuggets abwog und den Überschuß in Geld herausgab. Er nahm das Gold zu einem sehr niedrigen Preis, und seine Waage mochte wohl auch einige kleine Eigentümlichkeiten besitzen; Sam aber steckte das herausbekommene Geld mit der Miene eines Mannes ein, den es auf eine Unze mehr oder weniger nicht ankommt. Er hatte, ohne daß die andern etwas davon ahnten, zwischen seinen Kugeln ein ganz allerliebstes Sümmchen mit sich herumgetragen, und ich mußte jetzt an seine bei unserem ersten Zusammentreffen gemachte Bemerkung denken, daß er in den Bergen genug Gold wisse, um einen Freund damit reich zu machen.
Jetzt wurde das Bier gekostet. Wären wir direkt aus der Savanne hierher gekommen, so hätten wir es vielleicht genießen können; da wir unsere zerrütteten Gaumen aber im Hotel Valladolid bei der gastfreundlichen Doña Elvira bereits wieder hergestellt hatten, so war das Zeug auf keinen Fall hinunterzubringen. Es war klar, der Mann kochte sich sein Ale aus irgend welchen Kräutern und Zutaten selbst zusammen und verkaufte es – die Flasche zu drei Dollars. Dies ist eins von den vielen Beispielen, daß in den Minen nicht immer der Goldsucher auch der Goldfinder ist.
Übrigens schien sich der Wirt mit der ihm von Sam gewordenen Zurechtweisung keineswegs zufrieden zu geben. Er setzte sich vielmehr zu uns und erkundigte sich weiter:
„Ist das Placer, welches Ihr wißt, sehr weit von hier, Sir?“
„Welches? Ich weiß deren vier oder fünf.“
„Vier oder fünf? Unmöglich! Denn sonst würdet Ihr nicht nach diesem traurigen Yellow-water-ground kommen, wo fast gar nichts mehr gefunden wird.“
„Ob Ihr's glaubt oder nicht, das ist zum Beispiel Eure Sache!“
„Und Ihr nehmt Euch bloß immer so viel hinweg, als Ihr braucht?“
„Ja.“
„Welcher Leichtsinn, welche Unvorsichtigkeit! Wenn nun andere kommen und Euch wegnehmen, was Ihr Euch sichern könntet!“
„Das geschieht nicht, Master Aleman!“
„Ich will Euch eines von diesen Placers abkaufen, Sir!“
„Könnt Ihr gar nicht bezahlen! Oder hättet Ihr genug, um fünfzig oder
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