030 - Vampir-Terror
Sicherheit bringst. Du hältst dein Pferd erst an, wenn du in unserem Lager bist. Versprichst du mir das?«
Myrna nickte, und Ken wußte, daß er sich auf sie verlassen konnte.
»Weiter!« sagte er, und wir entfernten uns vom Gefängnis.
Ich bildete das Schlußlicht. Immer wieder warf ich einen Kontrollblick zurück, damit wir keine unliebsame Überraschung erlebten. Wir erreichten die Mauer, und Ken Ketton meinte, daß wir es nun schon so gut wie geschafft hätten.
Aber er sollte sich irren…
***
Pacar erreichte den großen Balkon als erster. In steinernen Gefäßen wuchsen exotische Pflanzne, die sich Blythe Gilford, die Frau des Counts, von weither bringen ließ.
Der Vampir ging dahinter in Deckung. Sein finsterer Blick war auf eine Tür gerichtet, durch deren Glas das Licht einer Öllampe fiel.
Dort befand sich sein Opfer: Blythe Gilford. Mit ihrer Hilfe würde er Gewalt über den Count bekommen und in diesem Palast Einzug halten. Der neue Herr würde schon bald Pacar heißen.
Vampire würden die Geschicke des Volkes von nun an lenken.
Das Land würde unter dem grausamen Vampir-Terror ächzen, und Pacars Wort würde von nun an Gesetz sein.
Nur zwei seiner Diener begleiteten ihn. Die anderen hatte er ausgesandt. Sie sollten Tony Ballard suchen, denn Yoras Befehl bestand nach wie vor und mußte ausgeführt werden.
Die beiden Diener huschten zu Pacar hinter die Steinkrüge.
»Lockt sie heraus!« verlangte er und leckte sich hungrig die Lippen.
»Dürfen auch wir von ihren Blut trinken, Meister?« fragten die Diener.
»Erst, wenn ich satt bin.«
Sie nickten ergeben.
»Geht!« zischte der Obervampir scharf, und seine Diener eilten davon.
Sie starrten durch das Glas und sahen Blythe Gilford, die vor einem Spiegel saß und ihr blondes Haar unermüdlich bürstete.
Sie war sehr eitel. Ihre Schönheit ging ihr über alles.
Vielleicht pflegte sie sich auch deshalb so sehr, weil sie wußte, daß Michael Gilford nur eine schöne Frau lieben konnte.
Manchmal, wenn sie allein war, fragte sie sich, was aus ihr werden würde, wenn sie nicht mehr schön war.
Etwas kratzte an der Balkontür. Ein Tier? Blythe zuckte erschrocken zusammen.
Drohte ihr Gefahr? Sollte sie die Wache rufen, die vor der Tür ihres Gemachs stand? Es war kaum vorstellbar, daß jemand sich an ihr zu vergreifen wagte. Schließlich war sie die Frau des Counts, und jedermann fürchtete Count Gilford.
Dieses gespenstische Kratzen wiederholte sich. Blythe legte die Bürste beiseite und erhob sich. Unschlüssig stand sie da. Befand sich jemand draußen auf dem Balkon, der eingelassen werden wollte?
Ein Verehrer?
Entschlossen begab sich Blythe Gilford zur Zimmertür und öffnete sie. Der Mann mit der Lanze, der davor stand, nahm Haltung an.
»Wache! Sehen Sie nach, ob jemand auf dem Balkon ist!«
befahl sie.
Der Mann gehorchte. Mit seiner Lanze eilte er durch das Gemach und öffnete die Balkontür. Entschlossen trat er in die schwarze Nacht hinaus. Pacar und seine Diener hatte sich zurückgezogen und gut verborgen.
Die Wache sah sich gewissenhaft um, kehrte zu Blythe Gilford zurück und berichtete, auf dem Balkon wäre alles in Ordnung.
»Ist gut«, sagt Blythe und nickte zufrieden. »Sie können gehen!«
Der Mann bezog wieder Posten vor der Gemachtür. Blythe trat auf den Balkon hinaus und lächelte. Du bist dumm, sagte sie sich. Wovor hast du Angst? Niemand wagt es, dir etwas anzutun.
Sie ging ein paar Schritte. Michael hatte angekündigt, zu ihr zu kommen, doch seine Geschäfte hielten ihn davon ab. Seine Umarmungen waren niemals zärtlich, sondern von animalischer Wildheit. Er tat ihr oft weh, doch sie sagte nichts. So war Michael nun einmal.
Abermals erschreckte ein Geräusch sie. Mit einem jähen Ruck fuhr sie herum und erblickte einen blassen, schlanken Mann. Er war schwarz gekleidet und verschmolz beinahe mit der Dunkelheit.
Ein gutaussehender Mann war es, aber in seinen Augen loderte das Feuer einer tödlichen Gefahr…
***
»Halt!« Die schneidende Stimme ließ uns alle drei für einen Augenblick erstarren.
Drei Soldaten tauchten vor uns auf. Ken Ketton versetzte seiner Freundin einen sanften Stoß. »Lauf, Myrna! Lauf um dein Leben!«
Sie hatte es versprochen, und obwohl es ihr widerstrebte, uns allein zu lassen, hielt sie sich daran. Während sie sich aus dem Staub machte, stellten wir uns unseren Gegnern.
Zwei von ihnen zogen ihre Pistolen. Ich schlug mit der Peitsche zu und hieb einem der beiden die Waffe aus der
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