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030 - Bei den drei Eichen

030 - Bei den drei Eichen

Titel: 030 - Bei den drei Eichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Schritte hallten auf dem Korridor, dann auf dem Pflaster ...
    »Sie haben ihn, Soc! Jetzt haben Sie ihn!« triumphierte Stein.
    »Haben ihn?« ahmte Smith ihn lächelnd nach. »Wieso in aller Welt habe ich ihn?«
    »Es ist doch ganz klar, daß Jetheroe der Mörder ist!«
    »Nein. Klar ist nur, daß er den Mord gesehen hat!«
    »Und der Revolver?«
    »Ist ein sehr gebräuchliches Modell. Gritt beschrieb doch, wie Jetheroe ihn aufgeklappt hat und . . .«
    »Als ob er damit einen Mann nicht hätte erschießen können!« sagte Stein ungeduldig.
    »Das schon!« räumte Socrates ein. »Nur ist Mandle mit einer automatischen Pistole Kaliber 35 erschossen worden, und die ist nicht in der Mitte aufklappbar . . . Aber bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit, vielleicht schon heute Abend, werde ich Jetheroe auf den Zahn fühlen, um aus ihm herauszubringen, was er in jener Mordnacht gesehen und gehört hat.«

13
    In Scotland Yard gibt es einen Mann, der völlig in der Vergangenheit lebt. Er haust zwischen muffigen Zeitungsbergen und findet seine Freude daran, längst vergessene Fälle wieder ins Gedächtnis zurückzurufen - jedes kleinste Detail, jedes F etzchen Beweismaterial aus Verhören, die vor Jahrzehnten stattfanden, ist ihm gegenwärtig. An diesen Mann schrieb Socrates an jenem Nachmittag einen langen, vertraulichen Eilbrief, den er fast beendet hatte, als Molly und sein Bruder vom Tee bei Mr. Jetheroe zurückkehrten. Beide waren so angelegentlich miteinander beschäftigt, daß Bob Stein verärgert heimging.
    Ein aufregender Besuch fand sich am späten Nachmittag noch ein; es war Mandles Notar, der der sprachlosen Molly eröffnete, daß das gesamte Vermögen ihres Stiefvaters nunmehr ihr gehörte. Das Testament war sehr alt, es war im Jahr von Mandles Eheschließung mit Mollys Mutter abgefaßt worden und bestimmte sie zur Universalerbin. Mandle mußte wohl übersehen haben, daß nach dem Tode seiner Frau der ganze Besitz auf seine Stieftochter übergehen würde, denn er hatte keinen Nachtrag gemacht.
    Das war eine schwerwiegende Neuigkeit, da John Mandle diese Welt als ein reicher Mann verlassen hatte. Unter vier Augen verhehlte der Notar Socrates auch durchaus nicht, wie wenig die Sachlage nach John Mandles Geschmack gewesen wäre, denn dieser habe niemals beabsichtigt, Molly etwas zu hinterlassen.
    »Was er wirklich mit seinem Hab und Gut anfangen wollte, weiß ich nicht; wie die meisten Menschen verschob er es immer wieder, endgültige Entscheidungen zu treffen. Miss Templeton ist gerührt durch die vermeintliche Großmut ihres Stiefvaters, warum soll man sie nicht in dem Glauben lassen . . .?«
    Socrates pflichtete ihm bei. Molly wußte nicht, daß John Mandle ein herzloser Betrüger war, der Todesurkunden gefälscht hatte, um das mysteriöse Verschwinden von Mollys Vater zu begründen, und der ihre Mutter ohne ihr Wissen zur Bigamie verleitet hatte.
    Das Abendessen zog sich durch die Anwesenheit des Notars in die Länge. Als dieser sich verabschiedete, um den letzten Zug nach London zu erreichen, schlug es neun Uhr. Bedauernd äußerte Socrates zu seinem Bruder: »Schade, nun ist es für meinen Besuch bei Mr. Jetheroe zu spät geworden!«
    »Oh!« rief Lexington überrascht. »Du wolltest ihn aufsuchen?«
    »Ja. Was hältst du von ihm?«
    »Mir scheint er ein sehr anständiger Mensch zu sein.«
    Sie gingen, ihre Zigaretten rauchend, langsam vor dem Gasthaus auf und ab.
    »Ach, ich habe vergessen«, sagte Lexington plötzlich, »oben liegt ein Paket für dich, das mit der Abendpost gekommen ist.«
    »Wo?«
    »Ich habe es ins Wohnzimmer legen lassen.«
    Schon rannte Socrates die Treppe hinauf. Er fand das Paket auf dem Tisch.
    »Was für ein unförmiger Band!« sagte Molly verwundert und blickte von ihrem Buch auf, als Soc das Packpapier aufwickelte.
    »Es ist das beste geographische Lexikon von England«, erklärte Soc und blätterte hastig die Seiten um.
    Molly erhob sich und klappte mit einem unterdrückten Gähnen ihr Buch zu.
    »Suchen Sie einen bestimmten Ort?«
    »Ja, das Traumland, zu dem alle braven Kinder zeitig aufbrechen sollten! Ich denke, mein junges Fräulein, daß Sie jetzt ins Bett gehören.«
    »Dieses Mal stimme ich ganz mit Ihnen überein, Mr. Smith.«
    »Eines schönen Tages werden Sie mich noch Soc nennen«, murmelte er, doch nicht leise genug, als daß sie es nicht gehört hätte.
    »Warum?«
    »Weißt du warum, Lex?«
    Lexington starrte mißbilligend auf das so harmlos erscheinende

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