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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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verstehen. Dann verabschiedete ich mich. Als ich aus der Hütte trat sah ich das dunkeläugige Mädchen, welches ich bereits am Morgen bemerkt hatte, bei meinen Pferden beschäftigt Sie packte Proviant auf und errötete, als ich sie dabei überraschte.
    „Wer ist diese Tochter der Racurroh?“ fragte ich Ma-ram.
    „Es ist Hi-lah-dih (‚Die reine Quelle‘) die Tochter des Häuptlings To-kei-chun. Sie bittet dich, zu nehmen, was sie dir bietet weil du verschont hast ihren Bruder Ma-ram.“
    Ich reichte dem Mädchen die Hand.
    „Manitou gebe dir Glück und viele Sonnen, du Blume der Savanne. Dein Auge ist hell, und deine Stirn ist rein; möge auch dein Leben so licht und ungetrübt bleiben!“
    Ich schwang mich auf und brachte meine drei Pferde zu den Freunden. Diese und namentlich Sam gerieten in Entzücken beim Anblick des Rapphengstes.
    „Charley“, meinte er, „der ist beinahe so viel wert wie meine alte Tony, nur daß diese einen kürzeren Schwanz und längere Ohren hat. Übrigens ist nun alles beisammen, denn diese roten Kerls haben uns alles gebracht was uns fehlte. Jetzt ist es grad sechs Uhr vor Abend. Laß uns aufbrechen und dann zum Beispiel sehen, ob sie uns nochmals bekommen werden!“
    Wir packten auf, was wir mitzunehmen hatten, und lösten dann die Fesseln unserer Gefangenen.
    „Massa, nun fort“, mahnte Bob, „sehr viel schnell fort, daß nicht kommen nach Indian' und fangen wieder all' ganz Massa Bern', Sam, Charley und Winnetou!“
    Die Häuptlinge rührten sich nicht, solange wir uns noch im Zelt befanden. Wir stiegen auf; fort ging es! Die Zeltstraße war leer; kein Indianer war zu sehen; jedenfalls aber wurde unser Abzug von allen beobachtet. Nur beim Zelt To-kei-chuns war es mir, als ob vier Augen durch die Ritze des Vorhanges lugten. Hundert Herzen klopften in der Erwartung, uns einzuholen; hier aber gab es sicherlich zwei, welche wünschten, daß wir entkommen möchten. – – –

VIERTES KAPITEL
    In Californien
    Wir waren über den Rio Colorado gegangen, hatten das Gebiet des Pahutas glücklich hinter uns und dachten nun bald die östlichen Ausläufer des Nevada-Gebirges zu erreichen, wo wir am Mona-See einige Tage Rast halten wollten. Von dem Gebiet der Comanchen bis hierher ist es ein wenig weit. Man hat unendlich scheinende Savannen, himmelhohe Gebirge und dann salzige, weite Wüstenflächen zu überwinden, und so kräftig Pferd und Reiter auch sein mögen, es machen sich die Folgen solcher Strapazen doch bei Mensch und Tier geltend.
    Und was trieb uns, diesen weiten Weg zurückzulegen, auf welchem wir Californien vor uns liegen hatten? Erstens wollte Bernard Marshal dort seinen Bruder suchen; zweitens nahmen wir an, die beiden Morgans seien in das Land des Goldes gegangen, nachdem sie am Rio Pecos ihren Raub auf eine so plötzliche Weise verloren hatten.
    Zu dieser Vermutung war aller Grund vorhanden.
    Als wir damals das Zeltdorf der Comanchen verließen, ritten wir den Nachmittag und die ganze Nacht hindurch, so daß wir bereits am nächsten Mittag die obere Sierra Guadelupe vor uns sahen. Sams Stute und Winnetous Klepper hielten sich trotz der gewaltigen Anstrengung außerordentlich gut, und die andern Pferde waren ja so frisch, daß wir um sie keine Sorge hatten. Auch die Guadelupe wurde überwunden, ohne daß wir eine Spur von Verfolgung bemerkten, und als wir einige Tage später den Rio Grande überschritten hatten, brauchte es uns wegen der Comanchen nicht mehr bange zu sein.
    Westlich vom Rio Grande schieben die Cordilleren von Sonora zahlreiche Höhenzüge nach Norden vor, welche wir ohne besondere Abenteuer erreichten. Hier aber trat ein wichtiges Ereignis ein.
    Wir hatten uns nämlich um die Mittagszeit auf der Höhe eines Paßes gelagert, und Winnetou stand als Ausguck an einem Felsen über uns, von wo aus sein Blick den ganzen Weg vor und hinter uns beherrschen konnte.
    „Uff!“ rief er da plötzlich in jenem Gutturalton, der den Indianern eigen ist, legte sich auf den Boden und glitt schnell zu uns herab.
    Wir griffen natürlich sofort zu unsern Waffen und erhoben uns.
    „Was gibt es?“ fragte Marshal.
    „Rote Männer.“
    „Wieviel?“
    „So!“
    Er hielt die fünf Finger der Rechten und drei der Linken in die Höhe.
    „Acht! Von welchem Stamm?“
    „Winnetou konnte es nicht sehen, denn die Männer haben alle Zeichen abgelegt.“
    „Sind sie auf dem Kriegspfad?“
    „Sie haben keine rote und blaue Erde im Gesicht, aber sie tragen Waffen.“
    „Wie

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