0300 - Die Dynastie der Ewigen
Sekundenbruchteils den Gang, in welchem er sich befand. Die Umgebung wechselte.
Immer noch hielten seine Doppelgänger ihn fest. Aber jetzt war da jemand, der ganz anders aussah und langsam auf Zamorra zuschritt.
Menschenähnlich… silberner Overall… Gesichtsmaske mit dem Ewigkeitssymbol in der stilisierten Galaxis-Spirale…
Ein EWIGER, der sein Gesicht, sein wahres Aussehen nicht zeigen wollte?
In der Gürtelschnalle leuchtete ein Dhyarra-Kristall unbestimmter Ordnung!
Dicht vor Zamorra blieb der Dhyarra-Träger stehen. Er mochte gut drei Zentimeter kleiner sein als der Parapsychologe. Jetzt streckte er die Hand aus, griff zielsicher in Zamorras Tasche und nahm dessen Kristall an sich! Prüfend wog er ihn in der Hand. Erkannte er, daß der Kristall nur zweiter Ordnung war?
Der Ewige ließ Zamorras Dhyarra in einer Taschenfalte seines silbernen Overalls verschwinden. Dann streckte er die Hände aus, die in silbrigen Handschuhen steckten. Fünf Finger wie bei einem Menschen zählte Zamorra an jeder Hand. Waren die EWIGEN Menschen oder Menschenabkömmlinge, oder besaßen sie die fantastische Fähigkeit, jede beliebige Gestalt anzunehmen?
Was Zamorra von dem EWIGEN wußte, den er in Ash’Naduur kennengelernt hatte und der sich in zwei selbständige Wesen hatte aufteilen können, ließ ihn das Schlimmste annehmen. Aber jener andere EWIGE war nicht bösartig gewesen! Er hatte auf Zamorras Seite gestanden…
»Zeig mir dein Gesicht, oder bist du zu feige dazu?« fragte Zamorra.
Der EWIGE antwortete nicht. Nicht einmal durch ein leichtes Zucken verriet er, daß er Zamorras Worte überhaupt gehört hatte. Statt dessen berührten seine Finger das offen vor Zamorras Brust hängende Amulett, um es ihm abzunehmen.
***
Die Reaktion der Freunde kam zu spät. Sie hatten sich auf Zamorra werfen und ihn festhalten wollen, als seine Umrisse jäh verblaßten. Aber er verschwand schneller, als sie zupacken konnten, förmlich unter ihren Händen.
»Was war das?« schrie Nicole. »Wer hat ihn angegriffen?«
Gryf lachte bitter auf.
»Zehn kleine Negerlein«, sagte er. »Da waren’s nur noch drei. Sie haben ihn irgendwie gefangengenommen, schachmatt gesetzt. Es muß eine Art Ferntransport sein ähnlich dem, wie wir Druiden uns fortbewegen können…«
»Dhyarra-Energie«, sagte Nicole.
»Wißt ihr überhaupt, was Zamorras Verschwinden bedeutet?« fragte Odinsson rauh. »Sie wissen ganz genau, wo wir sind und über welche Mittel wir verfügen. Sie haben zielbewußt den Mann herausgegriffen, der erstens das Amulett und zweitens den Dhyarra-Kristall besitzt. Damit sind wir erledigt. Ohne den Dhyarra kommen wir nicht mehr raus und nicht mehr rein.«
»Wir müssen Zamorra befreien«, sagte Nicole.
»Erst einmal müssen wir wissen, wo er sich befindet. Aber ich fürchte, dazu haben wir keine Zeit mehr. So, wie wir beobachtet werden, können wir uns nur noch stärker auf unser eigentliches Ziel konzentrieren. Wir können keine Rücksicht mehr nehmen… wahrscheinlich gehen wir alle drauf.«
Nicole schluckte.
»Das ist noch lange nicht raus«, sagte sie. »Wir haben schon oft in aussichtslosen Situationen gesteckt.«
»Ich glaube, ich kann Zamorra anpeilen«, sagte Gryf. »Vielleicht kann ich auch innerhalb dieses UFOs springen. Dann hole ich ihn.«
Im nächsten Moment verschwand er.
Ein gellender Schrei hallte durch die Gehirnwindungen der beiden zurückbleibenden Menschen. Er verwehte rasch. Gryf tauchte nicht mehr auf.
Nicole war bleich geworden.
»Da waren’s nur noch zwei«, sagte Odinsson. »Weiter. Wir müssen notfalls die Türen mit den Handgranaten aufsprengen, wenn es gar nicht anders geht.«
Und das war schon ziemlich bald nötig.
Vor und hinter ihnen senkten sich Stahlplatten aus der Decke und verwandelten den Abschnitt des Korridors, in dem sie sich befanden, in eine Gefängniszelle…
***
Im ersten Sekundenbruchteil hatte Gryf geglaubt, alles sei normal. Daß er Zamorra gedanklich hatte anpeilen können, hatte ihn leichtsinnig gemacht wie schon oft in seinem Leben. Zu spät begriff er, daß er in eine Falle gesprungen war.
Er schrie unwillkürlich auf, wollte den Sprung rückgängig machen. Aber das ging nicht mehr, war noch nie gegangen.
Gryf erreichte sein Ziel nicht.
Er blieb irgendwo dazwischen hängen, in einem magischen Netz, das ihn fesselte und ihm kaum erträgliche Schmerzen bereitete. Er wurde herumgewirbelt, verlor die Orientierung. Und dann zog ihn etwas aus dem körperlosen Nichts
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