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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nicht Ihr mich. Und weil ich kein so frommer Christ bin, wie Ihr seid, wird es mir dann nicht einfallen, auf meine Rache zu verzichten. Sie ist schon da, schon da! Seht, wie sie kommt!“
    Er stieß diese Worte überlaut frohlockend aus, und dieser sein Jubel war nicht unbegründet, denn er wurde noch übertäubt von einem Geheul, welches in diesem Augenblick ringsum, auf allen Seiten erscholl, und zu gleicher Zeit tauchten von rechts und links, von vorn und hinten zahlreiche rote, mit den Kriegsfarben der Kiowas bemalte Gestalten auf, welche schlangengleich herbeigeschnellt kamen und mich in ihre Mitte nahmen.
    Ich war von Gates belogen worden; Santer hatte die Kiowas nach dem Nugget-tsil gebracht. Sie hatten, als sie von ihm die Nachricht vom Tod Winnetous vernahmen, sich sofort entschlossen, die Feier dieses ihnen so willkommenen Ereignisses da vorzunehmen, wo sein Vater und seine Schwester begraben lagen. Das war so recht indianisch und paßte genau zur Denkweise des Mörders, dem noch die Freude widerfahren sollte, mich, den Freund Winnetous, hier in den Mugworthills in seine Hand zu bekommen.
    Der Überfall brachte mich, so plötzlich er kam, keineswegs aus der Fassung. Im ersten Augenblick war ich entschlossen, mich zu verteidigen, und zog die Revolver; aber als ich mich von sechzig Kriegern eingeschlossen sah, steckte ich sie wieder in den Gürtel. Flucht war unmöglich und Widerstand vergeblich; er konnte meine Lage nur verschlimmern. Das einzige, was ich tat, bestand darin, daß ich diejenigen, welche mir am nächsten standen und ihre Hände nach mir ausstreckten, zurückstieß und mit lauter Stimme erklärte:
    „Old Shatterhand gibt sich den Kriegern der Kiowas gefangen. Ist ihr junger Häuptling da? Ihm, aber auch nur ihm werde ich mich freiwillig ausliefern.“
    Die Roten ließen von mir ab und sahen sich nach Pida um, welcher an dem Angriff auf mich nicht teilgenommen hatte und abwartend unter den nächsten Bäumen stand.
    „Freiwillig?“ höhnte Santer. „Dieser Kerl, der sich so hochtönend Old Shatterhand nennt, braucht gar nicht von freiem Willen zu reden. Er muß sich ergeben, sonst wird er niedergeschlagen. Immer drauf auf ihn!“
    Er hütete sich aber sehr, mich selbst anzugreifen. Die Kiowas gehorchten seinem Ruf und drangen wieder auf mich ein, doch nicht mit den Waffen, sondern mit den Händen, denn sie wollten mich nicht tot, sondern lebendig in ihre Gewalt bekommen. Ich wehrte mich nach Kräften gegen sie und schlug mehrere nieder, hätte aber der großen Übermacht natürlich nicht standhalten können, wenn Pida nicht jetzt befohlen hätte:
    „Halt, laßt von ihm ab! Er will sich mir ergeben, und euer Angriff ist also ohne Nutzen!“
    Sie wichen von mir zurück; da rief Santer in zornigem Ton:
    „Warum soll er geschont werden? Er mag so viele Hiebe und Stöße bekommen, wie Arme und Fäuste da sind. Immer drauf! Ich befehle es!“
    Da trat der junge Häuptling auf ihn zu und sagte unter einer nicht sehr achtungsvollen Handbewegung gegen ihn:
    „Du willst hier befehlen. Weißt du denn nicht, wer der Anführer dieser Krieger ist?“
    „Du.“
    „Und was bist denn du?“
    „Der Freund der Kiowas, dessen Wille doch hoffentlich etwas zu gelten hat!“
    „Ein Freund? Wer hat dir das gesagt?“
    „Dein Vater.“
    „Das ist nicht wahr; Tangua, der Häuptling der Kiowas, hat gegen dich nie das Wort Freund gebraucht. Du bist weiter nichts als ein Bleichgesicht, welches bei uns nur geduldet wird.“
    Gern hätte ich die kurze Zeit dieses Wortwechsels dazu benutzt, mich plötzlich durchzuschlagen und zu entspringen; es wäre mir vielleicht auch gelungen, denn die Roten richteten ihre Aufmerksamkeit mehr auf Santer und Pida, als auf mich, aber ich hätte meine Gewehre zurücklassen müssen, und das wollte ich nicht. Nun kam Pida auf mich zu und sagte:
    „Old Shatterhand will mein Gefangener sein. Wird er freiwillig alles hergeben, was er bei sich hat?“
    „Ja“, antwortete ich.
    „Und sich binden lassen?“
    „Ja.“
    „So gib mir deine Waffen!“
    Es war mir im stillen eine Genugtuung, daß er mich so fragte, denn dies war ein Zeichen, daß er Angst vor mir hatte. Ich gab ihm die Revolver und das Messer. Santer nahm den Henrystutzen und den Bärentöter zu sich. Pida sah dies und fragte ihn:
    „Warum vergreifst du dich an diesen Gewehren? Leg sie wieder hin!“
    „Kann mir nicht einfallen! Sie sind mein.“
    „Sie gehören mir!“
    „Nein, sondern mir!“ behauptete er.
    „Sie

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