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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Nachtlagers. Wir waren ihnen also bereits um einen Tag näher gerückt.
    Am Abend wollten wir den oberen Sacramento erreichen, der hier von der Shasta niederströmt, und durften dann hoffen, die Bravos morgen einzuholen; aber wir gerieten auf ein höchst unangenehmes Hindernis. Nämlich die Fährte teilte sich. Der Sacramento macht hier einen weiten Bogen, und grad auf die Mitte dieses Bogens hielten wir zu. Nun aber ging die Spur der vier Maultiere und von sechs Reitern nach links ab, um den Bogen abzuschneiden, während die anderen die vorige Richtung beibehalten hatten.
    „All devils, das ist fatal“, meinte Sam. „Ist das eine Kriegslist oder ist es zum Beispiel nur Zufall?“
    „Uns gegenüber gewiß nur Zufall“, antwortete ich. „Die Maultiere, welche die am Black-eye gemachte Beute tragen, sind den Bravos am schnellen Vorwärtskommen hinderlich; darum wird der Transport vorausgeschickt, während die anderen nun mit vermehrter Eile Allan nachjagen. Haben sie ihm das Seinige abgenommen, so wird es wohl am Sacramento einen Ort geben, an welchem man sich wieder trifft.“
    „Well, so lassen wir die Maultiere zum Beispiel laufen und machen uns mit vermehrter Eile hinter die andern her. Meine Tony hat es bereits längst schon übelgenommen, daß wir wie Schnecken ziehen!“
    „Schöner Schneckenritt! Übrigens gibt es hier noch eins zu bedenken, Sam. Welchen von den beiden Morgans willst du für dich haben?“
    „Zounds, wie du nur fragen kannst, Charley; alle beide natürlich!“
    „Hm, das wird nicht gut gehen!“
    „Warum?“
    „Die Maultiere tragen Gold. Wenn Fred Morgan sie von sich schickt, wem wird er sie denn anvertrauen?“
    „Nun?“
    „Natürlich sonst niemand als seinem Sohn.“
    „Da hast du recht! Aber was machen?“
    „Welchen möchtest du eher haben?“
    „Den Alten!“
    „Nun gut; dann also vorwärts und gradaus!“
    Wir setzten wirklich zur vorhergedachten Zeit über den Sacramento und hielten dann drüben unser Lager. Dann ging es am Morgen weiter in das Land hinein, immer der Fährte nach, welche stets deutlich blieb. Am Mittag erreichten wir die Ebene, und die Spuren waren so frisch, daß die Truppe kaum noch fünf Meilen vor uns sein konnte.
    Jetzt strengten wir unsere Pferde zu einem letzten Ritt an. Wir mußten den Verfolgten so nahe kommen, daß wir uns an ihr Nachtlager schleichen konnten. Wir befanden uns alle in einer beinahe fieberhaften Aufregung; wir hatten ja nun die Mörder, denen wir so lange vergeblich nachgejagt waren, zum Greifen vor uns. Mein Rapphengst trug mich immer voran, hart hinter mir kam der Klepper des Apachen. Da, was ist das? Eine solche Menge von Pferdespuren, daß hier wenigstens hundert Reiter gewesen sein mußten. Der Boden zeigte Spuren eines Kampfes, und an einer großblättrigen Pflanze sah ich sogar Blut kleben!
    Wir durchforschten den Platz genau. Links hinüber führten die Spuren dreier Pferde in die Ebene, während eine breite Hufbahn gradaus ging.
    Wir folgten der breiten Bahn, und zwar in höchster Eile. Die Reiter waren jedenfalls Indianer gewesen, und da Allan keinen großen Vorsprung hatte, konnte er recht gut in ihre Hände geraten sein. Noch nicht weiter als eine Meile waren wir gekommen, so sahen wir die Zelte eines Indianerlagers vor uns.
    „Shoshonen!“ rief Winnetou.
    „Schlangenindianer!“ stimmte Sam bei, und wir ritten, ohne anzuhalten, in das Lager ein.
    In der Mitte desselben standen mehr als hundert Krieger um einen Häuptling versammelt. Als sie uns kommen sahen, griffen sie zu ihren Büchsen und Tomahawks und öffneten den Kreis.
    „Ko-tu-cho!“ rief Winnetou, auf den Häuptling zusprengend, als wolle er ihn über den Haufen reiten; einen einzigen Schritt vor ihm aber parierte er sein Pferd.
    Der Angeredete hatte bei dem waghalsigen Reiterstückchen Winnetous mit keiner Wimper gezuckt, jetzt aber streckte er die Hand aus.
    „Winnetou, der Häuptling der Apachen! Es kehrt Freude ein bei den Kriegern der Shoshonen und Wonne in dem Herzen ihres Häuptlings, denn Ko-tu-cho (‚Der schmetternde Blitz‘) hat sich gesehnt, wiederzusehen seinen tapferen Bruder!“
    „Und mich“, rief Sam, „kennt der Häuptling der Schlangen nicht mehr, Sans-ear, seinen Freund?“
    „Ko-tu-cho kennt all seine Freunde und Brüder. Sie seien willkommen in den Wigwams seiner Krieger!“
    Da ertönte seitwärts ein gräßlicher Schrei. Ich wandte mich um und sah Bernard bei einer menschlichen Gestalt am Boden knien. Schnell trat ich

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