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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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warst du nicht dabei?“
    „Ich dachte, ihr wäret euer genug.“
    „Well, ist auch so gewesen! Aber wenn ich nicht selbst vor dem Zelt der Gefangenen gesessen hätte, so wären sie zum Beispiel vielleicht glücklich durchgekommen. Ich lag ganz an der Wand und hörte das Geräusch innen, und weil ich sofort die Wachen warnte, waren sie aufmerksam.“
    „Ist jemand entkommen?“
    „Keiner! Habe sie gezählt. Hatte mir aber meine Abrechnung mit den Morgans anders gedacht!“
    Er kauerte sich vor mir nieder und schnitt die lange ersehnten zwei Kerben in seine Büchse ein.
    „So, jetzt sind sie gerächt, die ich lieb hatte, Charley, und nun mag der Tod kommen, heut oder morgen!“
    „Sam, wir wollen als Christen hinzufügen: Möge Gott den Verbrechern ein gnädiger Richter sein!“
    „Well, Charley; ich hasse sie nicht über das Grab hinaus. Es sei ihnen verziehen!“
    Er ging langsam weiter und kroch in sein Zelt.
    Am anderen Tag gab es eine traurige Feier: Allan Marshal wurde begraben. In Ermangelung eines Sarges war er in mehrere Büffelfelle eingeschlagen worden. Die Shoshonen hatten von Steinen ein Viereck aufgebaut, in welches die Leiche gelegt wurde. Dann wurde das Viereck zu Pyramiden zugespitzt, um welche man so viele Steine häufte, als zu finden waren. Oben auf die Spitze steckte ich ein Kreuz aus Baumästen – das Siegeszeichen der Erlösung. Bernard bat mich, eine kurze Leichenrede zu sprechen und ein Vaterunser vorzubeten. Ich tat es tiefergriffen und sah mit inniger Rührung, daß sämtliche Shoshonen, welche ernst im Kreis standen, unserm Beispiel folgten und ihre Hände falteten.
    Als das Begräbnis beendigt war, ließen die Snakes dem trauernden Bernard keine Zeit, seinem Schmerz nachzuhängen. Wir blieben eine ganze Woche da, welche wir so mit Jagd, Kampfspielen und anderen Unterhaltungen verbrachten, daß sie uns wie ein Tag wurde. Dann kehrten wir nach San Francisco zurück. – – –

FÜNFTES KAPITEL
    Die Railtroublers
    „Der Senat und das Haus der Repräsentanten der Vereinigten Staaten beschließen:
    1. Der Landstrich, in den Territorien Montana und Wyoming liegend, nahe dem Ursprung des Yellowstone-River, ist hierdurch von jeder Besitznahme, Besiedelung und jedem Verkauf unter den Gesetzen der Vereinigten Staaten ausgenommen und soll als ein öffentlicher Park oder Luftplatz zum Wohl und Vergnügen des Volkes betrachtet werden. Jedermann, der sich diesen Bestimmungen zuwider dort niederläßt oder von irgend einem Teil Besitz ergreift, soll als Übertreter des Gesetzes angesehen und ausgewiesen werden.
    2. Der Park soll unter die ausschließliche Kontrolle des Sekretärs des Innern gestellt werden, dessen Aufgabe es sein wird, so bald als tunlich solche Vorschriften und Anordnungen zu erlassen, als er zur Pflege und Erhaltung desselben für notwendig erachtet.“
    Als mir die Bekanntmachung dieses Gesetzes in die Hände kam, freute ich mich herzlich über die Hochherzigkeit, mit welcher der Vereinigte-Staaten-Kongreß durch diese Beschlußfassung dem Volk ein Geschenk erhielt, welches zu kostbar war, als daß man es hätte gestatten können, daß die Spekulation und Gewinnsucht sich seiner bemächtigte.
    Tausende werden diese Bekanntmachung gelesen haben, ohne zu ahnen, was ihnen damit geboten wurde. Viele, sehr viele werden vielleicht gelächelt haben, daß die Regierung der Vereinigten Staaten einen 9.500 Quadratkilometer großen Park, eine im wilden, unzugänglichen Felsengebirge liegende Landesfläche als Luft- und Erholungsplatz der Untertanen reserviert. Die Zukunft aber wird beweisen und hat schon bewiesen, daß diese ganz ohne Beispiel dastehende Handlung einer der dankenswertesten Vorgänge ist, den Millionen seiner Zeit noch segnen werden.
    Dieser Park ist nämlich ein Stück Wunderland, wie es auf Erden wohl kaum zum zweitenmal gefunden werden dürfte. Die ersten märchenhaften Nachrichten von demselben erhielt General Warren im Jahre 1856. Er fühlte sich durch dieselben veranlaßt, eine Expedition dahin auszurüsten, welche aber nicht so glücklich war, ihr Ziel zu erreichen. Erst zehn Jahre später gelang es anderen, den Schleier teilweise zu lüften und der Welt eine reiche, nie geahnte Fülle der großartigsten Naturwunder ahnen zu lassen. Im Sommer 1871 drang Professor Hayden erfolgreich vor, und seine Berichte, so sachlich und nüchtern sie auch gehalten waren, begeisterten den Kongreß zu dem Entschluß, jenes außerordentliche Land nicht dem gemeinen Schacher

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