0301 - Druiden-Rache
zahlreiche Knochen weh, und ich schien auf dem ganzen Körper blaue Flecken zu haben. Ich stöhnte, als ich mich schräg hinstellte, damit ich nicht noch abrutschte.
Suko lebte, Mandra lebte!
Leider hatte es zwei Tote gegeben. Die Steine mußten die beiden Söldner überrollt haben. Von ihnen sah ich nämlich nichts. Der Platz, wo ihre Köpfe aus dem Boden geschaut hatten, war leer.
Ich schluckte. All unsere Bemühungen waren umsonst gewesen.
Guywanos schreckliche Rache hatte die Männer getroffen und ins Jenseits gezerrt. Hart mußte ich schlucken, doch das Leben ging weiter, und ich glaubte fest daran, daß die Gefahr noch längst nicht vorbei war. Sicherlich hielt der Hüter dieses Friedhofs noch andere, vielleicht sogar gefährlichere Trümpfe in der Hinterhand.
Suko wartete bereits auf mich. Deshalb ging ich zu ihm. Er hatte auch mit Mandra gesprochen, und ich stellte fest, daß beide Freunde ihre Köpfe drehten, den Hang hochschauten und dorthin blickten, wo er in eine sanfte Kuppe auslief.
Dort stand jemand.
Das mußte Guywano sein!
Ich ging ebenfalls nicht mehr weiter, stoppte etwa drei Yards hinter Suko und schaute mir den Hüter dieses Friedhofs an.
Irgendwie war ich enttäuscht. Ich hätte mehr mit einem schrecklichen Monstrum gerechnet, jedoch nicht mit einer geisterhaften Erscheinung, die einen langen Mantel trug, jedenfalls sah es so aus.
Aus dem »Gesicht« leuchtete es geheimnisvoll und überirdisch. Ich konnte aus der Entfernung die zahlreichen Runzeln und Falten darin erkennen.
Die Gestalt hielt sich aufrecht. Aus meiner Sichtperspektive wirkte sie noch größer, als sie tatsächlich schon war.
Natürlich war das interessant, was sie in der rechten Hand hielt.
Diesen Dolch hatte mein Freund Mandra Korab lange gesucht, seinetwegen hatten wir die zahlreichen Entbehrungen auf uns genommen, und nun befand er sich in Guywanos Hand.
Wie kam er dahin?
Diese Frage beschäftigte mich im Augenblick mehr als die Gestalt selbst, die sich nicht regte und starr auf uns Menschen herabblickte.
So also sah ein mächtiger Druide aus.
Suko und ich waren stehen geblieben. Wir kamen uns wie Akteure auf einer Bühne vor und konnten in der Gestalt des alten Druiden den Regisseur sehen, der alles überblickte.
Mandra wollte nicht mehr passiv bleiben. Er setzte sich in Bewegung. Ich wollte ihn erst noch warnen, verschluckte die Worte, denn was der Mann aus Indien tat, war legitim. Er würde sich das zurückholen wollen, was ihm allein gehörte.
Auch Suko zuckte. Er schien die gleichen Gedanken wie ich zu haben, denn er blieb stehen und wartete auf mich, da ich mich an seine Seite gesellte.
Furchtlos näherte sich Mandra Korab der Gestalt. Seine Hand verschwand unter der Jacke und holte den Dolch hervor.
»Mir scheint, daß er kämpfen will«, flüsterte Suko mir zu und verengte ein wenig die Augen.
»Halt!« Es war der Hüter des Friedhofs, der da gesprochen hatte und nun seinen freien Arm ausstreckte.
Mandra Korab respektierte diesen Befehl und stoppte seine Schritte. Er mußte den Kopf ein wenig in den Nacken legen, um zu Guywano hoch und ihn anschauen zu können.
Furcht zeigte der Inder nicht, denn er ergriff das Wort. »Ich bin gekommen, Guywano, um mir das zurückzuholen, was mir gehört. Es ist der Dolch, den du besitzt.«
Aus dem Mund des Druiden drang Gelächter. »Du willst diese Waffe zurückhaben?«
»Deshalb stehe ich hier!«
»Nein«, sagte Guywano, »das kommt nicht in Frage. Ich werde den Dolch behalten, denn man hat ihn mir nicht umsonst gegeben, das ist gewiss.«
»Wer gab ihn dir denn?«
Der alte Druide lachte. »Ich glaube dir, daß du es gern wissen willst, aber wenn ich dir den Namen sage, wirst du fluchtartig kehrtmachen und verschwinden wollen.«
»Sag ihn trotzdem.«
»Gut, auf deine Verantwortung. Es war Luzifer!«
Nicht nur Mandra Korab zeigte sich geschockt, Suko und ich waren es ebenfalls. Zum erstenmal fiel der Name dieses Wesens, das das absolut Böse überhaupt darstellte.
Luzifer!
Er stand über Asmodis. Er war der gefallene Engel, der die Hölle und das Böse überhaupt repräsentierte. Er hatte sich der Dolche bemächtigt und sie wieder abgegeben.
Aus welchem Grund?
Mandra Korab zeigte die gleiche Überraschung wie wir. Er drehte den Kopf und warf uns einen fragenden Blick zu. Wir hoben als Antwort die Schultern, mehr konnten wir nicht tun.
»Luzifer!« rief der Inder. »Was will der Höllenherrscher mit meinen Dolchen?«
»Ich kann es dir nicht genau
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