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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Nun braucht bloß Mr. Santer noch zu kommen.“
    Ja, wir waren da! Da stand das Grabmal Intschu tschunas, des einstigen Häuptlings der Apachen, der mit einem mehrfachen Steinmantel umgebene Erdhaufen, in dessen Innern er ruhte, auf seinem Pferd, mit seinen Waffen, außer der Silberbüchse, und seiner Medizin. Und daneben befand sich die Steinpyramide mit dem aus ihrer Spitze ragenden Gipfel des Baumes, an dessen Stamm sitzend Nscho-tschi den letzten Schlummer schlief. Ich war mit Winnetou während unserer Streifzüge einige Male hier gewesen, um das Andenken der beiden geliebten Toten zu ehren, und kam nun ohne ihn, der inzwischen auch von mir geschieden war. Er hatte den ihm so teuren Ort auch ohne mich besucht, wenn ich mich in andern Ländern befand. Welche Gedanken mochten da hinter seiner Stirn gewohnt, welche Gefühle sein Herz bewegt haben! Santer und Rache! Dieser Mann und dieses Verlangen nach Wiedervergeltung hatte einst sein ganzes Innere eingenommen. Auch später noch?
    Es war ihm nicht gelungen, des Täters in der Weise habhaft zu werden, daß er ihn bestrafen konnte. Jetzt stand ich hier und erwartete den Mörder. War ich nicht der wohlberechtigte Erbe meines Freundes, der Erbe seiner Rache? Hatte nicht der heiße Wunsch nach Vergeltung auch in mir gelebt? War es nicht eine Versündigung gegen ihn und die beiden Toten, wenn ich Santer hier in meine Hand bekam und seiner schonte? Aber da hörte ich im Geiste seine letzten Worte: „Scharlih, ich glaube an den Heiland. Winnetou ist ein Christ. Lebe wohl!“ Leider klang auch eine andre Stimme an mein Ohr, die Stimme Gates, welcher mir zurief:
    „Was steht Ihr denn da und starrt die beiden Erdhaufen an! Seht Ihr vielleicht die Geister schon, vor denen Ihr Euch ängstigt? Wenn das beim hellen Tag geschieht, wie soll das erst am Abend und in der Nacht werden!“
    Ich antwortete nicht, führte mein Pferd auf die Lichtung, sattelte und zäumte es ab, gab es frei und machte mich dann, meiner Gewohnheit gemäß, daran, die Umgebung abzusuchen. Als ich zurückkehrte, hatten die drei Gefährten es sich bequem gemacht. Sie saßen an dem Grabmal des Häuptlings, grad an der Stelle, wo ich graben wollte.
    „Wo lauft Ihr denn herum?“ fragte Gates. „Habt wohl schon nach Nuggets gesucht? Das laßt bleiben! Es wird nur gemeinschaftlich gesucht, damit nicht einer die Stelle finden und sie den andern verheimlichen kann.“
    Dieser Ton behagte mir nicht. Sie wußten zwar nicht, wer ich war, aber in solcher Weise durfte ich doch nicht mit mir sprechen lassen; darum antwortete ich mit derjenigen Schärfe, deren ich mich, ohne zu beleidigen, bedienen zu können glaubte:
    „Fragt Ihr nur aus Neugierde, Sir, oder weil Ihr glaubt, mich kommandieren zu dürfen? Für beide Fälle mache ich Euch darauf aufmerksam, daß ich die Jahre hinter mir habe, in denen man sich schulmeistern läßt.“
    „Schulmeistern? Mr. Jones, was wollt Ihr damit sagen?“
    „Daß ich mich für einen selbständigen Menschen halte.“
    „Das seid Ihr eben nicht. Von dem Augenblick an, wo Ihr Euch uns angeschlossen habt, seid Ihr Mitglied unsrer Gesellschaft geworden, und kein Glied eines Ganzen kann sich selbständig nennen.“
    „Braucht sich aber auch nicht dominieren zu lassen!“
    „Doch! Einen muß es geben, nach welchem sich die andern zu richten haben.“
    „Haltet Ihr Euch für diesen Einen?“
    „Ja.“
    „So befindet Ihr Euch im Irrtum. Wenn es unter uns einen geben soll, auf den die andern zu hören haben, so kann das nur Santer sein.“
    „Der ist nicht da. Unterdessen vertrete ich seine Stelle.“
    „Aber nicht in Beziehung auf mich. Ihr dürft nicht vergessen, daß Santer mich noch gar nicht engagiert hat; ich bin also noch nicht Mitglied eurer Gesellschaft.“
    „So laßt das Spüren hier herum! Ihr habt kein Recht dazu, wenn Ihr glaubt, noch nicht zu uns zu gehören.“
    „Darüber wollen wir uns nicht streiten, Sir. Ich darf wohl gehen, wohin ich will! Ich habe mich entfernt, um nachzusehen, ob wir hier sicher sind. Wenn ihr wirklich so tüchtige Westmänner seid, wie ihr sagt, müßt ihr wissen, daß man nie im Wald lagert, ohne zu wissen, ob man allein da ist oder nicht. Weil ihr das unterlassen habt, habe ich es getan und damit eigentlich Eure Anerkennung verdient, nicht aber den Ton, den ihr Euch gegen mich erlaubt.“
    „Ach! Nach Spuren habt Ihr gesucht?“
    „Ja.“
    „Versteht Ihr denn, die zu finden?“
    „Wahrscheinlich!“
    „Ich dachte, Ihr suchtet schon

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