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030 - Die zweite Realität

030 - Die zweite Realität

Titel: 030 - Die zweite Realität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Parrish
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dort Mike?« Diesmal sprach Matt Deutsch - er wollte nicht, dass jemand an der Telefonzelle vorbei kam und ihn belauschte. »Ja«, bestätigte die Stimme am anderen Ende der Leitung.
    »Wer ist dort? Sind Sie das, Commander?«
    »Ja. Ich habe nachgedacht… über das, was Sie mir gesagt haben. Wir müssen reden.«
    »Sehr schön. Wann und wo?«
    »Die gleiche Bar wie gestern. Heute Abend gegen zweiundzwanzig Uhr.«
    »Verstanden, Commander. Ich werde da sein.«
    »Danke. Bis später.« Ein hohles Klicken - und das Gespräch war vorbei. Mit pochendem Herzen hängte Matt den Telefonhörer zurück auf die Gabel. Die Sache gefiel ihm ganz und gar nicht. Wieso hatte er das dumpfe Gefühl, etwas Falsches zu tun? Mit einem miesen Gefühl im Bauch trat er aus der Zelle und blickte sich unauffällig um. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen - die meisten Einheiten hatten bereits Dienstschluss. Matt steckte die Hände in die Taschen seiner tarnfarbenen Uniformhose, befühlte erneut den Taratzenzahn. Dann machte er sich auf den Weg zu seiner Unterkunft. Er merkte nicht, dass er dabei beobachtet wurde. Wenn es etwas gab, was Matt an den Deutschen besonders schätzte, so war es ihre Pünktlichkeit. Punkt zweiundzwanzig Uhr betrat Mike die Bar am Kurfürstendamm, blickte sich suchend um und gewahrte Matt am Tresen.
    Diesmal verlief die Begrüßung der beiden ein wenig vertrauter - wenngleich Matt dem bärtigen Mann mit der Brille noch immer einiges Misstrauen entgegen brachte. »Sie wollten mich sprechen, Commander?«, erkundigte sich Mike, nachdem er neben ihm Platz genommen und sich ein Pils bestellt hatte.
    »Allerdings«, bejahte Matt. »Dieses Ding, das Sie mir gestern gegeben haben. Dieser Zahn - woher haben Sie den?« Mike strahlte wie ein Honigkuchenpferd, als der Barkeeper ihm sein Pilsener servierte. Als erstes gönnte er sich einen ausgiebigen Schluck. Dann schleckte er sich den Schaum von den Lippen und setzte ein überlegenes Grinsen auf.
    »Nein, Commander«, erklärte er schlicht.
    »So läuft das nicht. Zuerst werden Sie mir berichten müssen, was Sie während der vergangenen fünfzehn Monate erlebt haben. Danach werde ich Ihre Frage beantworten.«
    »Das ist Erpressung«, knurrte Matt.
    »Es ist ein Handel, den ich Ihnen vorschlage«, verbesserte Mike.
    »Sie können einschlagen oder es bleiben lassen - Ihre Entscheidung.«
    Matt biss die Lippen zusammen, überlegte, was er machen sollte. Verdammt, er hatte schon genug Ärger - was er brauchte, waren Informationen. Warum sollte er diesem Mike nicht von seinen Erlebnissen erzählen? Auf einen Menschen mehr oder weniger, der ihn für durchgeknallt hielt, kam es schon nicht mehr an. »Es… es war unbeschreiblich«, begann Matt mit seinem Bericht.
    »Fünfzehn Monate lang… war ich in einer anderen Welt. Einer zerstörten Welt, in der unsere Zivilisation untergegangen war. Fünfhundertvier Jahre nach dem Einschlag von ›Christopher-Floyd‹…« Er unterbrach sich und blickte skeptisch in Mikes aufmerksame Züge. Als er dort weder ein skeptisches Zucken noch Indizien auf ein hämisches Grinsen entdeckte, fuhr er fort. »Ich erklärte es mir damit, dass es durch den Kometen zu einer Art Zeitsprung gekommen war, der mich in die Zukunft geschleudert hatte. I ch erwachte in einer Welt, in der das Recht des Stärkeren regiert und das Leben eines Menschen nichts wert ist. Gigantische Insekten gibt es dort, Rattenmenschen und Kreaturen, wie Ihre schlimmsten Albträume sie sich nicht auszumalen vermögen. Man gab mir dort einen Namen - Maddrax…« Wieder ein prüfender Blick - keine Reaktion. »Mein Jet stürzte über den Alpen ab. Ich wurde von einer Horde Nomaden aufgenommen. Eine Kriegerin namens Aruula war unter ihnen. Sie wurde meine Gefährtin. Zusammen mit ihr habe ich nach meinen Staffelkameraden gesucht - und sie schließlich auch gefunden. Sie waren ebenso kaputt wie die Welt, in der wir gestrandet waren. Ich habe das Rom des sechsundzwanzigsten Jahrhunderts gesehen. Grausame Gladiatorenkämpfe gab es dort und eine Droge, die Menschen zu willenlosen Muskelbergen machte. Ich habe einen Krieg in den Alpen erlebt, habe gegen ein Monsterkrokodil und eine Schlan- genkreatur gekämpft, die über ihre Opfer telepathische Macht besaß. I ch habe Berlin in Trümmern liegen sehen und Paris, ich sah ein grausames Volk von Wikingern und wurde Zeuge, wie in Brüssel um ein Haar die Pest wieder ausgebrochen wäre. All das und mehr habe ich in diesen Monaten erlebt,

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