030 - Bei den drei Eichen
rieselte von seinem Kopf herab . . .
»Jetheroe!« rief Socrates, während er sich bückte, um den Körper umzudrehen.
Und dann gellte in nächster Nähe ein irrsinniges Gelächter, ein schrilles Huh . . . Huh . . ., das Lexington Schauer über den Rücken jagte. Socs Taschenlampe leuchtete das Gebüsch ab, doch niemand war zu sehen.
»Kommen Sie heraus oder ich schieße!« befahl Socrates.
Fang!
Die Kugel verfehlte ihn um ein Haar, aber er hatte das Mündungsfeuer bemerkt, und zweimal krachte seine schwere Pistole. Ein Knacken von Zweigen . . . dann Stille.
Die beiden Männer stürzten in das Dickicht, durchjagten es kurz und quer - umsonst, ihr Gegner war geflüchtet.
Erst nach einer Viertelstunde gaben sie die fruchtlose Hetze auf und kehrten nach den Drei Eichen zurück. Und hier stand ihnen die größte Überraschung des Abends bevor.
Die Leiche Theodore Kenneth Wards, alias Jetheroe, war verschwunden.
14
»Gott sei Dank weiß sie nicht, daß er ihr Vater ist«, meinte Socrates nach einer schmerzlichen Unterhaltung mit Molly Templeton.
»Stein wird sie doch nicht etwa darüber aufklären?« fragte Lexington besorgt.
»Und damit ihren Kummer noch vergrößern? O nein!«
»Können Jetheroes Leute nicht irgend etwas aussagen, was einigermaßen Licht in diese Sache bringt?«
Socrates schüttelte den Kopf.
»Er saß in seinem Arbeitszimmer, bis er ohne Erklärung das Haus verließ. Das ist alles, was sie wissen, und seitdem haben sie ihn nicht mehr gesehen.«
»Hat das Fenster wieder aufgestanden?«
»Ja.«
»Dann wäre es doch möglich, daß ihn jemand von draußen angesprochen und ihn zu diesem späten Gang veranlaßt hat.«
»Das ist nicht nur möglich, sondern es war ganz gewiß so«, erklärte Socrates. »Jetheroe ist fortgelockt worden und ahnte nichts Gutes - wir fanden seinen Revolver mit gespanntem Hahn, alle sechs Kammern geladen. Daraus geht unzweideutig hervor, daß er ihn bei dieser Begegnung, die ihm wahrscheinlich den Tod gebracht hat, schußbereit in der Hand hielt.«
»Aber wo ist die Leiche?« grübelte Lexington. »Das ganze Tal ist durchsucht worden, und man hat keine Spur gefunden.«
Socrates Smith hatte sich diese Frage schon selbst wieder und wieder vorgelegt.
»Er muß Komplicen haben - der Mörder, meine ich«, antwortete er. »Und das wirft alle meine Theorien über den Haufen ...! Er erschoß Mandle, er traf sorgfältige Vorbereitungen, um Bob Stein aus dem Weg zu räumen, er hat auch vermutlich Jetheroe umgebracht - wen wird er jetzt töten?«
Lexington rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her, »Scheußlicher Gedanke, Soc - nur ein paar Millimeter mehr, und es wäre deine letzte Nacht gewesen!«
»Das stimmt!« sagte der andere nachdenklich. »Und nun fragt es sich nur, ob auch Mollys Leben bedroht ist... Aber ich halte es nicht für wahrscheinlich.«
»Allmächtiger!« Lexington war aufgesprungen und rüttelte seinen Bruder an der Schulter. »Willst du etwa in dieser kaltblütigen Weise andeuten, daß der Mörder auch sie verfolgt?«
»Ich kann nicht behaupten, daß ich es für völlig ausgeschlossen halte. Es hängt eben davon ab, ob . . .«
»Eine infame Manier, die Sätze immer m der Mitte abzubrechen!« rief Lexington erbost. »Wovon hängt es denn ab?«
»Ach, nichts! Es ist nur eine Vermutung von mir«, beschwichtigte ihn Socrates. Aber er sprach nicht die Wahrheit, denn in seinen Überlegungen hatte sich diese Vermutung zur Gewißheit kristallisiert. Einzig und allein ›Pfuhl im Moor‹ - bedurfte noch der Aufklärung - und daß der Name wirklich ›Pfuhl im Moor‹ lautete, erfuhr er im Laufe des Tages.
Eine unbewohnte Farm am Newton Abbot Weg, drei Meilen von Ashburton entfernt. Besitzer ist ein Franzose, der sie nie besucht und der sie vor zwanzig Jahren für sechshundertunddreißig Pfund von Haggit & George in Torquay gekauft hat.
So lautete das Telegramm, das Soc aus Exeter erhielt.
»Das nenne ich eine sachliche, erschöpfende Auskunft«, lobte Socrates, und zu seinem eintretenden Bruder gewandt, fragte er: »Was ist los, Lex? Ich hörte unten aufgeregte Stimmen.«
»Gritt ist festgenommen worden, weil er gestern gedroht hat, sich an Jetheroe rächen zu wollen«
»Das ist leicht zu erklären. Er dachte natürlich, daß er durch seine Aussage Jetheroe ins Gefängnis bringen würde. Armer Jetheroe! Ich wollte, er säße fest! Wenn ich Bob Steins Rat befolgt hätte, wäre der arme Teufel heute heil und gesund!«
Den jungen Mann
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