030 - Das Schloß der Vampire
Künste – bedurft, bis sie bereit war, ihr geborgenes Heim gegen eine Studentenbude in Paris zu tauschen und nun schließlich gegen sein eigenes. Es war ein zeitraubender und schwieriger Prozeß gewesen. Doch nun war sie hier und bald ganz sein.
Und die anderen? Ihr Pech, hierher zu kommen. Nun waren sie sicher aufgehoben – davon war er überzeugt – und er konnte sich Zeit lassen, ehe er über ihr Schicksal entschied.
Er schob den Sargdeckel hoch und stieg hinaus in die Nacht.
In dem gemütlichen Zimmer, dessen Bibliothek Penny am Abend zuvor bewundert hatte, starrte Laura in das tanzende Kaminfeuer. Bald würde Miron hier sein. Kurz darauf mußte die Zeremonie in der Kapelle stattfinden. Sie kannte die Einzelheiten der feierlichen Handlung nicht – sicher ging es völlig anders zu, als bei einer Trauung in den Vereinigten Staaten – aber mit Miron an ihrer Seite war sie mit allem einverstanden.
Ihre Gedanken wanderten zurück zu dem Abend, an dem sie ihn kennen gelernt hatte. Mit Hilde und ihren Eltern war sie zu einer Gesellschaft eingeladen, die man zu Ehren des Grafen gab.
Mit seiner fürstlichen Haltung, seinem maßgeschneiderten Frack und den vielen Orden stach er alle anderen Männer im Saal aus. Sie hatte noch nie zuvor einen so distinguiert aussehenden Mann gekannt. Und später, als sie ihm vorgestellt wurde, hatte er ihre Hand geküßt und ihr tief in die Augen gesehen. In diesem Moment erwachte ein Gefühl in ihr für ihn, das mehr war als nur eine oberflächliche Verliebtheit.
Als er dann später sie und Hilde für den nächsten Tag zum Dinner einlud, fühlte sie sich ungemein geschmeichelt, daß er offensichtlich sie allen anderen der anwesenden Schönen vorzog. Von da ab gingen sie regelmäßig miteinander aus, immer zu dritt. Er wollte vermeiden, sie ins Gerede zu bringen. So war er eben der väterliche Freund zweier junger Mädchen.
Durch ihn hatte ihr Leben erst Sinn bekommen. Sie hatte alles darangesetzt, ihre Eltern soweit zu bringen, sie in Paris – der ersten Station auf dem Weg nach Bast – studieren zu lassen. Und Hilde, die mit ihr kommen wollte, hatte sie in ihren Bemühungen tatkräftig unterstützt.
Sie hörte Zapolias verärgerte Stimme vor der Tür und Franz’ entschuldigenden, kriecherischen Tonfall, sie konnte jedoch nicht verstehen, worum es ging.
Der Graf trat ein und sah sich um. „Wo ist Hilde?“ fragte er.
„Sie wollte noch etwas erledigen und sich dann kurz ausruhen. Was ist los? Ist etwas passiert?“
Er zwang sich zu einem Lächeln, aber es gelang nicht ganz. „Nichts Wichtiges. Wir werden jedoch die Zeremonie etwas vorverlegen müssen. Komm! Ich bringe dich auf dein Zimmer. Dein Hochzeitskleid liegt schon bereit. Hilde kann dir beim Ankleiden helfen.“
Als er sie verlassen hatte, streichelten ihre Finger das kostbare Gewand, aber ihre Gedanken weilten anderswo. Nur war es ihr selbst nicht klar, wo. Immer stärker wurde seit kurzem in ihr das Gefühl, daß die Welt um sie nicht mehr real war, daß sie alles nur träumte.
Der Haupteingang der Burg war nun unverschlossen, und die Halle dahinter mit Öllampen und Fackeln festlich beleuchtet. Eine lange Tafel stand bereit mit Brot, Schinken, Brathähnchen, verschiedenen kalten Braten, Fischen und Salaten, und Reihen von Flaschen transylvanischen Weins und Tsuica.
Kurz nach Sonnenuntergang trafen die Männer aus dem Dorf und den umliegenden Höfen ein, an ihrer Spitze Petru Istwanoff. Der Einäugige wies auf die Tafel und lud sie ein, sich zu bedienen. Der Wirt blickte nur finster um sich, folgte dann aber doch dem Beispiel der anderen, die sich hauptsächlich an den Getränken schadlos hielten und sich damit offenbar betäuben wollten.
Trotz ihres Freiheitsgefühls, das Generationen vor ihnen kämpfen ließ, würden sie sich nicht gegen die Herrschaft des Grafen auflehnen, sie würden ihn auch nicht bei der Regierung denunzieren.
Nicht, solange sie Frauen und Kinder hatten. Nicht, solange er sie auch in seiner Abwesenheit durch die Geister der Finsternis zu bestrafen vermochte.
Man hatte sie heute hierher befohlen, um ihre neue Gräfin zu begrüßen. Sie war Ausländerin und ihnen gleichgültig.
Sie wußten von den anderen Mädchen aus ihrer eigenen Ortschaft, die vom Grafen genommen und nie mehr gesehen worden waren, und deren Eltern zu verängstigt waren, auch nur zu protestieren.
Sie tranken, und ihre Stimmung wurde immer angespannter.
Die Burgkapelle strömte eine düstere,
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