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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sein Pferd und mit ihm die Steine wiederzufinden!“
    „Möglich, aber wahrscheinlich nicht. Wer will ein Pferd, welches vor dem Feuer flieht wiederfinden? Und dazu weiß er ja, daß außer den Railroaders noch andere Leute hier sind, vor denen er sich nicht sehen lassen darf, wenn er nicht die höchste Gefahr laufen will.“
    „Er hat mich ebenso gut erkannt, wie ich ihn, und es sollte mich wundern, wenn er nicht Lust hätte, mir eine Kugel oder ein scharfes Eisen zu geben!“
    „Das müssen wir abwarten; heut aber sind wir jedenfalls sicher. Trotzdem können wir uns von der Bahn eine Strecke zurückziehen, welche groß genug für die Überzeugung ist, daß wir nicht gestört werden.“
    „Well, also vorwärts!“
    Er setzte sich auf; ich bestieg meinen Mustang, und wir ritten vielleicht eine englische Meile weit nach Norden. Hier machten wir Halt, hobbelten unsere Tiere an und wickelten uns in unsere Decken.
    Ich war wirklich müde geworden und schlief sehr bald ein. Später war es mir einmal wie im Traum, als hörte ich den Zug von Ost nach West vorüberrollen; doch kam ich nicht zur rechten Munterkeit und schlief wieder ein.
    Als ich erwachte und mich aus der Decke wickelte, war es noch sehr früh am Tag; dennoch saß Sam bereits vor mir und rauchte behaglich eine der Zigarren, die wir gestern abend erhalten hatten.
    „Good morning, Charley! Es ist wirklich ein Unterschied zwischen diesem Kraut und Euern Patent-Smokers, deren Manufaktur Ihr dort unterm Sattel habt. Nehmt Euch auch eine, und dann wollen wir an das Werk gehen. Auf das Frühstück müssen wir verzichten, bis wir Wasser finden.“
    „Wenn wir es nur bald treffen; das ist wünschenswert um unserer Pferde willen, die kein Futter haben. Übrigens kann ich meine Zigarre auch zu Pferd genießen.“
    Ich steckte mir eine an und hobbelte dann mein Pferd los.
    „Wie reiten wir?“ fragte Sam.
    „Eine Schneckenlinie von hier aus bis an den Ort, wo der Zug gestanden hat; da kann uns keine Spur entgehen.“
    „Aber nicht nebeneinander.“
    „Nein; wir nehmen natürlich genügend Abstand. Vorwärts!“
    Die feine Asche des niedergebrannten Grases hatte die Spuren der flüchtigen Ogellallahs sehr deutlich aufgenommen, wie sich vermuten ließ, aber der Luftzug hatte sie während der Nacht so vollständig verweht, daß nicht das Geringste zu bemerken war. So kamen wir endlich resultatlos an Ort und Stelle.
    „Habt Ihr etwas gesehen, Charley?“ erkundigte sich Sam.
    „Nein.“
    „Ich auch nicht; der Kuckuck hole den Wind, der immer nur dann kommt, wenn er zum Beispiel gar nicht gebraucht werden kann! Hättet Ihr den Brief nicht gefunden, so wüßten wir wahrhaftig nicht, was wir anfangen sollten.“
    „Also fort, nach dem Rio Pecos!“
    „Well! Vorher aber will ich den Roten sagen, wem sie das gestrige Vergnügen zu verdanken haben.“
    Während ich abstieg und mich auf den Damm ausstreckte, begann er sein Werk, an dem ich mich nicht zu beteiligen vermochte, und bald lagen die toten Indsmen nebeneinander, die abgeschnittenen Ohren in den Händen.
    „Nun kommt!“ meinte Sam. „Wir haben einen weiten Ritt bis zum nächsten Wasser, und ich bin begierig, zu erfahren, wer ihn besser aushält, Euer Mustang oder meine alte Tony.“
    „Euer Tier hat etwas weniger zu tragen als das meinige.“
    „Well, Charley, etwas weniger Menschenfleisch, aber dafür etwas mehr Grütze. Mann, daß mir dieser Fred Morgan entkommen ist, dafür kann ich nicht; daß Ihr aber die beiden Häuptlinge nicht gehörig ausgelöscht habt, das vergebe ich Euch zum Beispiel erst dann, wenn Ihr mir den Morgan fangen helft!“

ZWEITES KAPITEL
    Die Stakemen
    Zwischen Texas, Arizona, Neu-Mexiko und dem Indianer-Territorium, oder anders ausgedrückt, zwischen den Ausläufern des Ozarkgebirges, der unteren und oberen Sierra Guadelupe und den Gualpabergen, rings eingefaßt von den Höhen, welche den oberen Lauf des Rio Pecos und die Quellen des Red River, Sabine, Trinidad, Brazos und Colorado umgrenzen, liegt eine weite furchtbare Strecke Landes, welche die ‚Sahara der Vereinigten Staaten‘ genannt werden könnte.
    Wüste Strecken dürren, glühenden Sandes wechseln mit nackten, brennenden Felslagerungen, die nicht imstande sind, auch nur der allerdürftigsten Vegetation die kärgsten Bedingungen des kürzesten Daseins zu bieten; schroff und unvermittelt folgt die kalte Nacht auf die Hitze des Tages; kein einsamer Dschebel, kein grünendes Wadi unterbricht wie in der Sahara die tote,

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