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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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weit sind sie noch?“
    „Im vierten Teil der Zeit, welche die Bleichgesichter eine Stunde nennen, werden sie hier sein. Meine Brüder mögen sich teilen. Winnetou geht mit Sans-ear vorwärts, und Marshal mit dem schwarzen Mann rückwärts, um sich hinter die Felsen zu verstecken. Mein Bruder Scharlih wird hier bleiben bei seinem Pferd.“
    Er nahm die andern vier Pferde bei den Zügeln und führte sie hinter das Gestein, wo sie nicht bemerkt werden konnten; dann wurde von ihm und den drei Gefährten die angegebene Stellung eingenommen. Ich blieb sitzen, der Richtung, aus welcher die Erwarteten kommen sollten, halb zugewandt; meine Büchse lag bereit.
    Die Viertelstunde war kaum vergangen, so vernahm ich Pferdegetrappel; ich tat, als hätte ich es nicht gehört, hielt aber das halbe Auge scharf auf die acht Gestalten gerichtet, welche mich bereits bemerkt hatten und einen Augenblick lang ihre Pferde parierten. Sie wechselten einige Worte und kamen dann auf mich zu. Der Boden war hier so felsig, daß er keine Spuren annahm; sie konnten also nicht sehen, daß ich nicht allein war.
    Ich stand jetzt ruhig auf und nahm meine Büchse zur Hand; sie blieben wohl zehn Schritte vor mir halten, und der vorderste fragte:
    „Was tut das Bleichgesicht hier in den Bergen?“
    „Der weiße Mann hält Rast von einem weiten Weg.“
    „Woher kommt er?“
    „Vom Ufer des Rio Grande.“
    „Und wo will er hin?“
    „Uff!“ rief da ein anderer, noch ehe ich die letzte Frage beantworten konnte. „Die Krieger der Comanchen haben diesen weißen Mann am Wasser des Pecos gesehen. Er war da mit Ma-ram, dem Sohn des Häuptlings, und schoß auf die beiden Bleichgesichter, denen meine Brüder nachgejagt sind!“
    Dieser Mann gehörte also zu den fünf Comanchen, welche durch ihren Angriff auf mich das Entkommen der Morgans verschuldet hatten. Ich hatte ihn nicht erkannt, weil er damals die Kriegsmalerei im Gesicht trug und mir nur ein kurzer Blick auf die Leute ermöglicht gewesen war.
    „Wohin ist das Bleichgesicht mit Ma-ram gegangen?“ fragte mich nach dieser Erklärung der Anführer.
    „Nach den Wigwams der Comanchen.“
    „Wie kam der weiße Mann mit Ma-ram zusammen?“
    „Ich nahm ihn gefangen in dem Tal, in welchem er zurückgeblieben war, als die Krieger der Comanchen Winnetou, Sans-ear, ein Bleichgesicht und einen Neger überfielen.“
    Bei dieser Antwort griffen die Comanchen zu ihren Messern.
    „Uff!“ rief der Anführer. „Er hat Ma-ram gefangen genommen! Wo blieben die andern roten Männer?“
    „Ich tat ihnen kein Leid. Den einen band ich, und die vier anderen hatten keine Augen und Ohren, um zu sehen und zu hören, daß ich den Sohn des Häuptlings mit mir nahm.“
    „Aber Ma-ram war nicht gebunden, als wir ihn bei dem Bleichgesicht sahen“, bemerkte der frühere Sprecher.
    „Ich gab ihn wieder frei, denn er versprach, mir ruhig nach den Wigwams der Comanchen zu folgen.“
    „Uff! Was wollte der weiße Mann dort?“
    „Den Häuptling der Apachen und Sans-ear befreien. Ich nahm die vier Häuptlinge der Racurroh gefangen und gab sie nur gegen ihre Gefangenen wieder los. Ich durfte mit ihnen gehen, und die Comanchen gaben uns den vierten Teil einer Sonne Zeit, zu entkommen.“
    „Und die Gefangenen sind entkommen?“
    „So ist es!“
    Es machte mir Spaß, sie durch Darstellung dieser Verhältnisse in Harnisch zu bringen.
    „Dann muß das Bleichgesicht sterben!“
    Er ergriff sein Gewehr; es war das einzige vorhandene; die andern hatten nur Bogen und Pfeile als Schußwaffen.
    „Die roten Männer würden tot sein, noch ehe sie ihre Waffen erhoben haben, denn ich fürchte mich nicht vor acht Indsmen. Aber die Krieger der Comanchen werden mir nichts tun, wenn ich ihnen sage, das sie Sans-ear, Winnetou und die beiden übrigen heut wieder fangen können.“
    „Uff! Wo?“
    „Hier!“ Ich deutete nach rechts und nach links. „Dort steht Winnetou mit Sans-ear, dem Indianertöter, und hier der Weiße mit dem schwarzen Mann!“
    Hüben und drüben waren die Genannten einige Schritte vorgetreten und hielten ihre Büchsen im Anschlag. Zu gleicher Zeit war ich um einige Schritte zurückgesprungen und richtete die meinige auf den Anführer.
    „Die roten Männer sind unsere Gefangenen; sie mögen von ihren Pferden steigen!“ gebot ich ihnen.
    Sie waren drei Männer mehr als wir, unsere fünf Büchsen aber waren ihnen überlegen. Zur Flucht gab es weder vor- noch rückwärts eine Gelegenheit, und so wunderte ich mich

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