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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Verhältnissen ein Tor gewesen, wenn ich nicht zugegriffen hätte; doch mußte das allerdings mit der nötigen Zurückhaltung geschehen.
    „Old Shatterhand sagt ja, wenn seine Gäste die Waffen zurückerhalten, die man ihnen genommen hat.“
    „Sie werden sie bekommen.“
    „Auch alles andere, was ihnen gehörte?“
    Ich zielte damit besonders auf die Wertsachen, welche Bernard bei sich getragen hatte, und von denen ich nicht wußte, ob er ihrer beraubt worden sei.
    „Alles!“
    „Meine weißen Gäste sind gefangen worden, obgleich sie den Racurroh nichts Böses getan hatten; die Häuptlinge aber sollen freigelassen werden, trotzdem sie mich töten wollten; der Tausch ist nicht gleich!“
    „Was verlangt mein Bruder noch?“
    „Dieser Stich im Arm soll kosten den Häuptlingen drei Pferde, die ich mir unter ihren Tieren auswähle; ich gebe ihnen dafür drei von den unsrigen.“
    „Mein Bruder ist klug wie der Fuchs; er weiß, daß seine Tiere müde sind. Aber er soll haben, was er begehrt. Wann wird er die Häuptlinge gehen lassen aus seinem Wigwam?“
    „Wenn er fortreitet von seinen roten Brüdern.“
    „Und wird er geben die Seelen aus dem Lauf seiner Büchse?“
    „Er wird sie nicht in die Winde schießen.“
    „So möge er ziehen, wohin er will. Er ist ein großer Krieger und ein listiger Schakal; die Sinne der Häuptlinge der Comanchen sind verdunkelt gewesen, daß sie mit ihm geraucht haben das Calumet des Friedens. Howgh!“
    Der Handel war gemacht, und ich konnte gehen. Die Umstehenden ließen mich unbehelligt durch, und langsam, ohne mich zu beeilen, schritt ich meinem Wigwam zu. Ich war natürlich mit der außerordentlichsten Spannung erwartet worden, und als ich allein eintrat, war dies ihnen ein Zeichen, daß die Sache nicht sehr schlimm abgelaufen sein könne.
    „Nun?“ fragte Bernard, den die Wißbegierde keinen Augenblick warten ließ.
    „Wurden Euch Eure Diamanten oder Papiere abgenommen?“
    „Nein. Warum?“
    „Weil Ihr sie sonst wieder erhalten müßtet. Wir sind auf sechs Stunden frei!“
    „Frei, Massa?“ rief Bob. „Oh, ah, frei sein Bob und Massa Bern'. Aber bloß sechs Stunden, dann wieder fangen Indian' Massa Bern' und Bob!“
    „Well“, meinte Sam, „das ist alles, was wir nur wünschen können. Das war ja eine ganz verteufelte Patsche, in die wir da zum Beispiel hineingeraten sind! Aber, wie steht es mit der Tony?“
    „Die bekommst du, und dazu alles, was dir gehört. Auch Winnetou erhält sein Pferd. Die andern Tiere aber sind zu angegriffen, und obgleich ich meinen braven Mustang nicht gern fortgebe, habe ich mir doch ausbedungen, unter den Pferden der Häuptlinge drei für uns auswählen zu dürfen.“
    „Heigh-day, Charley“, lachte Sam; „sechs Stunden Vorsprung und fünf gute Pferde, das ist genug für solche alte Seekers, wie wir sind. Denn daß du dir keine Ziegenböcke aussuchen wirst, das will ich ganz gewißlich meinen!“
    Jetzt ging es nicht anders, ich mußte ihnen wenigstens kurz erzählen, was ich seit unserer gewaltsamen Trennung erlebt hatte. Noch war ich damit nicht fertig, so ertönte draußen ein Ruf. Ich trat hinaus und sah die Alte, aus deren Topf ich zweimal gegessen hatte.
    „Das Bleichgesicht mag kommen!“
    „Wohin?“
    „Zu Ma-ram.“
    Das war eine sonderbare Botschaft. Ich verständigte erst meine Gefährten und folgte ihr dann. Sie führte mich zu der Hütte, welche meiner gestrigen Wohnung gegenüber lag. Vor derselben hielten zwei Pferde, auf deren einem Ma-ram saß.
    „Mein weißer Bruder möge sich seine Pferde wählen!“
    Also das war es! Ich stieg auf, und schnell ging es durch die Straße hinaus in die Prärie, wo wir eine ziemliche Anzahl von Pferden angehobbelt fanden. Der junge Indianer führte mich geradewegs zu einem Rapphengst.
    „Das beste Roß der Racurroh! Ma-ram erhielt es von seinem Vater; er schenkt es Old Shatterhand für den Skalp, den er ihm gelassen hat!“
    Ich war überrascht über dies reiche und beinahe großmütige Geschenk, denn auf einem solchen Roß konnte ich nicht eingeholt werden. Natürlich nahm ich es an und suchte für Bernard und Bob zwei andere aus, mit denen sie zufrieden sein konnten.
    Nun ging es wieder zurück. Ma-ram hielt vor seinem Zelt.
    „Mein weißer Bruder steige ab und komme herein!“
    Diese Einladung konnte ich nicht abschlagen. Ich wurde in das Innere des Zeltes geführt und erhielt ein Stück Kammaskuchen zu kosten, den die Comanchen ganz vortrefflich zuzubereiten

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