030 - Vampir-Terror
zu befürchten. Ich saß gewaltig in der Klemme.
Und verantwortlich dafür machte ich Yora und Frank Esslin, denn wenn die beiden nicht in die Vergangenheit geflohen wären, wäre ich hier nie gelandet.
Pacar gierte nach dem Blut der schönen jungen Frau. Er setzte sich in Bewegung, kam langsam auf Blythe Gilford zu. Ihr schnürte die Angst die Kehle zu. Sie wollte die Wache rufen, doch kein Laut kam über ihre Lippen.
Sie fühlte, daß ihr der Tod drohte, doch Pacar hatte eine Ausstrahlung, die sie mehr und mehr in ihren Bann zog. Die Angst ebbte ab. Blythe atmete nicht mehr so heftig.
Eine Art Todessehnsucht breitete sich in ihr aus. Seltsam, obwohl sie immer an ihrem Leben gehangen hatte, machte ihr diese tödliche Begegnung auf einmal nichts mehr aus.
Von hinten schlichen Pacars Diener heran. Sie wollten Blythe ergreifen und festhalten, doch eine herrische Handbewegung ihres Meisters ließ sie zurückweichen.
Es war nicht nötig, Blythe Gilford festzuhalten. Sie ergab sich freiwillig in ihr unvermeidliches Schicksal. Sie sah ihren Tod in Pacars Augen, die sie hypnotisch bannten.
Etwas sagte ihr, daß sie zwar sterben, aber dennoch weiterleben würde. Ein anderes Leben erwartete sie nach dem Tod. Ein Leben, wie es dieser unheimliche Fremde führte.
Als die Furcht völlig abgeklungen war, fragte Blythe leise:
»Wer bist du?«
»Ich bin Pacar, dein Meister.«
Sein Blick zwang Blythe auf die Knie. Als er sich über sie beugte, neigte sie den Kopf zur Seite, und sie hielt ganz still…
***
Endo lachte höhnisch. Deutlich waren noch die roten Striemen an seinem Hals zu sehen. Dafür würde ich extra büßen müssen.
Er verließ die Zelle und warf die Tür zu.
Nachdem er den Riegel vorgegrammt hatte, entfernte er sich mit schweren Schritten. Ich war allein. Übler Gestank stieg mir in die Nase. Die Wände schienen mir den Schweiß der Gequälten entgegenzuatmen.
Wie viele unglückliche Menschen mochten schon hier drinnen gelegen haben? Nun war die Reihe an mir. Stille umfing mich.
Ich drehte mich auf den Rücken und konzentrierte mich auf meinen Körper.
Die Soldaten und Endo hatten es mir tüchtig gegeben. Und das war erst der Anfang von dem, was noch auf mich zukommen würde, davon war ich überzeugt. Leicht würde es mir Count Gilford nicht machen, denn ich hatte ihm mit Myrna einen Trumpf aus der Hand genommen.
Der Anführer der Vogelfreien hatte Soldaten getötet. Ich war dabei gewesen, als es passierte. Bestimmt würde man mir die Morde anhängen. Meine Situation war nicht rosig. So schnell kann sich das Blatt wenden. Auf einmal war ich der große Verlierer. Stockard Ross konnte mich wie eine lästige Laus zerquetschen. Ich hatte nicht die Möglichkeit, ihn daran zu hindern.
Stroh bedeckte dem Boden. Es raschelte darunter, und dann krabbelte mir etwas mit kleinen Beinen über den Bauch. Die erste Ratte! Hatten die Tiere Hunger? Was würde passieren, wenn ich einschlief? Ich setzte mich ruckartig auf. Das Tier nahm fiepend Reißaus und verschwand im Stroh. Ich hätte mich auch gern so darunter verkrochen, daß Endo mich nicht mehr fand.
Ächzend drehte ich mich zur Seite und lehnte mich an die kalte Wand. Ich hatte viel Zeit, über meine Lage nachzudenken.
Unzählige Varianten spielte ich durch. Immer wieder stellte ich mir vor, was morgen auf mich zukommen würde.
Was wirklich mit mir geschehen würde, konnte ich natürlich nicht wissen. Das würde Count Gilford anordnen. Mit Sicherheit stand nur eines fest: Es würde nichts Erfreuliches sein.
Ich hob meine gefesselten Hände und begann an den Knoten zu nagen. Nach etwa zehn Minuten war ich die Fesseln los. Das Blut kribbelte in meinen Fingern.
Ich bewegte sie wie ein Pianist vor dem Konzert. Vorsichtig erhob ich mich, schlich langsam zur Tür und lauschte. Weder Endo noch sonst jemand schien in der Nähe zu sein.
Vielleicht schaffte ich es, auszubrechen. Endo hatte zwar gründlich meine Taschen geleert, aber ich trug noch den breiten Lederriemen, der diagonal über meine Brust lief und mit einer großen Schnalle versehen war.
Die Schnalle besaß einen langen Dorn, der sich möglicherweise zu einem Ausbruchswerkzeug umfunktionieren ließ. Rasch nahm ich den Gürtel ab, öffnete ihn und tastete die dicken Türbohlen ab.
Es gab keine Schlösser an den Zellentüren, das wußte ich. Nur eiserne Riegel. Wenn es mir gelang, den Dorn der Gürtelschnalle zwischen den bohlenritzen hindurchzuschieben, schaffte ich es vielleicht, den Riegel mit
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