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030 - Das Schloß der Vampire

030 - Das Schloß der Vampire

Titel: 030 - Das Schloß der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Saxon
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er einen zwei Zentimeter breiten Spalt zwischen Boden und Wand. Mit der Leiter beklopfte er die Wand. Sie klang metallisch. Eine kunstvoll getarnte Stahljalousie. Behutsam schob er seinen Schal hindurch. Nichts passierte. Mit vereinten Kräften gelang es ihnen sogar in kürzester Zeit die Jalousie zu heben und hindurchzuschlüpfen.
    Sie standen am Fuße einer schmalen Wendeltreppe.
    „Ich hätte nichts dagegen, dem Firmament ein wenig näher zu kommen“, meinte Mike und begann hochzusteigen. Ashe zog die Jalousie nach unten und folgte ihm.
     

     

Für Penny Cord war es ein Sturz in die finsterste Hölle. Es begann, als sie gebannt den glühenden Thron beobachtete. Etwas schien in ihrem Gehirn zu bohren. Die Umrisse der Kammer verschwanden, machten denen eines Burghofs Platz und jener Szene, die ihr beim Lesen schon solches Entsetzen eingeflößt hatte.
    Undeutlich war sie sich noch bewußt, wo sie sich wirklich befand, und sie versuchte Mike den Vorgang zu erklären. Dann begann auch er zu verblassen, und sie erinnerte sich vage, daß er sie zu einem Bett führte und ihr half, sich darauf zu legen.
    Wieder stand sie eingeklemmt zwischen all den Bauern auf dem Hof, und trotzdem wußte ein Teilchen ihres Ichs, daß jemand sie vom Bett zerrte und auf einen Steinboden fallen ließ, während sie gleichzeitig Zeuge der grauenvollen Folterung des Bauernführers war. Kurz danach teilte sich ihr Gehirn erneut in zwei Hälften, und ihr Körper war an zwei Orten zur selben Zeit. Sie fühlte Hände ihren Körper betasten und spürte intuitiv die bodenlose Verderbtheit und Perversität ihres Besitzers.
    Dann führte man sie durch endlose Korridore in ein fast leeres Gemach, und andere Finger entblößten sie, während sie doch immer noch, in grobes Bauernleinen gehüllt, auf dem Burghof stand. Diese Finger hatten nicht den wollüstigen Appetit der anderen. Aber das Gehirn, das sie bewegte, war genauso grausam und unmenschlich. Es vereinte sich mit ihrem im Burghof, und gemeinsam verfolgten sie die Hinrichtung George Daschas. Dann wuchs das satanische Gehirn in ihr, bis ihr eigenes fast ganz verdrängt war.
    Sie beherrschte nur ein winziges Restchen ihres eigenen Ichs und das sagte ihr, daß ihr echter, physischer Körper nackt auf einer harten, kalten Fläche lag und daß man sie von Mike getrennt hatte. Mike – daran klammerte sie sich – war wirklich. Dieses Leben, ihre gemeinsame Arbeit, das allein war real. Alles andere, was sie nun erlebte, waren nur aufgedrängte
    Bilder, die keine echte Bedeutung hatten. Mit aller Kraft klammerte sie sich daran.
    Ihr fester Wille, sie selbst zu bleiben und ihr Gedanke an Mike, retteten sie vor der Flucht in den Wahnsinn.
    Welten wurden geboren und starben. Zivilisationen wuchsen und brachen zusammen, während Pennys Gehirn der Tiefe der Verderbtheit ausgesetzt wurde.
    Sie erlebte ihre Transformation in eine Werwölfin und fühlte das warme Blut von ihren Lefzen tropfen, als sie gierig die Eingeweide eines Mannes verschlang.
    Sie sah Höllenfeuer in verschlossenen Kammern brennen, wo die durchdringenden Schmerzensschreie der Gemarterten nur von den erbarmungslosen und gefühllosen Peinigern und von ihr gehört wurden.
    Sie nahm teil an Orgien, so pervers und abnormal, wie es sich selbst das krankhafteste Gehirn kaum auszumalen vermag.
    Sie wanderte durch Todeszellen und Folterkammern und beobachtete mit sadistischem Vergnügen, wie die Männer unter dem Beil, durch das Pendel und am Kreuz starben oder von reißenden Bestien verstümmelt wurden.
    Und doch wußte sie, es war nicht die echte Penny Cord, die das alles erlebte. Ein winziges Flämmchen ihres eigenen Seins flackerte noch und konnte wieder zum reinigenden Feuer werden.
    Es war der Macht der Finsternis nicht gelungen, ihr Ich auszulöschen.
     

     
    Der Vampir erwachte im Vollgefühl seiner Kraft.
    Heute war die Nacht der Nächte. Heute würde sein Blut sich mit dem seiner lieblichen Braut vermischen. Dann würde sie an seiner Seite durch die Großstädte dieser Welt schreiten, stolz und von betörender Schönheit, aber jedem seiner Wünsche, gleich wie teuflisch und abartig, gehorchend.
    Er hatte unwahrscheinliches Glück gehabt, sie zu finden. Noch dazu in einer so unbedeutenden Provinzstadt wie Grand Rapids. Ihre Gegenwart würde seine nächtlichen Exkursionen erleichtern – eine amerikanische Ehefrau, jung, blond und reich. Und gehorsam. Vor allem gehorsam.
    Es hatte seiner ganzen Überredungskunst – und manch anderer

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