Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
030 - Hexensabbat

030 - Hexensabbat

Titel: 030 - Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
sein. Zusammen mit meiner Fähigkeit, die Zeit anzuhalten, mußte es mir gelingen, das magische Auge zu täuschen.
    Es war ein freundlicher Herbsttag, als ich das Schloß verließ und zum See wanderte. Ich setzte mich auf den umgestürzten Baum am Ufer und blickte mich flüchtig um. Es bereitete mir keine Schwierigkeiten, das magische Auge zu entdecken. Mein Onkel hatte ihm die Form einer Fliege gegeben, die mich umkreiste.
    Ich schloß die Augen und konzentrierte mich. Die Zeit stand still, und die Fliege erstarrte mitten in einem Flügelschlag. Ich sprang auf und lief einige Meter davon. Dann blieb ich stehen, und aus der Luft materialisierte sich mein Ebenbild. Es saß bewegungslos auf dem Baumstamm. Ich ließ die Zeit wieder weiterlaufen und beobachtete meine Doppelgängerin. Sie bewegte sich und schritt, vom magischen Auge umkreist, einige Male hin und her. Ich wartete eine halbe Stunde, manipulierte erneut die Zeit und ließ die zweite Coco Zamis wieder verschwinden.
    Dann kehrte ich ins Schloß zurück. Mein Onkel hatte nichts gemerkt; also war es mir gelungen, ihn und das magische Auge zu täuschen.
    Dreimal führte ich diesen Test durch, und jedesmal mit Erfolg. Schließlich wurde ich mutig und begab mich nach Hartweg, während meine Doppelgängerin am See zurückblieb. Ich wollte wissen, was mit Rupert Schwinger los war. Vor dem gelben Haus auf dem Hauptplatz blieb ich stehen. Langsam stieg ich in den ersten Stock hinauf. Das Schild, auf dem Schwinger stand, hing noch immer an der weißgestrichenen Tür. Ich zögerte für einen Augenblick, dann drückte ich auf die Klingel. Diesmal dauerte es etwas länger, bis die Tür geöffnet wurde. Eine weißhaarige Frau blinzelte mich kurzsichtig an.
    »Guten Tag«, sagte ich freundlich. »Ich suche Rupert Schwinger.«
    »Er ist nicht da«, antwortete die Alte. »Er studiert in Wien und kommt nur gelegentlich übers Wochenende nach Hause. Wahrscheinlich ist er morgen wieder da. Kann ich ihm etwas ausrichten?«
    »Sagen Sie ihm bitte, daß ich morgen um die gleiche Zeit wiederkommen werde. Ich bin Coco Zamis. Es ist schon lange her, daß ich ihn gesehen habe.«
    »Ich werde ihm Bescheid geben, Fräulein«, meinte sie und schloß die Tür.
    Ich blieb noch einige Sekunden stehen und fragte mich erneut, ob es überhaupt Sinn machte, mich noch einmal an Rupert zu wenden. Vielleicht hatte er inzwischen längst jemand anderen kennengelernt.
    Doch am nächsten Tag stahl ich mich wieder fort. Mein Onkel hatte noch immer keinen Verdacht geschöpft. Ich konnte das magische Auge leicht täuschen.
    Mein Puls hämmerte stärker, als ich auf den Klingelknopf drückte. Hoffentlich war Rupert tatsächlich zu Hause.
    Und dann stand er vor mir! Mir stockte der Atem, als ich ihn sah. Er schaute noch viel besser aus, als ich ihn in Erinnerung hatte. Wenn mich die Erinnerung nicht täuschte, mochte er inzwischen achtzehn sein. Er überragte mich um einen halben Kopf und trug eine hellbraune Lederjacke und verwaschene Jeans.
    »Hallo, Rupert!« sagte ich gepreßt. »Ich bin Coco. Erinnerst du dich noch an mich?«
    »Coco?« fragte Rupert überrascht und musterte mich aufmerksam. »Woher sollte ich dich kennen?«
    In meinem Gesicht spiegelte sich deutlich die Enttäuschung. »Es ist schon lange her«, sagte ich leise. »Über vier Jahre. Ich habe dich unten am See getroffen und dir ein silbernes Kreuz geschenkt.«
    »Da muß ein Irrtum vorliegen«, sagte er reserviert.
    »Vielleicht erinnerst du dich an meine Schwester. Sie heißt Vera und hat dir einige böse Streiche gespielt.«
    »Nein«, meinte er nach einigem Grübeln. »Ich kenne auch keine Vera. Du mußt dich irren.«
    »Sieht ganz so aus«, seufzte ich bedrückt. »Nichts für ungut.«
    Jetzt nickte er verständnisvoll. »Glaub mir, ich wüßte es, wenn wir uns schon einmal gesehen hätten. So ein hübsches Mädchen wie dich würde ich nicht so rasch vergessen.« Er lächelte. »Allerdings habe ich eine feste Freundin, und …«
    Ich sah ihn wie durch einen Schleier hindurch. Er gehörte einer anderen, und ich hatte mir tatsächlich eingebildet, daß er auf mich warten würde! Die ganzen einsamen Jahre hatte ich mich an die Hoffnung geklammert, ihn wiederzusehen.
    Mit hängenden Schultern wandte ich mich ab. Da kam mir plötzlich eine Idee. Ich ließ mich in einen schnelleren Zeitablauf fallen und riß Rupert, der noch immer in der Tür stand, drei seiner Kopfhaare aus. Sorgfältig steckte ich sie ein und verließ das Haus.
    Selbst

Weitere Kostenlose Bücher