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030 - Die mordende Anakonda

030 - Die mordende Anakonda

Titel: 030 - Die mordende Anakonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Geheimzugang zu ziehen. Der Kopf des
langgestreckten Tieres berührte die Schwelle zum Geheimtunnel, während das
andere Ende noch die Treppenstufen des Hauses berührte.
    Da bewegte sich die Anakonda wieder. Ihr Schwanzende schlug so heftig aus,
dass es wie ein Hammer gegen die weit geöffnete Kellertür schlug. Ein
Donnerschlag erfüllte das einsame, stille Haus. Das wäre halb so schlimm
gewesen, hätte Henrik van Heyken nicht genau in diesem Augenblick über die
Terrasse her die Parterrewohnung betreten.
    Er hörte das Geräusch und sah die offenstehende Kellertür.
    »Sioban?« Henrik konnte eine gewisse Angst, die sich unerklärlicherweise
sofort in seine Stimme drängte, nicht verbergen.
    Er ließ die Aktentasche einfach auf einen an der Seite stehenden
Polstersessel fallen und hastete die Treppe hinunter. Er sah gerade noch, wie
die Tür sich langsam schloss.
    Und er begriff die Situation nicht mehr, so schnell ging alles. Der Mann,
der sich James Beam nannte, tauchte in dem Augenblick hinter der Säule auf.
Henrik van Heyken sah die schattengleiche Bewegung, dann fühlte er auch schon
den kräftigen Schlag auf den Hinterkopf.
    »Tut mir leid, van Heyken«, murmelte Beam. »Aber ich kann kein Risiko mehr
eingehen!« James Beam musste verhindern, dass es einen Zeugen gab, der hier das
wahre Geheimnis des Hauses entdeckte ...
    Er benötigte drei volle Stunden, ehe er die Anakonda im Terrarium hatte.
    Aufatmend schloss Beam die Klappe.
    Seine Blicke wanderten den Gang hinab. Hinter den zahlreichen Glasscheiben
der Terrarien bewegten sich lautlos und geschmeidig die Körper der
Giftschlangen.
    Er wandte den Kopf und sah, wie die Anakonda, noch immer benommen, sich
herumwarf. Sie schlug mehrmals heftig mit dem schuppigen Leib gegen die
Glasscheibe.
    »Ja, ja«, murmelte Beam. »Wie ich bei Laune bin, wird die Klappe wieder
geöffnet!« Die Anakonda bewegte sich sehr oft durch die unterirdischen Gänge,
die sich in unmittelbarer Nähe des Hauses befanden. Aber sie kehrte bei diesen
von Beam gewollten Ausflügen auch immer wieder in das Terrarium zurück.
    In die Nähe des brackigen, künstlichen Tümpels ...
    Beam stieg ermattet die ausgetretene Treppe empor. Um seine beiden
Gefangenen, die noch immer bewusstlos waren, kümmerte er sich nicht. Er hatte
sie in zwei völlig entgegengesetzt voneinander liegenden Kellerräume
untergebracht. Und niemand wusste von dem anderen. Das Erlebnis mit Joe Rings
und Patrick Queshon hatte ihn größere Vorsicht gelehrt.
    Der Mann verriegelte die Tür hinter sich. Er durchquerte einen schmutzigen
Korridor und gelangte von dort aus in einen ehemals sehr gepflegt
eingerichteten Wohnraum. Doch auch hier herrschte Unordnung, und man sah, dass
die Hand einer Frau fehlte.
    Beam hockte sich ermattet vor den alten, mit einem Goldrahmen versehenen
Spiegel.
    Sekundenlang bewegte sich der Mann nicht. Dann hob er beide Hände, fasste
hinter seine Ohren und zog vorsichtig, aber mit gleichmäßiger Spannung die
hauchdünne, elastische Schicht, die wie eine zweite Haut über seinem Gesicht
lag, nach vorn.
    Der Mund und die Nase, die unter dem Kunstgesicht zum Vorschein kamen, waren schmaler und härter geschnitten als der
Ausdruck, den das Gesicht von James Beam vermittelte.
Der Mann vor dem Spiegel löste die buschigen, angegrauten Augenbrauen, die
furchige, älter machende Stirn, und das dünne, schon lichter werdende Haar.
    Ein wesentlich jüngerer Mann kam hinter dieser unheimlich echt wirkenden
Maske zum Vorschein, ordnete die dichten, schwarzen Haare, verzog das
angespannte Gesicht, als wenn Klebefäden auf seinen Wangen lägen, und strich
sich dann leicht über die dünnen Augenbrauen.
    Dieser Mann war vor anderthalb Jahren auf Inishkea angekommen. Er war 37
Jahre alt, hieß Edward Altree – und war einer der Sensationsreporter, die David
McCorkan in aller Welt beschäftigte. Altree betrachtete sein verbundenes
Handgelenk. Er verharrte noch fünf Minuten beinahe reglos vor dem Spiegel, als
müsse er sich erst von den Anstrengungen erholen, die hinter ihm lagen. Dann
erhob er sich und kleidete sich um. Er verließ das einsame Haus aber erst, als
es begann dämmrig zu werden. Er ging zu Fuß. Richtung Küste. Sein Ziel war das
Hotel von Donovan Odd.
     
    ●
     
    Der Nachmittag war wie im Flug vergangen.
    McCorkan war in bester Stimmung. Kurz vor dem Kaffeetrinken hatte Larry
Brent noch Kricket mit ihm gespielt.
    X-RAY-3 gab sich alle Mühe, den Verleger bei Laune zu halten. Und

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