03 - Winnetou III
sind das Eigentum Old Shatterhands gewesen, der sich mir ergeben hat; also sind sie mit ihm mein Eigentum geworden!“
„Wem hast du es zu verdanken, daß du ihn gefangen hast? Nur mir. Er befand sich schon in meiner Gewalt; er gehört mir und mit ihm alles, was er besitzt. Ich verzichte weder auf ihn noch auf diesen berühmten Henrystutzen.“
Da erhob Pida drohend die Hand und befahl:
„Leg sie wieder hin, augenblicklich!“
„Nein!“
„Nehmt sie ihm!“ gebot der junge Häuptling seinen Leuten.
„Wollt ihr euch etwa an mir vergreifen?“ fragte Santer, indem er die Haltung eines Mannes annahm, der sich verteidigen will.
„Nehmt sie ihm!“ wiederholte Pida.
Da warf Santer, als er sah, wie viele Hände sich nach ihm ausstreckten, die Waffen weg und erklärte:
„Da sind sie; da habt ihr sie, doch nicht für immer! Ich werde mich bei Tangua beschweren.“
„Tu das!“ antwortete Pida mit hörbarer Verachtung.
Die beiden Gewehre wurden ihm gebracht, und ich mußte meine Hände herhalten, um sie mir zusammenbinden zu lassen. Während dies geschah, kam Santer herbei und sagte:
„So behaltet in Teufels Namen die Gewehre, aber alles andere, was in seinen Taschen steckt, ist mein, besonders was er hier – – –“
Er streckte die Hand nach der Tasche aus, in welche ich den letzten Willen Winnetous gesteckt hatte.
„Zurück!“ herrschte ich ihn an.
Er fuhr bei diesem meinem Ton allerdings erschrocken zurück, faßte sich aber schnell und grinste mir in höhnischem Ton zu:
„Alle Wetter, ist das eine Dreistigkeit von dem Kerl! Ist gefangen und weiß, daß er aus dem letzten Loch pfeift, und fährt mich doch an wie ein Kettenhund! Das hilft dir nichts. Ich will wissen, was du da ausgegraben und vorhin gelesen hast.“
„Versuche, es mir zu nehmen!“
„Das werde ich freilich tun! Ich gebe gern zu, daß es dich außerordentlich kränken muß, wenn ich diesen Schatz in meine Hand bekomme, aber du wirst dich darin ergeben müssen.“
Er trat wieder näher und griff mit beiden Händen zu. Noch waren mir die Hände nicht vollständig zusammengebunden; der Riemen war mir erst um das eine Handgelenk geknotet worden und sollte nun noch um das andere geschlungen werden. Ich machte mir mit einem schnellen, kräftigen Ruck die Hände frei, nahm mit der linken Santer bei der Brust und schlug ihm die rechte Faust auf den Kopf, daß er zusammenbrach und regungslos wie ein Klotz liegen blieb.
„Uff, uff, uff!“ riefen die Roten ringsum.
„Nun bindet mich wieder“, sagte ich, indem ich die Hände wieder hinhielt.
„Old Shatterhand hat seinen Namen in der Tat“, lobte mich der junge Häuptling. „Was ist es, was dieser Santer von dir haben will?“
„Ein beschriebenes Papier“, antwortete ich; was es eigentlich war, durfte ich nicht sagen.
„Er sprach doch von einem Schatz!“
„Pshaw! Er weiß ja noch gar nicht, was auf dem Papier steht. Wessen Gefangener bin ich denn eigentlich, der deinige oder der seinige?“
„Du bist mein.“
„Warum duldest du da, daß er sich an mir vergreift, um mich zu berauben?“
„Die roten Krieger wollen nur deine Waffen haben; alles andere können sie nicht brauchen.“
„Ist das ein Grund, es diesem Kerl zu geben? Ist Old Shatterhand ein Knabe, dem jeder Lump die Taschen leeren darf? Ich habe mich dir übergeben und dich dadurch als Krieger und Häuptling geehrt; willst du nun vergessen, daß ich auch ein Krieger bin, von dem sich dieser Santer nur Fußtritte holen kann?“
Der Indianer ehrt den Mut und den Stolz selbst an seinem ärgsten Feind; ich war nicht als eine Memme bekannt und hatte Pida damals, als ich ihn aus seinem Dorf entführte, um Sam zu retten, schonungsvoll behandelt; darauf rechnete ich, und es zeigte sich gleich, daß ich mich nicht in ihm getäuscht hatte, denn er antwortete, indem sein Blick gar nicht feindlich an mir niederglitt:
„Old Shatterhand ist der tapferste unter allen weißen Jägern; der aber, den du niedergeschlagen hast, besitzt zwei Zungen, von denen jede anders redet, und zwei Gesichter, welche bald so und bald anders aussehen: er soll nicht in deine Taschen greifen dürfen.“
„Ich danke dir! Du bist wert, ein Häuptling zu sein, und wirst dereinst zu den berühmtesten Kriegern der Kiowas gehören. Ein edler Krieger tötet den Feind, aber er erniedrigt ihn nicht.“
Ich sah, wie stolz ihn diese meine Worte machten, und es klang beinahe in bedauerndem Ton, als er sagte:
„Ja, er tötet den Feind. Old
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