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030 - Die mordende Anakonda

030 - Die mordende Anakonda

Titel: 030 - Die mordende Anakonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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verändert. Er wirkte dünner, gehetzter und strahlte nicht mehr
die Ruhe und Zufriedenheit aus, die seinen Ruf auf der Insel begründeten. Und
die Augen blickten kalt. Ohne jegliches Gefühl.
    »Dass Schlangen ihre Beute, die um vieles größer ist als sie selbst,
verschlingen können, liegt daran, dass sie keine Knochen besitzen. Der Körper
wird von Knorpeln und Wirbeln gestützt. Und dann haben Schlangen nur einen
einzigen Lungenflügel. Haben Sie das schon gewusst?« Beam genoss offenbar die
Angst seiner beiden Gefangenen und den Triumph, den er wiedererlangt hatte.
    »Passen Sie auf, jetzt ist es gleich zu Ende! Lassen Sie sich dieses
Schauspiel nicht entgehen ...!« Joe Rings schluckte. Er merkte, wie ihm flau im
Magen wurde, so dass er sich am liebsten abgewandt hätte. Aber er brachte es
nicht fertig.
    Die Bewegungen des Kaninchens waren kaum mehr wahrnehmbar. Noch eine
Hinterpfote guckte aus dem weitaufgerissenen Rachen der Baumschlange hervor.
Dann rutschte es völlig in den aufgeblähten Vorderleib der Schlange. Sekunden
noch vergingen, da lag das Reptil mit weit aufgerissenem Rachen da, die Kiefer
um einhundertachtzig Grad aufgeklappt, so dass sie senkrecht zum Körper
standen.
    Deutlich zeigten sich die Umrisse des verschlungenen Tieres, das langsam
aber stetig weiter in den Bauch rutschte. Ein einziger, langer Darm.
    McBratt schüttelte sich.
    Rings wandte den Blick. Aus den Augenwinkeln nahm er die Gestalt Beams
wahr, der das entsicherte Gewehr hielt.
    Alles umsonst, schoss es Rings durch den Kopf.
    Das Ganze erinnerte ihn an die Fortsetzung eines Alptraums, der kein Ende
nehmen wollte.
    »Patrick«, murmelte er, ohne dass es ihm bewusst wurde, und seine Augen
waren verschleiert, als er sah, wie der Leib des Kaninchens nun etwa die
Körpermitte der Baumschlange ausbeulte.
    »Ja, auch Patrick Queshon starb auf diese Weise«, bemerkte James Beam mit
klarer Stimme hinter ihnen. »Es war ein Unfall, es war nicht beabsichtigt.« Er
zuckte die Achseln. »Aber nachdem es einmal geschehen war, wurde es notwendig,
eventuelle Zeugen unbedingt auszuschalten. Es gelang mir in der letzten Nacht
nicht mehr. Sie, Rings, gingen mir durch die Lappen. Ich wollte Ihnen schon
heute Nacht einen Boten schicken, einen kleinen, sich windenden Boten mit einem
Giftzahn. Solche Dinge überlasse ich gern einer Viper. Ein rascher Biss – und
blitzschnell geht es zu Ende. Leider misslang dieser Versuch. Sie waren so
berauscht, dass Sie zu faul waren, die Fenster zu öffnen. Und Ihre Türen hatten
Sie verschlossen. Da wird es selbst für eine Viper schwierig. Aber ich rechnete
und hoffte auf Ihre Neugierde. – Den ganzen Morgen war ich auf den Beinen, ich
ließ das Wirtshaus McBratts nicht aus den Augen. Und dann kamt ihr auch
wirklich – und alles ging planmäßig über die Bühne.«
    Er nickte mit dem Kopf Richtung Terrarium, in dem das Kaninchen von der
Baumschlange verschluckt worden war. »Der Verdauungsprozess ist zumindest
ebenso interessant wie der Fressvorgang. Gönnen Sie sich diesen Anblick noch,
meine Herren, ehe ich Sie weiterbitten muss. Es ist gleich soweit ...!«
    Die vordere Hälfte des Schlangenkörpers spannte sich plötzlich. Eine
würgende Bewegung wurde sichtbar, die Baumschlange sperrte den Rachen auf und
ein geformtes Etwas, das aus graubraunem Fell und zusammengepressten Knochen
bestand, schob sich zwischen ihren Kiefern hervor.
    »Was sie nicht verdauen kann, würgt sie einfach heraus.« Die Stimme Beams
klang härter. »Und nun ist das Schauspiel zu Ende! Sie müssen verstehen, dass
ich jetzt, nachdem ich festgestellt habe, dass ich es mit zwei besonders
widerspenstigen Burschen zu tun habe, besondere Vorkehrungen treffen werde. Ich
muss Sie in ein Terrarium einsperren. Sie werden einen ausgezeichneten Bewacher
haben. Er ist noch satt, und Sie brauchen nicht zu fürchten, in den nächsten
drei oder vier Stunden verspeist zu werden.« Er hob das Gewehr ein wenig an und
gab damit zu verstehen, dass die beiden Männer sich in Bewegung setzen sollten.
    »Immer geradeaus. Dann gibt es keine Probleme.« Beams Augen funkelten. »Es
wäre doch gelacht, wenn ich mit euch irischen Dickschädeln nicht fertig würde
...« Joe Rings fror. Gerade diese Bemerkung war es, die seine aufgewühlten
Gedanken erneut in Wallung versetzten.
    Beam – selbst ein patriotischer Ire – bezeichnete sie mit einem
Schimpfwort?
    Da stimmte doch etwas nicht ...
    Hatte er den Verstand verloren, war sein Bewusstsein gespalten? Die

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