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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Mißtrauen hervorgebracht hatte, wieder zu verscheuchen.
    Wie sicher hätten sie mir recht gegeben, wenn es mir möglich gewesen wäre, mich ihnen mitzuteilen! Aber das durfte ich nicht wagen. Sie waren unerfahrene, vertrauensselige Menschen, von denen ich annehmen mußte, daß sie mir, falls ich sie ins Vertrauen zog, mehr Schaden als Nutzen bringen würden.
    Später legten wir uns zur Ruhe. Ich hielt den Ort, an dem wir uns befanden, für sicher, suchte aber trotzdem die Umgebung vorher sorgfältig ab, und da ich nichts Verdachterweckendes entdeckte, so unterließ ich es, den Vorschlag zu machen, abwechselnd zu wachen. Sie aber waren so harmlos, gar nicht auf so einen Gedanken zu kommen.
    Am nächsten Morgen brachen wir vereint nach den Mugworthills auf, ohne daß sie ahnten, daß diese Gegend auch mein Ziel gewesen war.
    Der Tag verging mir unter immerwährender inneren Unruhe und Besorgnis. Sie fühlten sich sicher; sie glaubten, bei einer Begegnung mit den Kiowas nur den Namen Santer nennen zu dürfen, um als Freunde behandelt zu werden, während ich überzeugt war, daß diese Roten mich sofort erkennen würden. Meine drei Gefährten hielten darum jede Vorsichtsmaßregel für überflüssig, und ich durfte ihnen nicht widersprechen, wenn ich nicht ihr Mißtrauen erwecken oder mir wenigstens ihren Unwillen zuziehen wollte. Glücklicherweise bekamen wir während des ganzen Tages keinen Menschen zu sehen.
    Am Abend lagerten wir auf der offenen Prärie. Sie hätten gern ein Feuer angezündet, doch gab es kein Material dazu, worüber ich im stillen sehr erfreut war. Es gab überhaupt keinen Grund, ein Feuer anzumachen, denn es war nicht kalt, und etwas zu braten hatten wir nicht. Am andern Morgen gab es, ehe wir den Ritt fortsetzten, das letzte Dürrfleisch zu essen, und nun waren wir auf die Jagd angewiesen. In Beziehung hierauf machte mir Gates die mich im stillen belustigende Bemerkung:
    „Ihr seid Fallensteller, aber nicht Jäger, Mr. Jones. Ihr habt zwar gesagt, daß Ihr schießen könnt, aber es wird auch danach sein. Könnt Ihr einen Präriehasen treffen, der hundert Schritte von Euch entfernt vorüberkommt?“
    „Hundert Schritte?“ antwortete ich. „Hm, das ist wohl etwas weit! Nicht?“
    „Dachte es! Ihr würdet ihn nicht treffen. Überhaupt tragt Ihr die alte, schwere Donnerbüchse ganz vergeblich mit Euch herum. Mit einem solchen Ding kann man wohl einen Kirchturm niederschießen, aber kein Kleinwild erlegen. Das braucht Euch aber keine Schmerzen zu machen, denn wir werden für Euch sorgen.“
    „Ihr trefft wohl besser als ich?“
    „Das könnt Ihr Euch denken! Wir sind Präriejäger, echte Westmänner, verstanden!“
    „Das ist nicht genug; das reicht nicht aus.“
    „So? Was fehlt denn noch?“
    „Das Wild. Ihr könnt noch so fertig sein im Schießen, wenn es kein Wild hier gibt, so werden wir doch hungern müssen.“
    „Da habt keine Sorge! Wir finden welches.“
    „Hier auf der Savanne? Da gibt es doch nur Antilopen, die uns nicht so nahe an sich lassen, daß wir zum Schuß kommen.“
    „Wie klug Ihr redet! Habt allerdings so ziemlich das Richtige getroffen. Aber an den Mugworthills finden wir Wald und also auch Wild. Mr. Santer hat es gesagt.“
    „Wann kommen wir hin?“
    „Gegen Mittag vielleicht, wenn wir richtig geritten sind, was ich doch hoffe.“
    Keiner wußte besser als ich, daß wir sehr richtig ritten und den Nugget-tsil noch vor Mittag erreichen mußten. Ich machte ja eigentlich den Führer, ohne daß sie es bemerkten. Sie ritten mit mir, nicht ich mit ihnen.
    Noch hatte die Sonne nicht den höchsten Punkt ihres Tagesbogens erreicht, so sahen wir im Süden die bewaldeten Höhen, zu denen wir wollten, aus der Ebene aufsteigen.
    „Ob das die Mugworthills sind?“ fragte Clay.
    „Sie sind's“, antwortete Gates. „Mr. Santer hat uns doch sehr genau beschrieben, was für einen Anblick sie bieten, wenn man von Norden her zu ihnen kommt. Und was wir da vor uns sehen, das stimmt mit der Beschreibung. In einer halben Stunde werden wir uns am Ziel befinden.“
    „Noch nicht“, widersprach Summer.
    „Wieso?“
    „Du hast vergessen, daß die Mugworthills an ihrer nördlichen Seite für Reiter unzugänglich sind; man kann da nicht passieren.“
    „Das weiß ich wohl; ich meinte nur, daß wir in einer halben Stunde dort sein werden. Dann umreiten wir die Hills, bis wir auf der Südseite an das Tal kommen, welches zwischen sie hineinführt.“
    Ich hörte, daß Santer ihnen das

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