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0300 - Die Dynastie der Ewigen

0300 - Die Dynastie der Ewigen

Titel: 0300 - Die Dynastie der Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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daß Asmodis wandelbar war und in vielerlei Gestalt erscheinen konnte. Aber er war auch nicht in der Lage zu sagen: Dieser oder jener Mensch ist in Wirklichkeit der Dämonenfürst!
    Asmodis traute selbst seinen engsten Vertrauten nicht. Und daran tat er gut. Ihm war seit langem klar, daß Sanguinus nur darauf wartete, seine Stelle einnehmen zu lassen. Und auch Belial wurde in letzter Zeit immer aufmüpfiger. Wahrscheinlich war auch aus dieser Richtung zumindest der Versuch eines Umsturzes zu erwarten.
    Aber da war sich Asmodis seiner ziemlich sicher. Belial war ehrgeizig, aber ein Dummkopf.
    Wieder einmal hatte Asmodis sein höllisches Düsterreich verlassen, um sich auf der Erde herumzutreiben. Er hatte die Gestalt eines Aktionärs angenommen und war in dessen künstlich aufgebaute Existenz geschlüpft. In dieser Tarngestalt hatte er schon häufig größere Geschäfte getätigt, meistens mit dem Erfolg, daß seine Partner alsbald ruiniert waren und sich nur noch durch Verzweiflungstaten über Wasser halten konnten - Taten, die sie unweigerlich in den Höllenschlund führten. Asmodis handelte mit Aktion. Dazu brauchte er nicht ständig präsent zu sein, es reichte, wenn er hin und wieder auftauchte und seine Geschäfte machte. Immerhin hatte er es nicht nötig, wirklich an seinen Spekulationen zu verdienen. So war das Büro meist nur von seiner Sekretärin besetzt, der »er« sein volles Vertrauen schenkte und die in seiner »Abwesenheit« mit seiner Vollmacht arbeitete - dann allerdings nicht im höllischen, sondern im Firmeninteresse.
    Die Sekretärin hatte sich inzwischen an sein sporadisches, seltenes Erscheinen gewöhnt. Sie wußte inzwischen, daß er nur dann das Büro aufsuchte, wenn ihn ein Geschäft besonders interessierte. Worum es bei seinen Geschäften wirklich ging, ahnte sie nicht einmal. Sie wußte auch nicht, wo er sich aufhielt, wenn er sich nicht in Denver befand. Dann war er auch für sie einfach unerreichbar.
    Sie wußte, daß das kein gutes Geschäftsverhalten war. Denn des öfteren waren schon Gelegenheiten an ihnen vorbeigegangen, bei denen sie trotz ihrer Handlungsvollmacht nicht einzugreifen wagte, weil es Dinge waren, die eigentlich des Risikos wegen tatsächlich nur der Chef zu entscheiden hatte. Aber irgendwie lebte die Firma dennoch und hatte sogar einen guten Namen. Und um ihr Gehalt zu zahlen, dafür reichte das Kapital immer aus.
    Die Steuerbilanzen unterlagen einem anderen Experten. Daß der sie mittels Magie frisierte, interessierte niemanden. So konnte Asmodis’ Scheinfirma, die nur vom Ankauf und Verkauf von Aktien lebte, unbehelligt weiter existieren.
    Diesmal hatte Asmodis wieder einen großen Schlag vor. Deshalb lümmelte er sich hinter seinem Schreibtisch, schlürfte Kaffee und bereitete eine größere Transaktion vor. Er spielte den Geldgeber für ein wahnsinnig riskantes Unternehmen einer großen Firma, der sämtliche Banken die Unterstützung aufgekündigt hatten. Niemandem war klarer als Asmodis selbst, daß jenes Unternehmen ein grandioser Fehlschlag werden würde. Aber gerade von den daraus sich ergebenden Konsequenzen lebte er. Der Ruin jenes Firmeninhabers würde der Gewinn der Hölle sein.
    Miß Mabel, die Sekretärin, öffnete nach dezentem Anklopfen vorsichtig die Tür. »Sir, da ist ein Herr, der Sie unbedingt sprechen möchte und um einige Minuten Ihrer Zeit bittet.«
    Asmodis hob den Kopf. Für den Mann, auf den er wartete, war es noch zu früh. Wer hatte da von selbst den Weg zu ihm gefunden?
    Er versuchte die Gedanken seines unbekannten Besuchers zu lesen. Aber seltsamerweise tastete er ins Leere. Da war nichts. Entweder dachte dieser Besucher nicht, oder er besaß die ausnehmend praktische Fähigkeit, sich abzuschirmen.
    Asmodis tastete tiefer. Aber auch da war nichts.
    Von seinem Gegner Zamorra wußte er, daß er dessen Gedanken auch nicht lesen konnte. Zamorra besaß eine gedankliche Sperre, die für alle undurchdringlich war, solange der Meister des Übersinnlichen sie nicht von sich aus aufhob. Aber Asmodis konnte wenigstens Zamorras Anwesenheit ertasten.
    Hier - nichts.
    Das weckte seine Aufmerksamkeit.
    »Schicken Sie ihn ’rein«, sagte der Fürst und klappte langsam den Aktenhefter zu, dessen Inhalt er studiert hatte, um geschäftlich wieder auf dem laufenden zu sein. Er war gespannt, was das für ein geheimnisvoller Besucher war.
    Eine gedankliche Totalabschirmung… das hieß, daß jener Besucher mit Magie sehr vertraut war. Kam er absichtlich in

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