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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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einsam, und als wir ein Terrain erreichten, wo uns kein Gebüsch und keine Ecke des Weges mehr verbergen konnte, ließen wir unsere Pferde weit ausgreifen. Wir erreichten die Galgenvögel, ehe sie sich nur recht bewußt wurden, daß es ihnen galt. Hart vor ihnen befand sich Winnetou mit Ko-tu-cho.
    „Good day, Master Mercroft!“ grüßte Sam. „Sind das noch immer die Pferde, die ihr den Comanchen gestohlen habt?“
    „'s death!“ fluchte der Angeredete und raffte die Büchse empor, wurde aber vom Pferd gerissen, ehe er losdrücken konnte.
    Die beiden Häuptlinge hatten sich nur wenige Schritte vor den Bravos gehalten, und der Lasso Winnetous war ihm um die Schulter geflogen. Im Nu stoben die andern fünf auseinander. Sam und der Shoshone schossen ihre Büchse auf sie ab und wollten ihnen folgen.
    „Halt, laßt sie!“ rief ich. „Wir haben ja den Hauptspitzbuben!“
    Sie gehorchten nicht. Noch zwei Schüsse krachten, und den letzten schlug der nachsetzende Ko-tu-cho vom Pferd.
    „Was tut ihr nur?“ schalt ich Sam. „Ihre Spur hätte uns sicherlich erst zum Stelldichein und dann an den Ort geführt, wo sie ihren Raub verborgen haben!“
    „Dieser Morgan hier wird ihn uns auch sagen müssen!“
    „Wird sich hüten!“
    Es zeigte sich bald, daß ich recht hatte, denn er gab trotz aller Drohungen auf keine unserer Fragen eine Antwort. Das Gold, wegen dessen so viele Menschen hatten sterben müssen, war verloren – deadly dust!
    Wir banden ihn, wie vorher seinen Vater, auf das Pferd, ritten, um das ‚Hotel‘ zu vermeiden, durch den Sacramento, der hier nicht tief war, und erreichten die Berge, ohne von jemand behelligt zu werden.
    Auch während unseres ganzen weiteren Rittes war kein Wort aus dem Gefangenen herauszubringen, und nur, als wir das Lager erreichten und er den uns entgegenkommenden Juwelier erkannte, murmelte er einen Fluch in den Bart. Ich schaffte ihn in das Zelt, in welchem sich noch die anderen Gefangenen befanden. Auch sein Vater lag da.
    „Master Morgan, hier stelle ich Euch Euern Sohn vor, nach dem Ihr wohl große Sehnsucht gehabt habt“, sagte ich.
    Der Alte blitzte mich mit wutvollen Augen an, sprach aber kein Wort. Es war gegen Abend, als wir das Lager erreicht hatten; das Gericht über die Gefangenen mußte also bis morgen verschoben werden. Wir hielten als Gäste des Häuptlings in dessen Zelt unser Nachtmahl und rauchten das ‚Calumet des Friedens‘. Dann begab sich jeder in das ihm angewiesene Zelt.
    Die letzten Tage hatten mich doch ermüdet, und ich schlief außerordentlich fest, was hier mitten im Lager auch der Fall sein durfte, draußen in der Prärie aber sicherlich nicht geschehen wäre. Träumte ich, oder war es Wahrheit? Ich befand mich im Kampf mit wilden Gestalten, welche mich drohend umringten; ich schlug rasend um mich, und doch wuchsen die Feinde zu Dutzenden immer aus dem Boden empor. Der Schweiß lief mir von der Stirn, ich sah meine letzte Stunde kommen und fühlte zum erstenmal die Angst des Todes mich erfassen. Es war ein Traum, und die Beklemmung erweckte mich doch endlich, und kaum halb wach geworden, vernahm ich draußen ein entsetzliches Getümmel.
    Ich sprang auf, griff, ohne vollständig bekleidet zu sein, zu den Waffen und eilte hinaus. Die Gefangenen hatten sich auf eine auch später nicht zu erklärende Weise ihrer Fesseln entledigt, waren aus dem Zelt entkommen und hatten die glücklicherweise zahlreich dort aufgestellten Wachen überrumpeln wollen. Aus allen Zelten sprangen die braunen Gestalten der Indianer hervor, der eine nur mit dem Messer, der andere mit dem Schlachtbeil und ein dritter mit der Büchse bewaffnet. Eben kam auch Winnetou herbei und überflog mit einem raschen Blick die Szene, welche sich im Schein der Wachtfeuer abspielte.
    „Rund um das Lager!“ donnerte er in das Getümmel hinein, und sofort huschten sechzig bis achtzig Gestalten zwischen die Zelte.
    Ich erkannte, daß meine Teilnahme am Kampf nicht nötig sei. Die Gefangenen hatten keine Feuerwaffen, und die Indianer waren ihnen an Zahl zehnfach überlegen. Als ich auch Sams Stimme mitten im Knäuel der Ringenden vernahm, konnte ich vollends beruhigt sein. Und in der Tat, es dauerte keine zehn Minuten, so erscholl der Todesschrei des letzten, welcher niedergemacht wurde. Ich sah von weitem sein fahles Gesicht; es war Fred Morgan, den Sams Messer getroffen hatte.
    Langsam kam dieser nun zwischen den Zelten heraufgeschritten. Er erblickte mich und fragte:
    „Charley! Warum

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