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030 - Bei den drei Eichen

030 - Bei den drei Eichen

Titel: 030 - Bei den drei Eichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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bedrückten andere Sorgen als Gritts Pech oder sogar das tragische Schicksal, das Mr. Jetheroe betroffen hatte.
    »Glaubst du wirklich, daß Molly in Gefahr schwebt?«
    »Darüber kann ich dir beim besten Willen noch nichts Genaues sagen. Willst du mir übrigens eine Frage ganz ehrlich beantworten, Lex?«
    »Gewiß.«
    »Liebst du Molly Templeton?«
    »Ja . . . von ganzem Herzen.«
    »Und hast du dich ihr schon erklärt?«
    »Nein, noch nicht. Aber ich werde es bei der ersten Gelegenheit tun. Jetzt wäre es rücksichtslos, da sie sich noch zu sehr über das Verschwinden ihres besten Freundes grämt.«
    »Und was empfindet sie für dich?«
    »Ich glaube, sie hat mich gern.«
    »Gern, gern! Liebt sie dich?«
    »Ich müßte ziemlich überheblich sein, wenn ich das annehmen wollte. Aber ich glaube, daß sie ahnt, wie es um mich steht«, gab Lexington zu.
    »Mehr ist nicht notwendig! Wenn eine Frau weiß, daß ein Mann sie liebt, und wenn sie ihn weiter nett behandelt, kannst du überzeugt sein, daß sie seine Gefühle erwidert.« »Ist das wirklich wahr?«
    Socrates lächelte ein wenig, obwohl ihm ernst zumute war.
    »Ich will hier nicht analysieren, wie sich eine Dame, die liebt, verhält; darüber sammelst du besser eigene Erfahrungen, Lex« - er nickte ihm zu -, »aber du bist Anfang und Ende meiner Familie, und daher interessiert mich eine Angelegenheit nicht wenig, die vielleicht. . .«
    »Die vielleicht«, ermutigte Lex, als wieder die übliche Unterbrechung kam.
    »Die vielleicht eine Umwälzung in meinem Haushalt mit sich bringt«, vollendete Soc. Doch sein Bruder fühlte, daß er eigentlich etwas anderes hatte sagen wollen. Und dann keimte plötzlich ein Argwohn in ihm auf.
    »Du denkst doch nicht etwa, daß Molly irgend etwas über dieses schreckliche Verbrechen weiß?«
    »Das nicht«, versetzte Soc; aber er hatte ein wenig zu lange mit der Antwort gezögert, und Lex mißdeutete diese Pause.
    »Also weiß sie nach deiner Meinung . . .«
    »Geh, mein Junge, und sei nett zu ihr!« schnitt ihm der Ältere das Wort ab. »Kommst du heute nachmittag mit zur Leichenschau?«
    »Du wirst wohl allein gehen müssen, Soc, oder rechnest du mit der Möglichkeit, daß man unterwegs wieder auf dich schießt?«
    »Kaum. Außerdem nehme ich Bob Stein als Geleit mit. Du kannst dich also mit ruhigem Gewissen Molly widmen... «
    Die gerichtliche Leichenschau war eine reine Formalität, und die Verkündigung des Spruches wurde, wie Socrates erwartet hatte, vertagt.
    »Wir können nichts Besseres tun, Mr. Smith«, sagte einer der höchsten Beamten von Scotland Yard, der als Vertreter hergesandt worden war, »als Sie weiterhin mit der Führung des Falles zu betrauen. Um der Form zu genügen, müssen wir allerdings einen unserer Leute herbeordern, der offiziell die Leitung hat und der hinterher alle Lorbeeren einheimsen wird.«
    »Nun, vielleicht kann er dann auch die Kugeln mit einheimsen, die um meinen Kopf herumfliegen«, erwiderte Smith trocken und berichtete von dem Schuß im Dunkeln.
    »Halten Sie es für die Tat eines Irren?«
    »Es liegt im Bereich der Möglichkeit. Andererseits kann dieses wahnsinnige Gelächter auch ein wohlberechnetes Täuschungsmanöver gewesen sein. Bedenken Sie, daß sich der Kampf zwischen den Nerven des Mörders und denen seines Verfolgers abspielt, und daß die Nerven, die zuerst versagen, den Kampf verlieren. Ein wildes, teuflisches, boshaftes Gelächter kann auch die Nerven des kaltblütigsten Mannes erschüttern und seinem Schuß die sonstige Sicherheit rauben. Unglücklicherweise für den Mörder schlug aber mein Puls um nichts schneller.«
    »Sie sind ein großer Könner, Mr. Smith! Zu schade, daß Sie nicht bei uns geblieben sind!«
    »Wenn ich's getan hätte, wäre ich heute ein vollkommen nutzloser Direktor in Scotland Yard«, bemerkte Socrates Smith, um sich dann eiligst zu entschuldigen, denn sein Gesprächspartner bekleidete diesen hohen Rang.
    »Es gibt so manche Begleitumstände bei Mandles Tod, die ich nicht verstehen kann«, fuhr der Beamte fort. »Warum hatte er Handschellen in seiner Tasche? Wen wollte er fesseln?«
    »Das weiß der liebe Himmel!«
    »Haben Sie übrigens bei dem Brand größere Verluste erlitten, Mr. Smith?«
    »Nein. Mein ganzes Gepäck bestand aus einem Handkoffer. Dagegen hat Miss Templeton ihre ganze Habe verloren, mit Ausnahme ihres Tagebuches, das sie anscheinend unter dem Kopfkissen verwahrte. Nach Art junger Mädchen vertraute sie ihm vermutlich die geheimsten

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