0300a - Wir jagten die Brillanten-Haie
John Marbel. Warum sollte es dir besser gehen als vielen anderen kleinen Gangstern, die auf Bestellung einen Menschen ermordeten? Was hat der Boss dafür bezahlt?«, bohrte ich.
»Du irrst, G-man, wir haben bereits eine Menge Schmuck abgesetzt. In Pfandhäusern. Denn besser einige Bucks im Beutel als den Schmuck, von dem wir nicht leben können«, erwiderte Marbel mit einem Grinsen.
»Kein Pfandleiher wird sich deinetwegen Läuse in den Pelz setzen«, erwiderte Phil. »Du tischst uns hier faustdicke Märchen auf, die wir nicht glauben, John Marbel. So sieht die Wahrheit aus: Der Boss hat euch die Kreditkarte geschenkt, in der Hoffnung, dass ihr sie benutzen würdet und dabei auffliegt. Und ihr seid genau auf diesen Trick hereingefallen.«
John Marbel wischte sich mit beiden Händen über die Stirn. Aus zusammengekniffenen Augen starrte er mich an und prustete: »He, G-man, ihr könnt mich nicht zu einer falschen Aussage überreden. Porter und ich sind die Juwelendiebe.«
Wir hatten solche Fälle in rauen Mengen erlebt, wo sich kleine Gangster und Taschendiebe interessant machen wollten. Sie kamen bei uns an und legten ein freiwilliges Geständnis ab. Die Einzelheiten hatten sie aus den Zeitungen zusammengetragen oder sich aus den Fingern gesogen. Aber bei Marbel und Porter sah die Sache anders aus. Sie waren mit von der Partie, als die Gangster die Nachtbesuche bei Morrison, Hampson und Beeson machten.
»Gut, also der Überfall bei Salisbury geht auf eure Kappe?«, fragte ich.
Der Bursche nickte.
»Wer befand sich außer Salisbury noch im Geschäft?«, fragte Phil.
»Die zwei Verkäufer«, erwiderte John Marbel ruhig.
»Wo standen die zwei Verkäufer, als ihr den Laden betratet?«, bohrte ich weiter.
»Hinter der Theke.«
Als ich den Mund zu einer neuen Frage öffnete, klingelte das Telefon. Unsere Zentrale verband weiter, als sie meinen Namen hörte. Am anderen Ende meldete sich ein Kollege aus dem Dezernat, das die Wagendiebstähle bearbeitete.
»Hallo, Cotton, hier ist Cook. Ihr habt doch die Scherereien mit einem roten Mercury aus New Haven gehabt. Der Besitzer sitzt mir gegenüber. Ihm ist heute erst aufgefallen, dass sein Wagen verschwunden ist, weil er ihn zwei Tage nicht brauchte.«
»Und wo stand er?«
»In einer Hochgarage, vierundzwanzigstes Stockwerk an der 104. Straße West. Ich denke, dass ihr den Hinweis gut verwenden könnt.«
»Der Tipp ist ausgezeichnet Cook. Du kannst nicht ahnen, wie aktuell deine Nachricht ist.« Ich bedankte mich und legte auf.
Während des Gespräches hatte ich den Hörer so fest ans Ohr gepresst, dass John Marbel nicht'mithören konnte.
»Und wer von euch beiden hat Salisbury erschossen?«, fragte Phil.
»Ich«, sagte er, »während Porter den Schmuck aus der Vitrine nahm.«
»Alles, was du uns bisher aufgetischt hast, konntest du aus den Zeitungen lesen«, schaltete ich mich wieder ein, »aber ich habe eine andere Frage, die bisher noch keine Zeitung beantwortet hat. Wo habt ihr den roten Mercury gestohlen?«
»In der Hochgarage an der 104. Straße West«, antwortete John Marbel prompt, »ich glaube, der Mercury stand im vierundzwanzigsten oder fünfundzwanzigsten Stockwerk.«
Ich hielt zehn Sekunden lang die Luft an. Dann ließ ich sie mit einem hörbaren Pfeifen zwischen den gespitzten Lippen entweichen. Das war ein Zeichen meiner Überraschung. Es war unmöglich, dass Marbel auch nur ein Wort von dem mitgekriegt hat, was Cook mir ins Ohr flötete. Also musste Marbel tatsächlich der Täter sein.
»Wie habt ihr den Schlitten losgeeist im Parkhochhaus?«, fragte Phil.
»Wir sind mit einer alten Parkkarte ins Haus gekommen und haben so lange gesucht, bis wir einen Wagen fanden, der nicht verschlossen war«, gestand er freimütig.
Der Bursche brachte mich aus dem Gleichgewicht. Jetzt bestand immer noch die Möglichkeit, das er den Wagen gestohlen und ihn dann an die Gangster abgeliefert hatte. Ich ließ mich keine Sekunde davon abbringen, das Marbel und Porter die Handlanger der Juwelenbosse waren, bessere Gorillas also mit mehr Vollmachten und wahrscheinlich besserer Bezahlung. Sie hatten den Auftrag, die Bosse zu decken, bis die beiden ihr Schäfchen im Trockenen hatten. Dann vor Gericht oder vorher schon widerriefen sie ihre Geständnisse und bewiesen, dass sie mit den Überfällen und Einbrüchen kaum etwas zu tun hatten. Allerdings würden sie den Mord an Mac Intosh nicht ableugnen können. Denn ich hatte sie kurze Zeit später am Tatort
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