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030 - Die mordende Anakonda

030 - Die mordende Anakonda

Titel: 030 - Die mordende Anakonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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abzweigten.
    »Es ist wie ein Labyrinth«, bemerkte McBratt spröde. Rings sagte kein Wort.
    Er hielt die Fackel in der Hand und ging mit dem fetten Wirt voran. Einmal
kamen sie an einem großen Glasbehälter vorüber, indem es von jungen Schlangen
wimmelte. Joe Rings entdeckte zahlreiche faustgroße Löcher in den
moosüberwachsenen Tunnelwänden.
    »Die Schlangen sind nicht nur in den Terrarien«, bemerkte Joe einmal leise.
    »Sie haben ungehinderten Auslauf. Es muss also einen Weg ins Freie geben – auch für uns .«
    Seine Augen glühten. Er starrte geradeaus, vermied es, den Blick auf das
Gewimmel in den Terrarien zu wenden, auf die lautlos gleitenden Körper.
    Plötzlich schrie McBratt auf.
    Joe Rings wirbelte herum.
    Die Augen des Wirts waren schreckgeweitet. Joe Rings sah in Richtung dieses
Blickes. Und auch ihm lief es eiskalt über den Rücken.
    Keine zwei Schritte von ihnen entfernt war ein sehr großes Terrarium in die
Wand gebaut, in dem eine ausgewachsene Baumschlange zwischen hohen Grasbüscheln
lautlos heranglitt. Vor ihr tauchte das Kaninchen auf, dessen Vorhandensein in
diesem Terrarium Rings sich nicht erklären konnte.
    Es ging kurz und schmerzlos.
    Wie ein Pfeil von der Sehne schnellt, so schoss die grünliche Baumschlange
vor. Sie klappte ihre Kiefer weit auseinander und schnappte zu, noch ehe das
wie hypnotisierte Kaninchen die tödliche Gefahr erkannte.
    Sein Kopf verschwand in dem vorstoßenden Rachen der Baumschlange. Die Schlange
würgte, während das zappelnde Kaninchen sich noch mit heftig schlagenden
Hinterläufen dem tödlichen Zugriff zu entwinden suchte. Doch vergebens. Schon
verschwand die Brust in dem weit aufgerissenen Rachen.
    Es war schauerlich, und doch konnten weder Rings noch McBratt sich von dem
unheimlichen Anblick losreißen.
    »Ich habe so etwas noch nie in meinem Leben gesehen.« Rings hörte die
Stimme seines Begleiters wie durch eine Wattewand, und er hatte das Gefühl, der
Wirt müsse eine Meile von ihm entfernt stehen.
    Der würgende Leib der Baumschlange verbreiterte sich hinter den
weitaufgeklappten Kiefern. Der Umfang des gefleckten, sich windenden und
schlingenden Körpers nahm um mehr als das Doppelte zu, so dass Rings und
McBratt sich fragten, wie dieses Reptil in der Lage war, einen Körper zu
verschlingen, der dicker, breiter, massiger war als der Leib, der ihn aufnahm.
    »Ja, meine Herren«, sagte da eine Stimme hinter ihnen, und weder McBratt
noch Rings begriffen im ersten Augenblick, was eigentlich los war. »So ein
Anblick fasziniert immer wieder, nicht wahr?«
    Rings und McBratt wirbelten zur gleichen Zeit herum.
    Hinter ihnen – genau unter dem Gewölbe des abzweigenden Ganges – stand der
Bewaffnete. Er hielt McBratts Gewehr im Anschlag.
    Es war James Beam. Er lächelte. Sein Gesicht war zu einer Fratze verzerrt,
und Rings sah im Schein der blakenden Fackeln, die zu beiden Seiten des
Gewölbeganges befestigt waren, dass die Haut am Hals und hinter den Ohren
eigentümlich viele Falten warf.
    »Ich bekam einen riesigen Schreck, als ich feststellen musste, dass Sie
sich befreit hatten. Mein sechster Sinn sagte mir, dass es wohl besser sei,
noch einmal nach dem Rechten zu sehen. Ich hatte mich nicht getäuscht. Es war –
nicht schwierig, Ihre Spur ausfindig zu machen. Es ist überhaupt nicht
schwierig, wenn man sich hier unten ein wenig auskennt.«
    Beam lachte höhnisch. »Aber jetzt will ich die Herren nicht mehr von dem
faszinierenden Anblick abhalten. Auch mich erregt es jedes Mal aufs Neue, wenn
ich sehe, wie Schlangen leben, wie sie ihre Speisen zu sich nehmen. Lassen Sie
sich den Anblick nicht entgehen, meine Herren. Es dürfte unter Umständen das
letzte Erlebnis in Ihrem noch kurzen Leben sein. Sie sehen gewissermaßen Ihr
eigenes Schicksal vor Augen!«
    McBratt griff sich an den Kragen. Der Schweiß lief dem Wirt über das
Gesicht.
    Ob er wollte oder nicht, er musste den Blick wieder wenden und den letzten
Rest des Dramas verfolgen, das sich hinter der Glaswand abspielte.

»Interessant, nicht wahr?«, vernahmen McBratt und Rings die zynische Stimme
hinter sich, und Rings lief es eiskalt über den Rücken. Dieser Mann sah aus wie
James Beam. Aber die Stimme – irgendetwas stimmte mit dem Organ nicht. Joe
Rings kannte James Beam, auch McBratt kannte ihn. Beam hatte manche Stunde im
Waldwirtshaus bei McBratt verbracht. Bis er sich völlig und endgültig
zurückgezogen hatte. Seit dieser Zeit hatte ihn niemand mehr gesehen. Beam
hatte sich stark

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