0300a - Wir jagten die Brillanten-Haie
Bromford, »wenn wir den Mann nicht erwischt hätten, wer weiß, ob er jemals entdeckt worden wäre.«
Der Lieutenant ordnete die Rückfahrt an und setzte sich über Funk mit seiner Zentrale in Verbindung. Er schilderte den Fund und bat um einen Krankenwagen, um den Toten ins Hospital zu schaffen.
Nach einer Stunde legte Polizeiboot 24 am Pier 67 an. Auf der Pier stand ein Krankenwagen mit abgeblendeten Lichtem.
Der Lieutenant ließ zwei Träger an Bord kommen, überwachte den Abtransport der Leiche und ging dann in seine Kajüte. Mit großer, ausdrucksvoller Schrift schrieb er seinen Bericht in das Logbuch.
***
Die Umgebung kam mir fremd vor, als ich am nächsten Morgen auf wachte. Das Telefon neben meinem Kopfkissen schrillte lauter als die Alarmklingel im FBI-Gebäude. Ich griff zum Hörer. Murphy war in der Leitung.
Murphy war der Kollege, der die drei ersten Juwelendiebstähle weiterbearbeitete.
»Hallo, Murphy«, sagte ich, »was gibt’s? Habt ihr die Gangster heute Nacht erwischt?«
»Nein, Jerry, aber hier ist ein Fernschreiben aus Washington. Das könnte dich interessieren. Außerdem sind Prints und Foto einer Leiche hier. Alles für dich.«
»Okay, Murphy, leg es auf einen Schreibtisch. Ich bin in ein paar Minuten im Office«, antwortete ich, warf einen Blick auf die Uhr und schnellte aus dem Bett.
Weil es gestern Abend zu spät geworden war, hatten Phil und ich uns im Eastem Hotel, das in der 68. Straße Ost liegt, einquartiert. So befanden wir uns denn in unmittelbarer Nähe unseres Distriktgebäudes und waren jederzeit einsatzbereit.
Nach fünf Minuten ertönte ein zaghaftes Klopfen an der Zimmertür.
»Ich bringen Ihnen den Kaffee«, piepste Helen Dukles, die Wirtin.
Ich sprintete zur Tür und drehte den Schlüssel.
Die Frau wankte unter der Last des Tabletts herein. Sie hatte zwar nur Kaffee angekündigt, lieferte aber ein komplettes Frühstück mit Porridge, Schinken mit Ei und einer Riesenkanne Kaffee. Mit einem verschmitzten Lächeln setzte sie das Tablett auf den Tisch, strich mit der Hand die sich bauschende, weiße Schürze glatt und lispelte: »Agent Decker ist auch bereits beim Frühstück.«
»Danke, Mrs. Dukles. Ich werde an Sie denken. Beim nächsten FBI-Ball lade ich Sie ein. Aber Sie dürfen mir keinen Korb geben!«
Sie lachte verlegen und verschwand. Mrs. Helen Dukles hatte die sechzig überschritten, trug ihr graues Haar zu einem Knoten zusammengefasst und hüllte ihren rundlichen Körper in eine frisch gewaschene und gestärkte Schürze.
Ich stürzte mich mit Heißhunger aufs Frühstück. Nach einer Viertelstunde hatte ich für den ganzen Tag vorgesorgt.
Ich streckte den Kopf in Mrs. Dukles Wohnzimmer, verabschiedete mich und trottete zum Distriktgebäude hinüber.
Auf dem Flur lief mir unser Doc über den Weg.
»Hallo, Jerry, keine Behandlung nötig?«, scherzte er.
»Wir haben es im Augenblick mit rücksichtsvollen Gangstern zu tun, Doc.« Unbewusst fuhr meine Hand zur Schädeldecke, wo ein taubeneigroßes Gebilde sich auch durch die Haare abzeichnete.
»Pech gehabt. Aber diesmal hat der Schädel gehalten«, sagte ich mit süßsaurer Miene, als der Doc einige Treppen höherstand und meinen Hinterkopf in Augenschein nahm.
»Also, heute bist du kein klinischer Fall«, lästerte der Doc uns jagte die Treppen rauf.
Ich ging zu unserem Office, stieß die Tür auf und warf einen Blick auf den Schreibtisch. Hier hatten sich einige Aktenstücke angesammelt.
Wir hatten das Bild vom Juwelenräuber mit Maske nach Washington gefunkt. Ich war auf die Antwort gespannt, riss den Umschlag auf und stürzte mich auf den Text.
»Innerhalb von sechs Stunden haben wir etwa zweihundert Personen herausgefunden, die sich in Stirn, Nasenwurzel, Augen und Haarstil so ähnlich sehen, dass sie alle in Frage kommen könnten. Weitere Nachforschungen nicht möglich.«
Mit diesem Bescheid hatte ich gerechnet. Aber wir wollten nichts unversucht lassen, um den Gangstern auf die Spur zu kommen.
Ich kramte das Gangsterfoto aus meiner Tasche, legte es auf den Schreibtisch und konzentrierte mich auf das Gesicht, das ich in der vergangenen Nacht aus der Froschperspektive beim Aufleuchten des Streichholzes gesehen hatte. Zwischen beiden Gesichtem bestand nur eine entfernte Ähnlichkeit. Abgesehen davon traute ich den Hafengangstem die Raubzüge in piekfeine Juweliergeschäfte nicht zu.
Phil betrat das Büro, riss seinen Mund auf, als er mich auf meinem Platz hocken sah und murmelte: »Und die
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