030 - Vampir-Terror
Michael Gilfords Nähe, und genau dorthin wollte Pacar auch. Die Möglichkeit, Tony Ballard zum Vampir zu machen, würde sich finden.
Pacar glaubte nicht, daß Ken Ketton und Tony Ballard in den Kerker eindringen und diesen mit dem Mädchen wieder verlassen konnten. Man würde sie stellen, und bei der erstbesten Gelegenheit würde Pacar das Blut des Dämonenhassers trinken.
Der Obervampir erreichte einen seiner Diener. »Geh und hole die anderen!« trug er ihm auf.
»Aber Tony Ballard…«
»Der ist nicht hier.«
In sicherer Entfernung vom Lager der Gesetzlosen sammelten sich die Vampire, und Pacar erklärte seinen Dienern die Situation. Yora konnte nichts dagegen haben, wenn sie ihre eigenen Ziele verfolgten, denn im Moment war Tony Ballard nicht verfügbar.
Wichtig war lediglich, daß Yoras Befehl ausgeführt wurde.
Wann und wo, das war von zweitrangiger Bedeutung.
***
Sie lag auf dem Boden und schlief. Ken Ketton schob vorsichtig den Riegel zur Seite. Wir traten ein, und ich sah, wie Ketton unter dem Anblick litt, den Myrna Grey bot.
Schmerz und Schmutz hatten die Schönheit des Mädchens ein wenig verwischt. Aber ich konnte mir vorstellen, daß sie sehr hübsch war, wenn kein Leid sie mehr plagte, wenn sie gebadet und das schwarze Haar gekämmt war.
Ken sank neben ihr auf die Knie, während ich neben der Tür stehenblieb, um die Zelle zu sichern. Ken berührte vorsichtig die Schulter der Schlafenden, nachdem er sie wehmütig von Kopf bis Fuß betrachtet hatte.
Er schien für einen Moment nicht zu wissen, wo er Myrna anfassen konnte, ohne daß es ihr wehtat. Liebevoll und zärtlich flüsterte er ihren Namen, und er schüttelte sie ganz leicht.
Sie riß die Augen auf und erhob sich. Er legte ihr die Hand auf den Mund. »Keinen Laut! Bitte! Ich bin es: Ken!«
Jetzt erst erkannte sie ihn, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Ken!« hauchte sie, als könnte sie ihr Glück nicht fassen. »O Gott, Ken!«
»Geht es dir sehr schlecht?«
»Jetzt nicht mehr.«
»Ich bin so froh, dich gefunden zu haben, Myrna.«
Sie schlang ihre Arme um ihn. »Ein Wunder. Es ist wie ein Wunder.«
»Sie haben dich ausgepeitscht.«
»Ja, und morgen wollte mich Stockard Ross aufs Rad flechten…«
»Bist du kräftig genug, um fliehen zu können?«
»Wenn die Freiheit winkt, spüre ich keinen Schmerz, Ken.«
Myrna warf einen Blick über Kettons Schulter und erblickte mich.
»Das ist mein Freund«, klärte Ken sie auf. »Tony Ballard ist sein Name. Du kannst ihm trauen. Ich werde dir später haarsträubende Dinge über ihn erzählen. Jetzt müssen wir gehen.«
Es war überraschend für mich, zu sehen, wieviel Herz Ken Ketton, der Anführer der Gesetzlosen, hatte. Weich wie Butter war er im Augenblick. Ein ganz anderer Mann schien sich um Myrna Grey zu bemühen.
Von Härte, Wildheit und Kampfgeist war nichts zu bemerken.
Fürsorglich war er dem Mädchen beim Aufstehen behilflich. Sie löste sich von ihm, um ihm zu beweisen, daß sie seiner Stütze nicht bedurfte.
Wir wußten beide, daß sie sich jetzt tapfer zusammenriß, denn was der Hexenjäger und seine Knechte ihr angetan hatten, war nicht so einfach abzuschütteln. Wir verließen die Kerkerzelle.
Der Rückweg würde für uns noch gefährlicher sein, denn nun hatten wir Myrna bei uns, auf die wir Rücksicht nehmen mußten. Wir schlichen den winkeligen Gang entlang.
Soldaten kamen. Beabsichtigten sie, einen Delinquenten aus seiner Zelle zu holen? Wir verbargen uns hinter einem großen leeren Holzfaß, von dem wir nicht wußten, wozu es diente.
Die beiden Soldaten marschierten im Gleichschritt an uns vorbei. Ich hoffte, daß sie ihres Weges gingen, ohne sich umzublicken. Aber meine Hoffnung erfüllte sich leider nicht. Ken verursachte ein Geräusch.
Die Soldaten stoppten und wandten sich um. Wir waren gezwungen, schneller zu handeln, als diese beiden Männer Alarm schlagen konnten. Wie Kastenteufel schnellten wir hinter dem Faß hervor.
Meine Faust traf den Mann, den ich mir ausgesucht hatte. Er brach bewußtlos zusammen. Ken benützte wieder sein Messer.
Er tötete seinen Gegner.
Wir warfen beide Soldaten in das Faß, holten Myrna und setzten die Flucht fort. Myrna Grey hielt mit uns Schritt, obwohl es ihr nicht leicht fiel.
Wenn sie sich unbeobachtet fühlte, sah ich, wie sich ihre Miene schmerzlich verzog, aber sie biß die Zähne zusammen und hielt durch. Ein tapferes, wunderbares Mädchen!
Schreie gellten uns mit einemmal entgegen. Ketten
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