0300a - Wir jagten die Brillanten-Haie
ein.
»Nein, das Tuch lag enger am Gesicht«, entsann sich LePage.
Akers wechselte das Dia.
»Und die Stirn? Stimmt sie?«, bohrte ich.
»Vielleicht etwas mehr nach hinten gezogen.«
»Sie meinen, etwas fliehend?«
»Ja, Sir.«
Akers griff zum Kohlestift und deutete auf der Leinwand die Stirnkorrektur an.
Nach einigen Sekunden sagte LePage hastig: »Ich glaube, so ist er genau getroffen.«
Akers machte daraufhin erst die Profilaufnahme. Dann stellte er die anderen Dias wieder ein und fotografierte.
Ich verließ mit Phil und LePage den Raum, ging nach oben und stieß die Tür auf. Das Nachmittagslicht strömte durch das geöffnete Fenster in unser Office.
»Setzen Sie sich bitte«, sagte ich zu Ernest LePage. »Sind Sie mit Fred Hallaway befreundet?«
LePage blickte auf seine spitzen Schuhe, die hin und her wippten.
»Sie brauchen mir nicht zu antworten. Niemand kann Sie überhaupt zu einer Antwort zwingen, selbst nicht wenn ich Sie verhafte-, LePage«, belehrte ich ihn.
»Nein, Sir, Fred und ich sprechen kaum miteinander. Ich war eher bei Mister Salisbury. Ich arbeite seit drei Jahren in dem Geschäft. Und Hallaway erst seit zwanzig Monaten.«
»Okay, ich verstehe. Warum wurde Hallaway eingestellt?«, schaltete sich Phil ein.
»Weil ein Verkäufer ging. Er hatte irgendwelche Differenzen mit Salisbury.«
»Kannten Sie diesen Verkäufer?«, fragte ich weiter.
»Ja, Sir.«
»Er war nicht einer von diesen Gangstern?«, bohrte ich.
Emest LePage dachte einige Sekunden nach. Dann schüttelte er den Kopf.
»Sie meinen, weil der Gangster über den Wert des Colliers Bescheid wusste? Und weil bei allen anderen Einbrüchen auch nur immer die besten Stücke geraubt wurden?«, folgerte LePage.
»Ja. Es muss sich also um einen Mann handeln, der auf dem Gebiet Fachmann ist. Ich beispielsweise würde garantiert das falsche Stück einpacken«, übertrieb ich.
LePage schmunzelte.
»Soviel ich weiß, hat Salisbury keine Verwandten in New York. Der Laden wird also geschlossen bleiben. Mir wäre es lieb, wenn Sie sich in den nächsten Tagen nicht mit Hallaway treffen. Wenn Ihr Kollege versuchen sollte, sich mit Ihnen in Verbindung zu setzen, rufen Sie mich bitte an«, sagte ich, »aber verstehen Sie recht, dies ist keine Anordnung, sondern eine Bitte.«
»Ja, Sir, ich habe Sie genau verstanden.«
»Okay, kritzeln Sie hier Ihre Telefonnummer auf das Blatt, LePage.«
Der Verkäufer kramte einen vergoldeten Drehbleistift aus seiner Jackentasche und schrieb die Telefonnummer in mein Notizbuch.
Dann verabschiedete ich den Verkäufer und brachte ihn bis vor das FBI-Gebäude.
Hallaway wartete nicht auf seinen Kollegen. Zumindest nicht direkt in unserer Straße.
***
»Was denkst du über die beiden?«, fragte Phil.
»Ich habe unser Archiv vorhin beauftragt, in der Kartei nachzusehen. Das Ergebnis werden wir gleich haben.«
Ich griff zum Hörer und wählte unser Archiv an. Der Kollege erteilte mir negativen Bescheid. Die Burschen waren demnach nifht vorbestraft.
»Es hätte mich auch gewundert«, sagte Phil, als ich ihm das Ergebnis mitteilte. »Selbst dieser Hallaway macht nicht den Eindruck eines Verbrechers, obgleich er sehr widerspenstig ist.«
»Etwas zu widerborstig! Hat…«
Mitten in meinen Satz klingelte das Telefon. Ich griff zum Hörer und meldete mich.
Mr. High war am anderen Ende und bat uns in sein Büro.
»Okay, Chef, wir kommen sofort!«
In der Tür prallten wir mit dem Kollegen Akers zusammen. Er überreichte uns sechs Fotos Nummer eins. Wir bedankten uns. Er sah uns mit einem wissenden Lächeln nach. Wenn es ein G-man so eilig hat, dass er seinem Kollegen keine Zigarette anbietet, dann wartet der FBI-Distriktchef auf ihn.
Wir stiefelten über den Flur, kletterten die Treppen hoch und klopften an der Tür zu Mr. Highs Büro.
Der Chef öffnete uns selbst die Tür.
»Sie haben bereits Fotos mitgebracht«, begann Mr. High und wies mit dem Kopf auf die Bilder, die ich in der Hand hielt.
»Sir, zumindest einen Gangster haben wir, vorerst nur im Bild«, antwortete ich, »aber dann ist ja bekanntlich kein weiter Weg mehr bis zur Verhaftung.«
Mr. High nahm zwei Fotos in Empfang und betrachtete sie. Dann schlug er eine Zeitung auf und wies auf eine Zeichnung.
»Die Kollegen von der Presse machen uns Konkurrenz. Sie haben einige Frauen aufgetrieben und ausgequetscht, die den Überfall erlebt haben. Der Pressezeichner hat sich dann hingesetzt und die Gestalten der Gangster gezeichnet. Gesichter
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