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030 - Die Teufelshexe

030 - Die Teufelshexe

Titel: 030 - Die Teufelshexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca LaRoche
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immer in der Hand hielt, warf sie verächtlich über ihre Schulter. Sie starrte in das tiefe Loch, konnte aber nichts erkennen.
    Doch als der nächste Blitz aufzuckte, sah sie es.
    Seltsam verkrümmt lag der Professor da. Er schien noch zu leben.
    Die Mörderin sprang auf und schaufelte mit bloßen Händen die Erde in das Loch. Er sollte ebenso ersticken wie ihr Sohn damals.
    Die Hinrichtungsaktion war erledigt. Vierzig Jahre lang hatte sie sie geplant. Sie hatte sich wochen- und monatelang bei den verschiedenen Eingeborenenstämmen aufgehalten. Sie hatte herumgefragt und sich immer weiter herangetastet an das Geheimnis von damals.
    Und als sie dann am Rand der Sümpfe von Okawango stand, unter denen irgendwo ihr Sohn Josse begraben lag, hatte sie gewußt, daß sie die sechs Männer finden und bestrafen würde, die Josse damals im Stich gelassen hatten.
    Doch die Hinrichtung dieser Männer war noch hinausgeschoben worden, weil sie sich irgendwo in einem heißen, dreckigen Negerdorf die Lepra eingehandelt hatte.
    Man hatte sie in Mulobesi schon aufgegeben. Der Sterbezettel für sie war schon ausgefüllt. Die Ärzte gaben ihr noch höchstens ein paar Tage. Es war undenkbar für sie, daß diese alte Frau, deren Körper sich schon völlig verfärbt, deren Gesicht die Krankheit grausam entstellt hatte, noch gerettet werden könnte. Da war Yola Dominique aus dem strengbewachten Lepralager ausgebrochen. Tag und Nacht war sie gelaufen, und nur der Haß auf die Männer, die Josse auf dem Gewissen hatten, hatte sie am Leben gehalten.
    In den Bergen von Kuruman hatte sie tagelang auf ihren Tod gewartet, ausgemergelt, halb verdurstet und sterbensmatt.
    Ein alter, aus seinem Stamm ausgestoßener Medizinmann hatte sie gefunden und gesund gepflegt. Mit seltenen Kräutern und Wurzeln hatte er sie behandelt, und danach besaß sie Kräfte wie nie zuvor, die man einer so alten Frau nie zugebilligt hätte, und verfügte über seherische Fähigkeiten, indem sie Dinge vorausahnen konnte, die noch gar nicht geschehen waren.
    Ihr Werk war getan. Das Erdloch war zugeschaufelt. Nichts hob sich jetzt mehr von der Oberfläche der mit Gras bewachsenen Erde ab.
    Yola Dominique nahm die Tasche mit den beiden Dolchen auf, suchte im Dunkeln die Mordwaffe, fand sie aber nicht, und trampelte noch ein paarmal auf dem lockeren Erdreich herum.
    Dann hob sie den Kopf und sah hinüber zu dem Haus Bernhardi.
    Hinter einem Fenster im ersten Stock brannte noch Licht.
    Erst das brachte die Hexe mit dem Totengesicht wieder zur Besinnung. Ihre Arbeit war noch nicht zu Ende geführt.
    Das Kind war noch im Haus. Das Kind, das ihr Gesicht kannte.
    Und es war sicher, daß das Kind der blonden Frau, Bernhardis Tochter, von ihr erzählt hatte.
    Langsam schritt die Frau im Maximantel übers stoppelige Feld. Der nasse Schleier lag jetzt wieder über dem verunstalteten Gesicht.
    Was jetzt kam, war nur noch Routine. Eine notwendige Tat, die zu ihrem eigenen Schutz vollbracht werden mußte.
    Als hinter ihr am Himmel der Blitz aufflammte, wurde ihre hohe, knochige Gestalt plastisch abgehoben und riesenhaft vergrößert.
    ***
    Es durchfuhr Diana Bernhardi wie eine heiße Klinge, als sie die näher kommende Gestalt unten auf dem Feld bemerkte.
    Sie trat rasch zurück. Ihr Gesicht war grau geworden.
    Warum hat Papa die Kriminalbeamtinnen fortgeschickt? dachte sie.
    Nicht ein Mann hat alle diese Untaten begangen, sondern die Frau da unten. Diana spürte es ganz genau.
    Sie warf einen Blick zum Bett hinüber. Gundel hatte die Augen weit geöffnet und beobachtete sie.
    »Schlaf schön!« stieß Diana mit belegter Stimme hervor. Sie eilte zur Tür. Ob ihr Vater eingeschlafen war? Es war ganz still da unten.
    Sie riß die Tür auf und lief zur Treppe. »Papa?«
    Aber keine Antwort kam. Ein seltsames Geräusch war aus der Diele zu vernehmen. Ein Scheppern, ein Klappern, als ob eine Tür offen wäre.
    Der Gedanke an die Frau, die auf das Haus zukam, und an eine offene Tür, versetzten Diana in Panik.
    Im Dunkeln hetzte sie nach unten in die Diele. Tatsächlich, die Haustür stand offen.
    »Papa?« rief sie noch einmal. Sie stürzte nach draußen. »Papa...!« gellte ihr Ruf durch den Garten. Als keine Antwort kam, sprang sie zurück, versperrte und verriegelte die Haustür und lief durch alle Zimmer. Ja, die Fenster waren alle zu, auch die Tür zum Keller war fest verrammelt.
    Jetzt vernahm sie ein Geräusch von oben. Diana jagte die Stufen hinauf in das Gästezimmer. Sie schrie

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