0300a - Wir jagten die Brillanten-Haie

Schmuckkästchen.«
    »Möglich. Ist Tobridge tot?«
    »Nein. Er liegt mit zwei Bauchschüssen im St. Vincent Hospital an der 11 Straße West. Lebensgefahr besteht im Augenblick nicht.«
    »Wann hat sich der Überfall ereignet?«
    »Vor einer halben Stunde etwa.«
    »Okay, ich komme raus, oder noch besser, ich fahre direkt zum Hospital und besuche Sie anschließend, Dexter.«
    ***
    Als Phil in den Spiegel sah, starrte ihm ein fremdes Gesicht à la Clark Gable entgegen. Der Maskenbildner hatte selbst die Form von Phils Augen verändert.
    »Zufrieden?«, murmelte der Maskenbildner.
    »Okay. Jetzt muss ich aufpassen, dass ich mich selbst wiedererkenne«, scherzte Phil, sprang auf und prüfte den Sitz seines Anzuges. Es handelte sich um eine Leihgabe aus unseren FBI-Beständen, die für derartige Maskeraden in Anspruch genommen werden können. Zu dem bleigrauen Gesellschaftsanzug gehörten ein steifer Hut und ein Spazierstock.
    Phil ließ sich das Zubehör verpassen und tänzelte die Treppen hinunter zum Taxi, das auf ihn wartete.
    Eine Viertelstunde später stoppte das Yellow Cab vor einer Bar. Im zuckenden Leuchtbuchstaben lief der Namenszug Lolita über die Hausfront.
    Im Eingang stand ein Zweieinhalb-Zentnermann in einer verwaschenen Generalsuniform, die durch den Besatz von Goldstreifen aufgewertet war. Er bewegte seine Massen auf Phil zu, der aus dem Taxi stieg.
    »Darf ich Ihnen den Stock abnehmen?«, brummte der Portier und griff nach Phils Zubehör. Mein Freund gab ihm den Spazierstock.
    Der Portier öffnete die Pendeltür und ließ Phil eintreten.
    »Da links befindet sich die Garderobe«, bellte der Portier. Er hatte das gutmütige Gesicht einer zahnlosen alten Bulldogge.
    Phil lieferte den Hut ab, zahlte einen Dollar Garderobengeld und trat vor einen zwei Yards hohen Wandspiegel. Der Portier warf Phil einen musternden Blick zu. Dann wälzte sich das Schwergewicht, das nur von der Uniform zusammengehalten wurde, dem Ausgang zu.
    Mein Freund schnippte ein Stäubchen von seinem Jackenkragen, trottete zur Bartür und stieß sie auf. Sein Blick fiel auf die Theke. An ihr hingen einige Gestalten, die nicht den gepflegtesten Eindruck machten. Ihre Jacken drohten unter den Rücken- und Armmuskeln jeden Augenblick aus den Nähten zu platzen.
    Als Phil den Laden betrat, wirbelten vier Gesichter herum. Sie starrten meinen Freund feindselig an.
    Phil kümmerte sich nicht um die Begrüßung, ging durch die halb besetzte Bar und ließ sich an einen Tisch in der zweiten Nische nieder.
    Schon bald erschien der Kellner im hellblauen Frack. Sein Gesicht glich einer unbeweglichen Maske. Wortlos überreichte er meinem Freund die Getränkekarte.
    Phil bestellte einen doppelstöckigen Manhattan-Cocktail. Der Bursche schob ab, kam nach wenigen Augenblicken mit dem Getränk zurück und stellte Phil den Becher vor die Nase.
    Mein Freund musterte die Gestalten an der Theke und an den Tischen, die in seinem Blickfeld saßen.
    Unser junger FBI-Kollege und Jack Bronson waren nicht darunter. Phil nippte am Cocktail, schob das Glas zurück und vergewisserte sich mit einem Druck seines linken Oberarms, dass die 38er Smith & Wesson an ihrem Platz steckte.
    Plötzlich spürte Phil hinter sich einen Luftzug. Ehe mein Freund herumwirbeln konnte, fühlte er den Druck eines harten Gegenstandes in seinem Rücken.
    »Es ist eine Pistole mit Schalldämpfer«, belehrte ihn eine Stimme. »Machen Sie keine falsche Bewegung. Um Sie genau, was ich Ihnen sage. Stehen Sie auf und gehen Sie rückwärts, ohne sich umzudrehen. Los!«
    Phil gehorchte, denn er hatte keine Chancen, es auf einen Versuch ankommen zu lassen. In einer solchen Bar wurde das Plopp der Pistole vom Knallen eines Sektpfropfens übertönt.
    Als er rückwärts über eine Schwelle stolperte, fing der Bursche ihn auf und rammte ihm die Pistole zwischen die Rippen.
    »So, jetzt streck die Arme in die Höhe.«
    »Was wollen Sie von mir?«, fragte Phil.
    »Oh, eine verdammt kluge Frage, Agent Decker«, knurrte der Mann. »Ich brauche mich wohl nicht vorzustellen. Ich wollte mich nur für Ihre Bemühungen bedanken. Sie verstehen, für die Lügen-Box.«
    »Das war Ihr gutes Recht, Bronson, Ihre Unschuld zu beweisen«, entgegnete Phil.
    »Großartig. Weil Sie von meiner Unschuld überzeugt sind, hetzten Sie mir einen jungen Schnüffler auf den Hals, den ich allerdings ausgeschaltet habe. Nein, G-man, auf ganz korrekte Weise. Ich lasse mich von euch nicht wegen Mordes an einem G-man auf den