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030 - Bei den drei Eichen

030 - Bei den drei Eichen

Titel: 030 - Bei den drei Eichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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weil das möglicherweise abgehört werden konnte. Als ehemalige Polizeibeamte beherrschten sie natürlich den Morse-Code, und so gaben sie sich zu einer vereinbarten Nachtstunde Lichtsignale; sie benutzten hierzu die Fenster der Weißen Villa, die sowohl vom ›Waldfrieden‹ als auch vom ›Prinzenhof‹ aus sichtbar sind. Mandle hatte die Nacht vom dritten Juni für den Mord geplant, und so legte er natürlich großen Wert auf meine Anwesenheit in seinem Hause. Er bat mich, zu telegrafieren, falls ich in letzter Stunde noch verhindert sein sollte, und war ungewöhnlich aufgeregt - wie Molly mir erzählte -, als ich mit dem Mittagszug nicht eingetroffen war. Er fragte sie auch, ob kein Telegramm gekommen sei... Mandle hatte schon geraume Zeit vor unserer Ankunft über starken Rheumatismus geklagt, der es ihm unmöglich machte, ohne fremde Hilfe zu gehen, und die Krankheit erreichte offenbar ihren Höhepunkt am Tage unseres Eintreffens.
    Abends signalisierte er Stein die dringende Aufforderung, zu den Drei Eichen zu kommen. Mandle muß übrigens sein Haus vor Molly verlassen haben, denn sie sah jemand im Gebüsch lauern. Er ließ sie vorbei, kletterte auf den Baum und legte sich der Länge nach auf den mächtigen Ast, der quer über den Pfad reicht. Von oben wollte er Stein eine Schlinge um den Hals werfen und ihn hochziehen. Wie die in seiner Tasche gefundenen Handschellen beweisen, wollte er dem Aufgehängten die Hände fesseln und dann in Ruhe das Ende abwarten. Ein listiger Plan! Wenn er nachher dem Toten die Handschellen abnahm, mußte alle Welt an einen Selbstmord glauben. Um diese Ansicht noch zu untermauern, hatte Mandle bereits zu verschiedenen Leuten, darunter auch zu Inspektor Mallet, von Steins religiöser Manie gesprochen.
    Aber Stein traute ihm nicht; er kam, die Pistole schußbereit in der Hand. Die Schlinge muß ihn gestreift haben, und als er nach oben blickte, gewahrte er das Gesicht über dem Ast und feuerte blitzschnell. Mandle war sofort tot, ohne Zucken, - ohne Todeskampf, so daß er das Gleichgewicht nicht verlor.
    Stein nahm den Strick ab, warf ihn über den Körper und eilte heim, wo er, um jeden Schatten eines Verdachtes von sich abzuwälzen, einen Überfall auf sich selbst vortäuschte. Er fesselte sich, wie ein Mann mit guten Zähnen es sehr wohl fertigbringt. Zu seinem Pech geriet bei dieser Prozedur aber ein Stückchen Werg vom Strick in seinen Mund, das er ausspuckte, und . . .«
    »Du hast es auf seinem Kissen gefunden«, rief Lexington.
    »Ganz recht. Aber was noch unheilvoller für ihn war: Jetheroe, der auf der Suche nach dem Mann war, der Molly erschreckt hatte, hatte ihn gesehen. Und sobald Stein durch die Aussage des Gärtners Gritt erkannt hatte, daß es einen Augenzeugen gab, stand es für ihn fest, daß er Jetheroe aus dem Weg räumen mußte. Auf welche Weise er ihn zu den Drei Eichen gelockt hat, weiß ich nicht, aber auch dafür wird es eine Erklärung geben. Alles übrige wissen Sie!«
    Molly schüttelte sich vor Grauen.
    »Ob er wahnsinnig ist. . .?«
    »Das glaube ich nicht!« antwortete Socrates. »Stein ist ein sehr gescheiter Mensch, der mir in mancher Hinsicht fast leid tut. Zweifellos hat er Mandle aus Notwehr erschossen, obwohl er Schwierigkeiten gehabt haben würde, das zu beweisen.«
    »Aber das irre Gelächter!« wandte Molly ein.
    »Das war klug ersonnen. O nein, Stein ist nicht verrückt, im Gegenteil, er war so umsichtig, daß er eigens nach Nordengland reiste, um die Gummischuhe zu kaufen, die er in der Mordnacht getragen hat.«
    »Und die er vermutlich als hinderlich zurückließ, als er sich durch das Gebüsch davonmachte«, ließ Weldon vernehmen.
    »So, das ist alles. Und nun, Molly, berichten Sie uns jetzt die Sache mit dem Skelett«, schloß Socrates.
    In möglichst knappen Sätzen erzählte sie von ihren Fluchtplänen und dem grausigen Fund.
    »Also im Keller!« sagte Socrates nachdenklich. »Ich hatte es draußen vermutet und hatte deswegen bereits einem Mann den Auftrag erteilt, den Garten in den nächsten Tagen zu roden. Komm, Lex, ich muß mir das ansehen.«
    Mit der Petroleumlampe ausgerüstet, stiegen sie hinunter und gingen, ohne sich im ersten Keller umzusehen, zu dem von Molly beschriebenen Loch in der Wand des zweiten Raumes. Socrates stellte die Lampe auf den Boden und kniete vor der Öffnung nieder, »Weiß Gott, ein scheußlicher Anblick!« sagte er.
    Er griff in das Dunkel, drehte den Schädel um und wies auf einen Riß.
    »Hier ist die

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