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030 - Bei den drei Eichen

030 - Bei den drei Eichen

Titel: 030 - Bei den drei Eichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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und heiligsten Gedanken an, die sie bewegten.«
    Der Direktor von Scotland Yard lachte und reichte Smith zum Abschied die Hand.
    Als Socrates nach dem Aufbruch Bob Steins, der seit dem Brand keinen Abend mehr in ihrer Gesellschaft verbracht hatte, diese Unterhaltung wiedergab, begann er das junge Mädchen ein wenig zu necken.
    »Ich habe in jener Nacht nichts von einem Tagebuch bemerkt«, gestand Lexington überrascht, während Molly, feuerrot im Gesicht, Soc mit vorwurfsvollem Blick strafte.
    »Mr. Smith, Sie waren ein Scheusal, dem Direktor so etwas zu erzählen. Weder heiligste noch geheimste Gedanken habe ich meinem Tagebuch anvertraut - schon deshalb nicht, weil ich keine habe.«
    Er zwinkerte ihr zu.
    »Wenn ich eine junge Dame sehe, die ein kleines, dickes, verschließbares Buch an ihre Brust preßt, so wittere ich immer Beichten und Seelenergüsse.«
    Ein wenig verschämt gab Molly nach und nach zu, daß sie seit vielen Jahren Tagebücher geführt habe, die aber sämtlich durch das Feuer vernichtet worden waren, mit Ausnahme des einen, das sie ergriffen hatte, als sie vom Rauch und dem Knacken des brennenden Gebäudes geweckt worden war.
    »Warum hast du sie mit ihrem Tagebuch gehänselt?« fragte Lexington, sobald sie allein waren.
    »Und warum sollte ich nicht irgend jemand mit irgend etwas hänseln?« gab Socrates zurück.
    »Vermutest du, daß das Buch etwas. . .« »Nun?« ermutigte ihn der Ältere.
    »... über Mandle oder Jetheroe enthält? Vielleicht Notizen, die für Molly gefährlich werden könnten?«
    »Das kann leicht zutreffen.«
    »Aber was sie über die beiden weiß, hat sie uns doch mitgeteilt.«
    »Ich sagte ja auch nur, daß es zutreffen könnte«, versetzte Socrates, wobei er nach seiner Zeitung griff.
    Lexington holte das junge Mädchen zu einem Spaziergang ab. Dieses langsame Schlendern in Sicht des Wirtshauses war ihnen allmählich zur Gewohnheit geworden und dehnte sich jedesmal länger aus.
    »Sie sind meinem Bruder doch nicht böse wegen der Neckerei?« begann Lex.
    »Aber nein, er ist ein sehr lieber Mensch!«
    »Oh! Ich befürchtete schon, Sie könnten ihn nicht leiden!«
    Sie lachte leise.
    »Ist das so schwer festzustellen, ob ich jemand gern habe?«
    Er nahm einen kühnen Anlauf.
    »Haben Sie mich denn ein wenig gern?«
    »Sie . . .?« Wenn sie nicht überrascht war, so war sie eine Meisterin der Verstellung. »Aber natürlich - das wissen Sie doch, Lexington.«
    Und plötzlich hielt er sie in seinen Armen.
    Für Lexington Smith war es ein überwältigender Moment.
    »Meinen Segen habt ihr!« murmelte Socrates, der ein sehr gefesselter, wenngleich unfreiwilliger Zuschauer war, da sich die beiden für diese Gelegenheit die Spitze einer kleinen Anhöhe ausgesucht hatten und sich deutlich von dem Abendrot des westlichen Horizontes abhoben.
    Mehr als eine Stunde verging, ehe Soc ihre Stimmen vor der Tür des Wohnzimmers hörte. Und dann betrat Lexington allein das Zimmer - strahlend, glücklich, wie auf Wolken gehend.
    Er setzte sich seinem Bruder gegenüber und bückte ihn mit glänzenden Augen an.
    »Soc, altes Haus, ich habe dir etwas zu sagen.«
    »Du hast dich mit Molly Templeton verlobt«, kam ihm der andere zuvor.
    »Woher . . . woher weißt du das?« rief Lex verblüfft.
    »Ich habe euch gesehen! Ein schönes Bild, das mir meine verpaßten Gelegenheiten ins Gedächtnis zurückrief.«
    »Du hast uns gesehen?«
    »Allerdings. Ihr habt für eure Zärtlichkeiten ausgerechnet den Gipfel eines Hügels gewählt, so daß ich dachte, das geschähe absichtlich.«
    Lexingtons Gesicht wurde lang und länger.
    »O Gott, wenn Molly das wüßte . . .!«
    »Molly wird es eben nicht erfahren, und außerdem ist das ja auch nichts Ungehöriges!« unterbrach ihn der Ältere. Dann wurde er nachdenklich. »Werdet ihr eure Verlobung geheimhalten?«
    »Ja. Molly findet eine Veröffentlichung so bald nach dem schrecklichen Ende ihres Stiefvaters nicht richtig.«
    Langsam an seiner Zigarre ziehend, nickte Socrates zum Zeichen seines Einverständnisses.
    »Auch aus einem anderen Grunde. Morgen werden wir nach dem ›Prinzenhof‹ übersiedeln, und ein klein wenig Rücksicht müßt ihr wohl auch auf Bob Steins Gefühle nehmen.«
    »Können wir nicht hier im Gasthaus bleiben?« fragte Lexington, und man merkte den Unmut in seiner Stimme.
    »Damit würden wir Bob Stein vor den Kopf stoßen, nachdem er uns schon so oft eingeladen hat - um so mehr, da wir gezwungen sind, bis zur Aufklärung des Falles in

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