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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Wasser zu fallen. Das für mich so kostbare Testament! Was ich fühlte, war nicht Zorn, auch nicht Grimm; ich fühlte aber, daß ich kochte.
    „Bube“, brüllte ich hinauf, „hör mich nur einen Augenblick!“
    „Jawohl! Ich höre dich so gern!“ antwortete er herab.
    „Intschu tschuna läßt dich grüßen!“
    „Danke!“
    „Nscho-tschi auch!“
    „Danke sehr, danke!“
    „Und im Namen Winnetous schicke ich dir diese Kugel. Zu bedanken brauchst du dich nicht!“
    Dieses Mal legte ich den Bärentöter an; der Schuß war sicherer; ich mußte treffen. Das Zielen nimmt bei mir kaum einen Augenblick in Anspruch, auch jetzt – – – aber was war das? Wankte mein Arm? Oder bewegte sich Santer? Oder wankte der Fels? Ich konnte nicht fixieren und legte die Büchse ab, um mit beiden Augen zu sehen.
    Herrgott, der Felsen wankte hin und her; es tat einen schweren, dumpfen Knall; aus der Höhle drang Rauch, und wie von einer unsichtbaren Gigantenfaust gestoßen neigte sich von der Höhle an aufwärts der Fels langsam tiefer und immer tiefer, mit Santer oben auf der Platte, welcher die Arme in die Luft warf und um Hilfe brüllte; dann als der Schwerpunkt verloren gegangen war, krachte, prasselte und donnerte die Felsenmasse hinab in die Tiefe, hinab in den See! Oben um die Bruchkante spielte noch der Pulverdampf in leichten Wölkchen.
    Ich stand sprachlos, entsetzt!
    „Uff!“ rief Pida, indem er beide Hände in die Luft warf. „Der große Geist hat ihn gerichtet und den Felsen unter ihm umgestürzt.“
    Til-Lata zeigte hinab auf die schäumenden Fluten des Sees, welcher in diesem Augenblick das Aussehen eines riesigen, brodelnden Kessels hatte, und sagte, trotz seiner Bronzefarbe blaß bis an die Ohren:
    „Der böse Geist hat ihn hinuntergezogen in das kochende Wasser und wird ihn nicht wieder hergeben bis an das Ende aller Dinge. Er ist verflucht!“
    Ich wollte nichts sagen und konnte auch nichts sagen. Mein Traum, mein Traum, mein Traum! Das Gold hinab in den Schlund! Und welch ein Ende für Santer! Es war mir noch im letzten Augenblick erspart worden, ihm eine Kugel zu geben; er hatte sich selbst gerichtet, oder vielmehr er selbst hatte das Urteil eines Höheren an sich vollzogen, er war sein eigener Henker gewesen, denn er hatte die Zündschnur angesteckt.
    Unten gestikulierten die Apachen an dem Ufer des Sees. Die beiden Häuptlinge eilten hinab, ob etwas von Santer zu sehen sei. Vergebliches Beginnen! Den hatten die Felsmassen in das Wasser geschleudert und auf dem Grund des Sees begraben und zugedeckt.
    Mir, dem sonst so kräftigen Menschen, den nichts aus der Fassung zu bringen vermochte, wurde ganz schwach, so schwach, daß ich mich setzen mußte. Ich schwindelte, ich mußte die Augen schließen, und dennoch sah ich den wankenden, stürzenden Felsen vor mir und hörte Santers Hilferufe.
    Wie war das gekommen? Jedenfalls infolge einer Vorsichtsmaßregel Winnetous. Mir wäre es nicht passiert! Die Beschreibung des Versteckes und der vorzunehmenden Manipulationen war von ihm jedenfalls so abgefaßt, daß nur ich allein sie verstehen konnte, jeder andere aber mißverstehen mußte. Er hatte eine Mine gelegt, welche der Unberufene auf Grund dieses Mißverständnisses anzünden mußte, um sich selbst zu verderben. Aber wie stand es mit dem Schatz, mit dem Gold? War es noch oben oder lag es auch unten auf dem Grund des schwarzen Wassers, von den Trümmern des Felsens den Menschen für immer entzogen?
    Und wenn es da unten lag, mich schmerzte es nicht; aber daß die Zeilen meines toten Bruders zerrissen und zerstreut worden waren, das war mir ein Verlust, wie es für mich keinen zweiten geben konnte. Der Gedanke hieran gab mir augenblicklich die verlorene Spannkraft wieder. Ich sprang auf und kletterte so schnell wie möglich den Berg hinunter, denn ich konnte doch vielleicht einige oder mehrere Stücke retten. Ja, da schimmerte es, als ich unten angekommen war, papierweiß von der Mitte des Sees herüber. Ich zog mich aus, sprang in das Wasser und schwamm hinüber; ja, es war ein kleiner Fetzen des Testamentes. Ich durchquerte die Oberfläche des Sees nach allen Richtungen und fand noch drei andere Rudera. Diese Überbleibsel des Testamentes legte ich dann in die Sonne, um sie trocknen zu lassen, und als dies geschehen war, versuchte ich die verwaschenen und zerlaufenen Buchstaben zu entziffern; einen Zusammenhang konnte es natürlich nicht geben. Ich las nach langer Anstrengung: „ … eine Hälfte

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